Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
Vom Netzwerk:
kaum, sodass er unter Qualen fortwährend versuchte, seinen Körper so lang zu strecken, dass er seine schmerzenden Arme entlasten konnte. Die Seile schnitten tief in seine Handgelenke ein, von seinen Armen tropfte Blut und seine Hände waren dunkel verfärbt und so stark geschwollen, dass sie beinahe platzten. Bis auf seine Hosen war er nackt, und McGrath sah, dass die weißglühenden Eisen bereits auf schreckliche Weise zum Einsatz gekommen waren. Es gab zahllose Gründe für die Totenblässe des Mannes und für die kalten Schweißperlen, die seinen geschundenen Körper bedeckten. Allein sein leidenschaftlicher Lebenswille hatte ihn die entsetzlichen Verbrennungen auf seinen Gliedern und überall auf seinem Körper überhaupt so lange überleben lassen.
    Auf seiner Brust war ein eigenartiges Symbol eingebrannt – eine eiskalte Hand legte sich auf McGraths Rücken. Er kannte dieses Symbol, und wieder flog seine Erinnerung um die halbe Welt und um Jahre zurück in jenen schwarzen, düsteren, grauenvollen Urwald, der von dröhnendem Getrommel erfüllt wurde, während die nackten Priester eines abscheulichen Kultes in der vom Feuerschein erhellten Dunkelheit ein fürchterliches Symbol in zitterndes Menschenfleisch brannten.
    Zwischen der Feuerstelle und dem sterbenden Mann hockte ein untersetzter Schwarzer, der nur eine zerfetzte, schmutzige Hose trug. Sein Rücken war dem Fenster zugewandt, so erkannte man die imposanten Schultern sehr gut. Sein massiger Kopf saß, wie bei einem Frosch, direkt auf diesen mächtigen Schultern, und er schien das Gesicht des Mannes, der am Querbalken hing, aufmerksam zu betrachten.
    Richard Ballvilles blutunterlaufene Augen glichen denen eines gefolterten Tieres, obwohl er geistig völlig klar und bei vollem Bewusstsein zu sein schien. In diesen Augen leuchtete verzweifelter Überlebenswille auf. Schmerzerfüllt hob er den Kopf und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Draußen vor dem Fenster schreckte McGrath instinktiv zurück. Er wusste nicht, ob Ballville ihn sehen konnte oder nicht. Er schien keinerlei Anstalten zu machen, dem animalischen Schwarzen, der ihn beäugte, die Anwesenheit ihres Beobachters zu verraten. Dann richtete der brutale Kerl seinen Blick auf das Feuer und streckte einen langen, affenähnlichen Arm nach einer der glühenden Eisenstangen aus – und in Ballvilles Augen blitzte ein entsetztes, eindringliches Flehen auf, das der Beobachter vor dem Fenster unmöglich missdeuten konnte. McGrath verstand es auch ohne die gequälte Kopfbewegung des Gefolterten, die seinen flehentlichen Blick begeleitete. Tigergleich sprang er genau in dem Augenblick über die Fensterbank, als der erschrockene Schwarze hochschnellte und mit der Beweglichkeit eines Affen herumwirbelte.
    McGrath hatte seine Waffe nicht gezogen. Er wagte nicht, einen Schuss abzufeuern, durch den er womöglich weitere Feinde auf sich aufmerksam machte. In dem Gürtel, der die zerfetzte, schmutzige Hose zusammenhielt, steckte ein Schlachtermesser. Es schien in die Hand des schwarzen Mannes gesprungen zu sein, als sei es lebendig. In McGraths Hand glänzte jedoch ein afghanischer Krummdolch, der ihm in zahllosen vergangenen Kämpfen bereits gute Dienste erwiesen hatte.
    Da er um die Vorteile eines plötzlichen, unerbittlichen Angriffs wusste, zögerte er keinen Moment lang. Seine Füße berührten nach dem Sprung kaum den Boden, da stürzte er sich auch schon auf den erstaunten Schwarzen.
    Ein unverständlicher Schrei quoll über dessen große rote Lippen. Er rollte wild mit den Augen hin und her, schwang das Schlachtermesser zurück und ließ es mit der Schnelligkeit einer zubeißenden Kobra wieder nach vorne sausen – ein Schlag wie dieser hätte einem Mann mit weniger gestählten Muskeln als Bristol McGraths gewiss die Eingeweide herausgerissen.
    Der Schwarze taumelte jedoch unwillkürlich rückwärts, als er zuschlug, und diese instinktive Bewegung verlangsamte seinen Schlag gerade genug, dass McGrath ihm mit einer blitzschnellen Drehung seines Oberkörpers ausweichen konnte. Die lange Klinge zischte unter seiner Achsel hindurch und riss seine Kleidung und seine Haut auf – und im selben Moment durchbohrte der afghanische Dolch die schwarze, stämmige Kehle.
    Kein Schrei erklang, als der Mann zu Boden fiel, nur ein ersticktes Gurgeln, und aus seiner Kehle quoll Blut hervor. McGrath hatte sich nach dem tödlichen Schlag mit einem Satz befreit, der dem eines Wolfes glich. Ungerührt betrachtete er

Weitere Kostenlose Bücher