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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Art Brunnen oder Grube gefallen …
    Plötzlich spürte Steve, dass seine Hände wieder frei waren, setzte sich auf und griff nach seinem Taschenmesser, das die Araber übersehen hatten. Er blickte nicht auf, um sich in der Kammer umzusehen, als er seine Fußfesseln durchtrennte. Dann befreite er Yar Ali, was gar nicht so einfach war, da sein verletzter linker Arm steif und nutzlos war.
    »Wo sind die Beduinen?«, fragte er, als der Afghane sich erhob und ihm auf die Beine half.
    »Allah, sahib «, flüsterte Yar Ali, »bist du verrückt? Hast du alles vergessen? Lass uns schnell von hier verschwinden, bevor der Dschinn zurückkommt!«
    »Das war ein Albtraum«, murmelte Steve. »Sieh doch – das Juwel ist wieder auf dem Thron …« Seine Stimme erstarb. Um den antiken Thron glänzte erneut ein rot pulsierendes Licht, das von dem vermodernden Schädel reflektiert wurde, und in den ausgestreckten Fingern lag das Feuer von Asshurbanipal. Am Fuß des Throns aber lag etwas, das vorher nicht dort gelegen hatte – der abgetrennte Kopf von Nureddin El Mekru blickte ausdruckslos in das graue Licht, das durch die steinerne Decke fiel. Seine blutlosen Lippen waren zu einem grausamen Grinsen verzerrt. In seinen starren Augen spiegelten sich unsagbare Schrecken. Auf dem staubigen Boden erkannte man drei verschiedene Spuren – die eine hatte der Scheich hinterlassen, als er dem auf die Wand zurollenden Juwel nachgeeilt war. Über ihr lagen zwei weitere Spuren, die zum Thron und wieder zurück zur Mauer führten – riesige, formlose Abdrücke von gespreizten Füßen mit gigantischen Klauen, die weder von einem Menschen noch von einem Tier stammen konnten.
    »Mein Gott!«, stammelte Steve atemlos. »Es ist wahr – und dieses Ding – dieses Wesen, das ich gesehen habe …«
    Steve blieb die Flucht aus der Kammer wie ein rauschender Albtraum in Erinnerung, in dem er und sein Kamerad kopflos eine endlose Treppe hinunterrasten, die wie ein grauer, furchteinflößender Schacht war, und blindlings durch staubige, stumme Kammern eilten, vorbei an dem finster blickenden Götzenbild in der mächtigen Halle und hinaus ins grelle Sonnenlicht der Wüste, wo sie restlos erschöpft zu Boden fielen und nach Luft rangen.
    Wieder wurde Steve von der Stimme des Afridi aufgeschreckt: » Sahib, sahib, im Namen von Allah, dem Barmherzigen, das Glück ist wieder mit uns!«
    Steve sah seinen Kameraden beinahe wie in Trance an. Die Kleider des großen Afghanen hingen in Fetzen und waren von Blut durchtränkt. Er war staubbedeckt und blutverschmiert, und seine Stimme glich einem Krächzen. Seine Augen aber leuchteten voller Hoffnung, und er streckte zitternd seinen Zeigefinger aus.
    »Im Schatten der zerfallenen Mauer dort«, krächzte er und versuchte, seine schwarzen Lippen zu befeuchten. » Allah il allah! Die Pferde der Männer, die wir getötet haben. Mit Feldflaschen und Lebensmitteln in den Satteltaschen! Die Hunde sind geflohen, ohne die Rosse ihrer Brüder mitzunehmen!«
    Neuer Lebensmut erfüllte Steve, und er erhob sich schwankend. »Weg von hier«, raunte er Yar Ali zu. »Bloß schnell weg hier!«
    Wie sterbende Männer taumelten sie auf die Pferde zu, banden sie los und stiegen mit Mühe in die Sättel.
    »Wir nehmen die anderen Pferde auch mit«, sagte Steve mit rauer Stimme, und Yar Ali nickte zustimmend.
    »Sie werden uns gewiss noch von Nutzen sein, ehe wir die Küste erreichen.«
    Obwohl ihre gequälten Nerven förmlich nach dem Wasser schrien, das in Feldflaschen an ihren Satteltaschen hing, wendeten sie die Reittiere und trieben sie wie wild an. Sie sahen aus wie fliegende Leichen, als sie die lange, sandige Allee Kara-Shehrs entlang ritten, vorbei an zerstörten Palästen und eingestürzten Säulen, und schließlich übersprangen sie die eingestürzte Mauer und fegten hinaus in die Wüste. Keiner der beiden blickte auch nur ein einziges Mal zurück auf die Stätte des schwarzen, uralten Schreckens, und sie sprachen kein Wort, bis die Ruinen in weiter Ferne lagen und im Dunst verschwanden. Erst dann zogen sie die Zügel an und stillten ihren Durst.
    »Allah il allah!«, sprach Yar Ali gottesfürchtig aus. »Diese Hunde haben mich geschlagen, bis es sich anfühlte, als sei jeder Knochen in meinem Körper gebrochen. Ich bitte dich, sahib , lass uns absteigen. Ich will nach der verfluchten Kugel in deiner Schulter suchen und dich so gut verbinden, wie meine bescheidenen Fähigkeiten es zulassen.«
    Während er ihn versorgte, sprach

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