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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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zurück.
    Verärgert folgte ich ihm. Während ich ihm nachritt, geriet ich ins Grübeln. Hyänen, ein Fetischmann, ein in Stücke gerissener Häuptling, eine ganze Gegend voller ängstlicher Eingeborener – welche Verbindung bestand zwischen all dem? Ich rätselte und grübelte, aber ich war noch neu in Afrika, jung und ungeduldig, und schon bald verbannte ich die ganze Angelegenheit mit einem Schulterzucken aus meinen Gedanken.
    Als Senecoza das nächste Mal auf die Ranch kam, baute er sich direkt vor mir auf. Für einen kurzen Moment blickten seine glänzenden Augen ganz tief in die meinen. Unwillkürlich erschauderte ich und wich einen Schritt zurück, denn ich hatte das Gefühl, direkt in die Augen einer Schlange zu schauen. Es war nichts Konkretes vorgefallen, nichts, das eine Auseinandersetzung gerechtfertigt hätte, aber ich spürte deutlich eine unterschwellige Bedrohung. Als meine nordische Kampfeslust wieder erwachte, war er bereits verschwunden. Ich sagte nichts, aber ich wusste, dass Senecoza mich hasste und insgeheim meinen Tod plante. Weshalb, konnte ich hingegen nicht sagen.
    Was mich angeht, so wuchs mein Misstrauen zu fassungsloser Wut an, die sich schließlich in Hass verwandelte.
    Und dann traf Ellen Farel auf der Ranch ein. Weswegen sie sich ausgerechnet eine Handels-Ranch in Ostafrika aussuchte, um sich von ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen in New York zu erholen, weiß ich nicht. Afrika ist kein Ort für eine Frau. Das hatte Ludtvik, dessen Cousine sie war, ihr ebenfalls gesagt, aber dennoch war er überglücklich, sie zu sehen. Mich haben Frauen hingegen nie besonders interessiert; für gewöhnlich kam ich mir in ihrer Gegenwart wie ein Narr vor und war froh, wenn ich nicht in ihrer Nähe sein musste. In der Gegend gab es jedoch nur wenige Weiße, und ich war Ludtviks Gesellschaft allmählich überdrüssig.
    Ellen stand auf der breiten Veranda, als ich sie zum ersten Mal sah: eine schlanke, hübsche junge Frau mit rosigen Wangen, Haar aus Gold und großen grauen Augen. Sie trug Reiterhosen, Wickelgamaschen, ein Jackett und einen leichten Helm, und sie sah überraschend charmant darin aus.
    Ich fühlte mich außerordentlich unbehaglich, wie ich dort staubig und leicht dümmlich auf meinem drahtigen afrikanischen Pony vor ihr saß und sie anstarrte.
    Sie wiederum sah einen untersetzten jungen Mann vor sich, mittelgroß, mit strohblonden Haaren und Augen, in denen eine Art Grau überwog – einen gewöhnlichen, unattraktiven jungen Mann also, der staubige Reitkleidung und einen Patronengürtel trug, an dessen einer Seite ein großkalibriger Colt hing, an der anderen ein langes, gefährliches Jagdmesser.
    Ich stieg von meinem Pferd und sie kam mit ausgestreckter Hand auf mich zu.
    »Ich bin Ellen«, begrüßte sie mich, »und du musst wohl Steve sein. Cousin Ludtvik hat mir schon von dir erzählt.«
    Ich schüttelte ihre Hand und war überrascht, wie nervös ich durch ihre bloße Berührung wurde.
    Sie war begeistert von der Ranch. Sie schien überhaupt von allem begeistert. Selten habe ich jemanden mit mehr Lebenslust und Elan gesehen, der so viel Freude an all seinen alltäglichen Erlebnissen hat. Ihre Fröhlichkeit und Begeisterungsfähigkeit ließen sie regelrecht erstrahlen. Ludtvik gab ihr das beste Pferd im Stall, und wir ritten häufig über die Ranch und hinaus in die Steppe.
    Die Schwarzen interessierten Ellen sehr. Sie hingegen fürchteten sich vor ihr, da sie an weiße Frauen nicht gewohnt waren. Ellen wäre sofort von ihrem Pferd gestiegen, um mit all den Kindern zu spielen, falls ich es ihr erlaubt hätte. Sie verstand nicht, weshalb sie die Schwarzen wie Dreck unter ihren Füßen behandeln sollte. Wir stritten sehr lange darüber. Ich konnte sie nicht überzeugen, und daher sagte ich ihr rundheraus, sie verstehe nichts von diesen Dingen und müsse eben tun, was ich ihr befahl.
    Sie verzog ihre hübschen Lippen zu einem Schmollmund und nannte mich einen Tyrannen. Dann verschwand sie wie eine Antilope über die Steppe, warf mir über ihre Schulter hinweg ein Lachen zu, und ihr offenes Haar wehte im Wind.
    Tyrann! Dabei war ich vom ersten Augenblick an ihr Sklave. Seltsamerweise kam mir nie der Gedanke, ich könne ihr Geliebter werden. Es lag nicht daran, dass sie einige Jahre älter war als ich oder dass sie in New York bereits einen Liebhaber hatte (oder sogar mehrere, wie ich vermutete). Ich betete sie schlichtweg an, ihre Anwesenheit versetzte mich in einen regelrechten

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