Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
Vom Netzwerk:
dicken Staubschicht, wie ein rotierender Feuerball auf die hintere Wand zu. Nureddin war dicht hinter ihm – als es gegen die Wand prallte, streckte der Scheich seine Hand aus.
    Ein Schrei der Todesangst zerriss die angespannte Stille. Ohne Vorwarnung hatte sich die solide Felswand geöffnet. Aus einer Mauer schwärzester Finsternis schoss ein Tentakel hervor, packte den Scheich, wickelte sich um ihn wie ein Python um sein Opfer und riss ihn kopfüber in die gähnende Dunkelheit hinein. Dann schien die Wand wieder so blank und solide wie zuvor zu sein, doch aus ihrem Inneren drangen gedämpfte, grauenhaft schrille Schreie hervor, die den Männern das Blut in den Adern gefrieren ließen.
    Mit sprachlosem Geheul stürmten die Araber, eine wild kreischende Meute, Richtung Ausgang, drängten durch die Tür und rannten wie vom Wahnsinn befallen die breite Treppe hinunter. Steve und Yar Ali, die hilflos am Boden lagen, hörten, wie sich die irren Schreie der Fliehenden immer weiter entfernten, und starrten mit sprachlosem Schrecken auf die finstere Wand. Das Kreischen wich einer noch viel entsetzlicheren Stille.
    Sie hielten den Atem an, als sie plötzlich ein Geräusch hörten, das sie erstarren ließ – irgendwo rieben Metall oder Stein aneinander: Die versteckte Tür öffnete sich wieder, und Steve konnte in der Dunkelheit ein Leuchten erkennen, das wie die funkelnden Augen eines Ungeheuers aussah. Er schloss seine Augen – er wollte das Grauen nicht sehen, das sich aus dieser schwarzen Quelle auf sie ergießen würde. Er wusste, dass es Dinge gibt, die der menschliche Verstand nicht verkraften kann, und alle Urinstinkte seiner Seele sagten ihm, dass dieses Wesen albtraumhaften Wahnsinn bedeutete. Er spürte, dass auch Yar Ali die Augen schloss, und die beiden Männer blieben wie tot am Boden liegen.
    Clarney hörte kein Geräusch, aber er spürte die Anwesenheit von etwas so grauenhaft Bösem, dass es für Menschen unbegreiflich war – eines Eindringlings von weit, sehr weit her, weiter als den äußeren Abgründen und den schwärzesten Bereichen des Kosmos. Eine tödliche Kälte erfüllte die Kammer, und Steve fühlte, wie der Blick unmenschlicher Augen durch seine geschlossenen Lider drang und sein Bewusstsein gefror. Sollte er aufblicken oder auch nur die Augen öffnen, da war er sich sicher, würde er sofort dem völligen Irrsinn verfallen.
    Als ein seelenerschütternder, aasiger Atem über sein Gesicht streifte, dessen Gestank ihm den Magen umdrehte, wusste er, dass sich das Ungeheuer zu ihn herabbeugte, aber er blieb so still liegen, als sei er in einem Albtraum erstarrt. Er hielt sich an einem Gedanken fest: Weder er noch Yar Ali hatten das Juwel berührt, das dieses Monster bewachte.
    Dann roch er den üblen Gestank nicht länger, die Kälte, die sie umgeben hatte, verschwand, und er hörte, wie die geheime Tür sich wieder schloss. Der Teufel zog sich wieder in sein Versteck zurück. Auch alle Legionen der Hölle hätten Steve nicht daran hindern können, seine Augen einen kleinen Spalt zu öffnen. Er erhaschte nur einen winzigen Blick, bevor die versteckte Tür zufiel, doch dieser eine Blick genügte, um sein Bewusstsein und seinen Verstand auszuschalten. Steve Clarney, Abenteurer mit eisernen Nerven, fiel zum ersten Mal in seinem ereignisreichen Leben in Ohnmacht.
    Wie lange er so dagelegen hatte, wusste er nicht, doch es konnte noch nicht viel Zeit vergangen sein, als Yar Alis Flüstern ihn weckte: »Bleib ruhig liegen, sahib, wenn ich mich in die richtige Position bringe, kann ich deine Fesseln mit meinen Zähnen öffnen.«
    Steve fühlte, wie sich die starken Zähne des Afghanen durch seine Fesseln arbeiteten, und als er so mit dem Gesicht im dichten Staub lag und seine verletzte Schulter schmerzvoll zu pochen begann – er hatte sie zwischendurch völlig vergessen –, begann er, die losen Enden seiner verworrenen Gedanken wieder zusammenzufassen, und er erinnerte sich an alles. Wie viel von alledem, fragte er sich noch immer leicht benommen, war nur ein Albtraum gewesen? Hatten seine Leiden und der Durst, der im die Kehle zuschnürte, ihn in ein Delirium versetzt, in dem er sich alles nur eingebildet hatte? Der Kampf mit den Arabern war real gewesen – die Fesseln und ihre Wunden bewiesen es –, aber das grauenhafte Ende des Scheichs – dieses Ding, das aus der schwarzen Mauer gekrochen war –, das konnte mit Sicherheit nur ein Produkt seines Deliriums gewesen sein. Gewiss war Nureddin in eine

Weitere Kostenlose Bücher