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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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kühn herausmeißelte, wirkten intelligent und wurden von einer hohen und breiten Stirn gekrönt, die eine Mähne sandfarbenen Haares bedeckte.
    Auch A-æa bot einen angenehmen Anblick. Ihr Haar war schwarz wie ihre Augen und fiel in einer sich kräuselnden Woge auf die schlanken Schultern herab. Keine ockerfarbene Tätowierung färbte ihre Wange, denn sie war noch nicht vermählt.
    Das Mädchen und der Jüngling waren perfekte Exemplare der großen Rasse des Cro-Magnon, der aus dem Nirgendwo gekommen war und seine Vorherrschaft über Tier und Tiermensch ausgerufen und eingefordert hatte.
    A-æa schaute sich nervös um. Im Gegensatz zu den gängigen Vorstellungen waren die Bräuche und Tabus unter Wilden sehr viel strenger und wurden nachdrücklich eingefordert.
    Je primitiver eine Rasse war, desto unduldsamer waren ihre Sitten. Verderbtheit und Lasterhaftigkeit mochten die Regel sein, doch ein ruchloses Auftreten wurde vermieden und geächtet. Wäre A-æa entdeckt worden, wie sie sich unweit der Höhle eines ledigen jungen Mannes verbarg, wäre die Anprangerung als schamloses Weib ihr Los gewesen, und ohne Zweifel öffentliches Auspeitschen.
    Um als anständig zu gelten, hätte A-æa die bescheidene, sittsame Maid spielen müssen, die möglichst geschickt das Interesse des jungen Mannes weckte, ohne dass es ersichtlich in ihrer Absicht lag. Dann, wenn der Jüngling sich erfreut zeigte, hätte die öffentliche Werbung mithilfe plumper Liebeslieder und Musik von Schilfflöten eingesetzt. Dann der Tauschhandel mit ihren Eltern und anschließend – die Vermählung. Oder überhaupt keine Werbung, wenn der Liebhaber wohlhabend war.
    Aber die kleine A-æa war selbst eine Verkörperung des Fortschritts. Verstohlene Blicke hatten die Aufmerksamkeit des jungen Mannes nicht erregen können, der offenbar ganz in seiner Kunst aufging, und so hatte sie die unkonventionelle Methode gewählt, ihm nachzuspionieren, in der Hoffnung, einen Weg zu finden, ihn für sich zu gewinnen.
    Ga-nor wandte sich von der unvollendeten Arbeit ab, streckte sich und warf einen kurzen Blick zum Höhleneingang. Wie ein erschrecktes Kaninchen duckte die kleine A-æa sich und huschte davon.
    Als Ga-nor aus der Höhle trat, entdeckte er verblüfft den Abdruck eines kleinen, schmalen Fußes im weichen Lehmboden vor der Höhle.
    A-æa begab sich stolzen Schrittes zu ihrer Höhle, die wie die meisten anderen in einiger Entfernung von Ga-nors Höhle lag. Dabei fiel ihr eine Anzahl Krieger auf, die vor der Höhle des Häuptlings aufgeregt miteinander schwatzten.
    Ein einfaches Mädchen darf die Ratsversammlung von Männern nicht stören, doch A-æa zeigte solche Neugier, dass sie näherschlich und das Wagnis einging, ausgeschimpft zu werden. Sie hörte die Worte »Fußabdruck» und »Gur-na«.
    Im Wald, nicht weit von den Höhlen entfernt, waren die Fußabdrücke eines Gur-na entdeckt worden.
    »Gur-na« war für das Höhlenvolk ein hassenswertes und entsetzliches Wort, denn die Wesen, die die Stammesangehörigen »Gur-na« oder Menschenaffen nannten, waren die behaarten Monster eines anderen Zeitalters, die grausamen Menschen des Neandertals. Gefürchteter als Mammut oder Tiger, hatten sie die Wälder beherrscht, bis der Cro-Magnon gekommen war und einen wilden Krieg gegen sie entfesselt hatte. Von großer Macht und geringem Verstand, brutal, viehisch und kannibalistisch, erfüllten sie die Stammesangehörigen mit Abscheu und Grauen – einem Grauen, das in Geschichten von Ogern und Goblins, Werwölfen und Tiermenschen die Zeitalter überdauert hat.
    Damals waren sie weniger und durchtriebener. Sie rannten nicht mehr brüllend in die Schlacht, sondern schlichen schlau und niederträchtig durch die Wälder, das Grauen aller Tiere, und in ihren brutalen Gehirnen war lediglich Hass auf die Menschen, die sie aus den besten Jagdgebieten vertrieben hatten.
    Und seitdem spürten die Cro-Magnons sie auf und metzelten sie nieder, bis sie sich allmählich weit in die tiefen Wälder zurückgezogen hatten. Aber die Furcht vor ihnen war den Stammesangehörigen geblieben, und kein Weib wagte sich allein in den Dschungel.
    Manchmal aber gingen Kinder hinein, und manchmal kehrten sie nicht zurück. Suchtrupps fanden dann nichts als Spuren schauriger Festmahle, mit Fährten, die nicht tierischen Ursprungs waren, sondern von Menschen stammten. Und so eine Jagdgruppe stöberte dann weiter und brachte das Monster zur Strecke. Manchmal kam es zum Kampf, dann wurde die Kreatur

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