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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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bösen Stein liegt, der wie Satans rotes Herz pocht! Wir sind Euch wider besseres Wissen hierher gefolgt, da Ihr Euch als starker Mann erwiesen und uns versichert habt, dass Ihr einen Zauber gegen alles Böse kennt. Ihr habt gesagt, Ihr wollt Euch das geheimnisvolle Juwel nur ansehen, doch nun müssen wir erkennen, dass es Eure Absicht ist, es an Euch zu nehmen. Beleidigt den Dschinn nicht!«
    »Nein, Nureddin, beleidigt den Dschinn nicht!«, mahnten die übrigen Beduinen im Chor. Die eigenen, hartgesottenen Männer des Scheichs, die in einer Gruppe etwas abseits der Beduinen standen, sagten nichts. Unzählige Verbrechen und gottlose Taten hatten sie hart gemacht, und sie waren weniger anfällig für Aberglaube als die Wüstenmänner, deren Volk sich die schreckliche Geschichte der verfluchten Stadt seit Jahrhunderten erzählte. Auch wenn Steve Nureddin aus tiefstem Inneren hasste, erkannte er dennoch dessen magnetische Anziehungskraft, die ihn zu einem geborenen Führer machte, dem es sogar gelungen war, jahrhundertealte Ängste und Traditionen zu überwinden.
    »Der Fluch trifft nur die Ungläubigen, die in die Stadt einfallen«, entgegnete Nureddin, »aber nicht die Gläubigen. Seht doch – in diesen Kammern haben wir unsere kafar Feinde bezwungen!«
    Ein Wüstenfalke mit weißem Bart schüttelte den Kopf.
    »Der Fluch ist älter als Mohammed und kennt weder Rasse noch Religion. Böse Menschen haben diese schwarze Stadt am Anbeginn der Zeit erbaut. Sie haben unsere Vorfahren in den schwarzen Zelten unterdrückt und sich gegenseitig bekämpft. Wahrlich, die schwarzen Mauern dieser bösen Stadt sind mit Blut beschmutzt, und sie erzählen von unheiligem Treiben und raunen sich düstere Geschichten längst vergangener Intrigen zu.
    Wollt Ihr wissen, woher der Stein kommt? Am Hof von Asshurbanipal lebte ein Magier, der um das schwarze Wissen der Zeiten wusste. Um Macht und Ehre zu erlangen, wagte er sich in die Schrecken einer weiten, namenlosen Höhle, die in einem dunklen, unbereisten Land lag, und aus den von Dämonen heimgesuchten Abgründen brachte er das brennende Juwel mit, das aus den gefrorenen Flammen der Hölle geschlagen wurde! Kraft seiner furchteinflößenden schwarzen Magie belegte er den Dämon, der das uralte Juwel bewachte, mit einem Zauber und stahl den Stein. Den Dämon aber ließ er schlafend in der unentdeckten Höhle zurück.
    So lebte dieser Magier – sein Name war Xuthltan – am Hofe des Sultans Asshurbanipal. Er zauberte und machte Vorhersagungen, indem er tief in den grellen Stein hineinsah, in den nur seine Augen blicken konnten, ohne zu erblinden. Die Menschen nannten den Stein zu Ehren des Königs ›Feuer von Asshurbanipal‹.
    Doch als das Böse über das Königreich hereinbrach, gaben die Menschen dem Zauber des Dschinn die Schuld, und in seiner großen Furcht bat der Sultan Xuthltan, das Juwel wieder in die Höhle zu werfen, aus der er es gestohlen hatte, bevor noch mehr Unheil über sie käme.
    Aber der Magier wollte den Edelstein nicht aufgeben, aus dem er unglaubliche Geheimnisse aus vormenschlichen Zeiten lesen konnte, und er floh in die Rebellenstadt Kara-Shehr, in der schon bald ein Bürgerkrieg ausbrach, in dem Mann gegen Mann um das Juwel kämpfte. Auch der König, der in der Stadt herrschte, begehrte den Stein. Er ließ den Magier ergreifen und zu Tode foltern – in diesem Raum hier hat er zugesehen, wie er starb. Mit dem Juwel in der Hand setzte sich der König auf seinen Thron – dort hat er jahrhundertelang gesessen, und dort sitzt er noch heute!«
    Der Finger des Arabers berührte die vermodernden Knochen auf dem marmornen Thron, und die wilden Wüstenmänner erblassten – selbst Nureddins Schergen wichen zurück und schnappten erschrocken nach Luft, doch der Scheich zeigte keinerlei Anzeichen der Beunruhigung.
    »Als Xuthltan starb«, fuhr der alte Beduine fort, »verfluchte er den Stein, dessen Magie ihn nicht gerettet hatte. Laut kreischend stieß er die Worte aus, die den Zauber lösten, der auf dem Dämon lag, der die Höhle bewachte, und ließ so das Ungeheuer frei. Dann rief er die vergessenen Götter an – Cthulhu und Koth und Yog-Sothoth und all jene, die in vormenschlicher Zeit in den schwarzen Städten unter dem Meer und in den tiefsten Höhlen der Erde gehaust hatten – und mit seinem letzten Atemzug besiegelte er das Schicksal des falschen Königs: Sein Schicksal sollte es sein, bis zum Donnern des Jüngsten Gerichts auf seinem Thron zu sitzen, das

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