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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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persönlich hinter Dir her.
    RICHARD BALLVILLE.
    Das war alles gewesen. Die telegrafische Nachricht hatte McGrath in jener Stadt im fernen Westen erreicht, in der er seit seiner Rückkehr aus Afrika lebte. Wäre darin nicht Constance Brand erwähnt worden, hätte er sie einfach ignoriert. Als er jedoch diesen Namen las, schwappte eine erstickende, quälende Schockwelle durch sein Innerstes, die ihn tatsächlich dazu bewegte, so schnell, als sei der Teufel ihm auf den Fersen, per Zug und Flugzeug in das Land zu reisen, in dem er geboren war. Es war der Name einer Person, die er seit drei Jahren für tot hielt; der Name der einzigen Frau, die Bristol McGrath je geliebt hatte.
    Er steckte das Telegramm wieder ein, verließ den Pfad und ging in westlicher Richtung weiter, wobei er seinen kräftigen Körper zwischen den dicht stehenden Bäumen hindurchquetschen musste. Auf dem Teppich aus Kiefernnadeln machten seine Schritte kaum ein Geräusch. Er bewegte sich beinahe lautlos fort – er hatte seine Kindheit nicht umsonst im Land der mächtigen Kiefern verbracht. Etwa dreihundert Meter von der alten Straße entfernt, gelangte er an die Stelle, die er suchte – von hier aus verlief ein uralter Weg parallel zur Straße. Er war von jungem Buschwerk überwuchert und nicht viel mehr als ein schmaler Trampelpfad zwischen den dichten Kiefern. McGrath wusste, dass er zur Rückseite des Ballville-Anwesens führte; er schätzte, dass seine verborgenen Beobachter diesen Weg nicht überwachten. Woher sollten sie auch wissen, dass er sich daran erinnerte?
    Er folgte dem Pfad Richtung Süden und spitzte die Ohren, um kein Geräusch zu überhören. In diesen Wäldern konnte er nicht allein auf seine Augen vertrauen. Wie er wusste, war er nun nicht mehr weit von der Villa entfernt. Er befand sich im Augenblick an einer Stelle, an der früher, zu Lebzeiten von Richards Großvater, Felder gewesen waren, die sich fast bis zu den weiten Wiesen erstreckt hatten, die die Villa umgaben. Die Felder waren jedoch vor einem halben Jahrhundert aufgegeben und vom Wald geschluckt worden, der sich immer weiter ausbreitete.
    Jetzt konnte McGrath Ballville Manor erkennen, ein winziges Stück des mächtigen Gebäudes blitzte über den Wipfeln der Kiefern vor ihm auf. Fast im selben Moment schoss ihm das Herz in die Kehle, als ein menschlicher Schmerzensschrei die Stille wie ein Messer durchschnitt. Er vermochte nicht zu sagen, ob er von einer Frau oder von einem Mann stammte, doch allein der Gedanke, dass eine Frau geschrien haben könnte, trieb ihn hastig vorwärts. Wagemutig rannte er in Richtung des Gebäudes, das am Waldrand, dicht hinter den vereinzelten Bäumen, düster in den Himmel emporragte.
    Auch auf den einst so weitläufigen Wiesen wuchsen bereits einige junge Kiefern. Das gesamte Anwesen war vom Verfall gezeichnet. Hinter der Villa lagen mehrere Scheunen in Trümmern, ebenso die Nebengebäude, in denen einst die Familien der Sklaven gehaust hatten. Das Hauptgebäude selbst schien über all dem Schutt ins Wanken zu geraten – ein knarrender Riese, von Ratten angenagt, verrottend, der jeden Augenblick durch unglückliche Umstände einstürzen konnte.
    Mit den schleichenden Schritten eines Tigers näherte sich Bristol McGrath einem Fenster an der Seite des Hauses. Aus dem Fenster drangen Geräusche nach draußen, die eine Beleidigung für das Sonnenlicht waren, das schon schwach zwischen den Bäumen hindurchschien. Diese Laute setzten sich kriechend, wie ein entsetzliches Grauen, in McGraths Hirn fest.
    Er wappnete sich für das, was ihn im Inneren möglicherweise erwartete, und schaute hinein.
    2. Schwarze Folter
    Er blickte in einen großen, verstaubten Raum, der vor dem Krieg möglicherweise als Ballsaal gedient hatte. Unter der hohen Decke hingen Spinnweben, und die aufwändig verzierten Eichenvertäfelungen waren schwarz und schmutzig. In der großen Feuerstelle loderte ein Feuer – kleine Flammen nur, gerade groß genug, um die schmalen Eisenstangen, die im Feuer lagen, weiß erglühen zu lassen.
    Bristol McGrath sah die Flammen und die glühenden Stangen in der Feuerstelle zunächst jedoch nicht. Wie gebannt starrten seine Augen starr auf den Herrn des Hauses, und wieder sah er einen sterbenden Mann.
    An die vertäfelte Wand war ein schwerer Balken genagelt worden, an dem ein grober Querbalken befestigt war. Mit Seilen hatte man Richard Ballville mit den Handgelenken an diesen Querbalken gefesselt. Seine Zehen berührten den Boden

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