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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Feuer von Asshurbanipal stets in seiner Hand.
    Daraufhin stieß der große Stein einen Schrei aus, der von einem lebendigen Wesen hätte stammen können, und der König und seine Soldaten sahen eine schwarze Wolke aus dem Boden wirbeln, aus der ein übel riechender Wind blies, und aus dem Wind formte sich eine finstere Gestalt, die ihre grauenhaften Klauen nach dem König ausstreckte, der durch ihre Berührung völlig austrocknete und starb. Die Soldaten ergriffen brüllend die Flucht, und alle Bewohner der Stadt rannten laut heulend in die Wüste, wo sie entweder den Tod fanden oder sich durch die Einöde zu den weit entfernten Oasenstädten retteten. Kara-Shehr aber blieb still und verlassen zurück, und Eidechsen und Schakale machten die Stadt zu ihrem neuen Zuhause. Als einige der Wüstenbewohner in die Stadt eindrangen, fanden sie den König tot auf seinem Thron sitzen, das flammende Juwel noch in seiner Hand. Sie wagten nicht, es zu berühren, da sie wussten, dass der Dämon ganz in der Nähe lauerte und den Stein bis ans Ende aller Tage bewachen würde – und auch jetzt, da wir hier stehen, ist er nicht weit.«
    Die Krieger erschauderten unwillkürlich und blickten sich um, und Nureddin sagte: »Wieso hat er sich nicht gezeigt, als die beiden die Kammer betraten? Ist er taub, dass der Kampfeslärm ihn nicht geweckt hat?«
    »Wir haben das Juwel nicht berührt«, antwortete der alte Beduine, »und auch die beiden haben seine Ruhe nicht gestört. Viele Menschen haben es gesehen und sind am Leben geblieben, aber kein Sterblicher wird eine Berührung des Steins überleben.«
    Nureddin wollte etwas erwidern, doch als er in die unbelehrbaren, beunruhigten Gesichter um ihn blickte, erkannte er, dass eine Diskussion zwecklos war. Sein Tonfall änderte sich abrupt.
    »Ich bin Euer Anführer«, herrschte er sie an, wobei er eine Hand auf sein Pistolenhalfter legte. »Ich habe auf der Suche nach diesem Edelstein nicht Blut gelassen und Entbehrungen auf mich genommen, um in letzter Sekunde durch grundlose Furcht aufgehalten zu werden! Bleibt alle wo Ihr seid! Wer sich mir nähert, läuft Gefahr, seinen Kopf zu verlieren!«
    Als er sich ihnen zuwandte, seine Augen rot vor Zorn, wichen sie, eingeschüchtert von seiner Unbarmherzigkeit, zurück. Stolz stieg er die Marmorstufen hinauf, während die Araber den Atem anhielten und sich langsam zum Ausgang zurückzogen. Yar Ali, der endlich wieder bei Bewusstsein war, stöhnte jämmerlich auf.
    Mein Gott, dachte Steve, was für eine barbarische Szene! Auf dem staubigen Boden lagen gefesselt die Gefangenen, um sie herum standen wilde Krieger, die Waffen in ihren Händen zum Kampf bereit. In der Luft lag der beißende Geruch von Blut, Gehirnmasse und Eingeweiden – und auf dem Podium stand der falkengesichtige Scheich, der seine Umgebung nicht mehr wahrnahm und nur noch Augen für das böse, blutrote Feuer hatte, das in den Skelettfingern auf dem Marmorthron glühte.
    Eine angespannte Stille breitete sich aus, als Nureddin seine Hand so langsam ausstreckte, als habe ihn das dunkelrote, pulsierende Licht hypnotisiert. In Steves Unterbewusstsein regte sich ein düsteres Echo, als sei etwas Riesiges, Abscheuliches plötzlich nach jahrtausendelangem Schlaf erwacht. Der Blick des Amerikaners wanderte instinktiv zu den dunklen Zyklopenmauern. Der Glanz des Juwels hatte sich seltsam verändert; das Feuer brannte nun in einem tieferen, dunkleren Rot, wütend und bedrohlich.
    »Herz alles Bösen«, flüsterte der Scheich, »wie viele Prinzen sind für dich seit Anbeginn der Welt gestorben? Gewiss fließt das Blut von Königen in dir. Die Sultane, Prinzessinnen und Generäle, die dich einst besaßen, sind längst zu Staub zerfallen und vergessen, doch du brennst mit unzerstörbarer Erhabenheit, Feuer der Welt …«
    Nureddin ergriff den Stein. Die Araber brachen in ängstliches Geheul aus, das von einem gellenden unmenschlichen Schrei durchbrochen wurde. Er klang grauenhaft, und Steve schien es, als habe der große Edelstein wie ein lebendiges Wesen geschrien! Das Juwel rutschte dem Scheich aus der Hand. Vielleicht hatte Nureddin ihn fallen gelassen, aber für Steve sah es so aus, als habe der Stein kurz gezuckt und sei dann gesprungen, wie nur etwas Lebendiges springen konnte. Stufe für Stufe rollte er das Altarpodest hinunter.
    Nureddin eilte ihm nach und fluchte jedes Mal, wenn seine Hand ins Leere griff. Das Juwel fiel auf den Boden, drehte sich blitzschnell und rollte, trotz der

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