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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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länger.
    Neulich Nacht hatte ich den Traum zum bislang letzten Mal – und zum ersten Mal spürte ich, wie damals in der Höhle, den kalten, stinkenden Atem des Untiers an meinem Handgelenk. Die Lampe an der Wand flackerte kurz auf – und ich erwachte mit einem Schrei und der Erkenntnis, dass ich dem Tod ganz nahe war. Diese Schlange wird mich in meinem Traum beißen, Costigan, aber sterben werde ich in der Wirklichkeit!«
    Ich zitterte unwillkürlich.
    »Das ist doch Wahnsinn, Murken! Du wurdest schließlich in der Wirklichkeit gerettet, weshalb solltest du deine Rettung also nicht im Traum erneut erleben?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bin kein Psychologe. Aber ich habe noch nie von den Ereignissen geträumt, die dazu führten, dass die Schlange mich überhaupt angriff, oder davon, was danach geschah. Da sind immer nur die Schlange und ich, ganz allein. Ich glaube, dass sich das Erlebnis so tief in mein Gehirn gegraben hat, dass es auch einige dieser dunklen Winkel erreicht hat, von denen ich vorhin erzählte. So hat sich in meinem Unterbewusstsein – oder wie immer man das auch nennen will – die Erkenntnis festgesetzt, dass mein Verderben unmittelbar bevorsteht. Sie – damit meine ich verschiedene Psychologen – sagen, dass bestimmte Teile unseres Gehirns Gedanken verarbeiten, die ihnen aus den oberen Regionen des Gehirns übermittelt werden. Sämtliche Gedanken außer der Angst und der Gewissheit des Todes wurden aus meinem Kopf verdrängt. Als die Jäger hereinstürzten und mich befreiten, war ich bereits im Delirium. Ich glaube nicht, dass die unteren Regionen meines Gehirns die Rettung überhaupt wahrgenommen haben, da sie von den Gedanken an meinen bevorstehenden Tod erfüllt waren. Diese Erklärung ist ziemlich diffus und vage, das weiß ich – und ich habe keine Ahnung, weshalb, aber ich bin mir ganz sicher, dass ich sterben werde, falls ich diesen Traum noch einmal erlebe! Mein dunkles Unterbewusstsein, das nur arbeitet, wenn die oberen Hirnregionen nicht aktiv sind, wird dieses schreckliche Drama zu Ende führen, so wie es auch in Wirklichkeit zu einem Ende gekommen wäre, hätten diese Männer mich nicht durch einen Zufall gefunden, und durch diesen unterbewussten Abschluss wird das Leben aus meinem Körper weichen!«
    »Andererseits«, entgegnete ich, »ist es, schätze ich, auch möglich, dass du diese Halluzinationen für immer los wirst, wenn du den Traum endlich zu Ende träumst. Die Jäger werden hereinstürmen, die Schlange aus dem Traum wird sterben, und du wirst endlich wieder zu dir selbst finden.«
    Er schüttelte den Kopf und ließ die Hände in einer Geste der Hoffnungslosigkeit fallen.
    »Der Tod hat mich bereits gebrandmarkt«, sagte er, und es gelang mir nicht, ihn aus seiner fatalistischen Stimmung zu reißen.
    »Dass ich dir meine Geschichte erzählen konnte, hat mir sogar dabei geholfen, mich damit abzufinden«, behauptete er. »Ich werde mich schlafen legen. Falls du recht hast, werde ich morgen aufwachen und endlich wieder ich selbst sein und von diesem Fluch befreit. Aber sollte ich recht haben, werde ich in dieser Welt nicht mehr erwachen.«
    Er bat mich, das Licht brennen zu lassen, und legte sich auf die Couch. Er schlief nicht sofort ein, es schien, als kämpfe er unbewusst gegen den Schlaf an, aber letztlich schloss er doch die Lider und lag ganz still. Im schwachen Licht sah sein Gesicht mit den eingefallenen Wangen und der fahlen, pergamentartigen Haut auf grauenhafte Weise einem Totenschädel gleich. Dieser ganze Albtraum hatte offensichtlich seinen schrecklichen Tribut von Körper und Geist gefordert.
    Die Zeit verging unendlich langsam, und auch ich wurde schläfrig. Es war mir schier unmöglich, die Augen offen zu halten, und ich staunte über die Ausdauer, mit der es John Murken gelungen war, beinahe drei Tage und Nächte lang wach zu bleiben.
    Murken murmelte irgendetwas im Schlaf. Er war sehr unruhig. Das Licht schien ihm direkt in die Augen, und ich nahm an, dass es ihn beim Schlafen störte. Ich blickte zu der Uhr hinüber, die auf dem Kaminsims stand. Die Zeiger standen auf fünf Uhr. Ich löschte das Licht und machte einen Schritt in Richtung meines Bettes.
    In der Dunkelheit konnte ich nicht erkennen, ob sich John Murkens Augen im letzten Moment seines Lebens öffneten, aber er rief mit entsetzlicher Verzweiflung aus: »Oh Gott, die Lampe ist erloschen!«
    Diesen Worten folgte ein Schrei, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Meine zitternden

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