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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Leitung. »Aber Michael, Marjory ist schon vor über einer Stunde gegangen! Ich habe gehört, wie sie telefonierte, und dann sagte sie, dass du dich im Wäldchen an der Ecke des Stark-Anwesens mit ihr treffen willst, um einen Spaziergang zu machen. Ich dachte noch, dass es merkwürdig ist, dass du sie nicht wie sonst zu Hause abholst, und mir gefiel der Gedanke nicht, sie alleine ausgehen zu lassen, aber ich dachte, du müsstest es schließlich am besten wissen – du weißt ja, dass wir dir stets blind vertrauen, Michael –, also habe ich sie gehen lassen. Du denkst doch nicht … du denkst doch nicht … dass ihr irgendetwas … irgendetwas …«
    »O nein!«, lachte ich, aber mein Lachen klang hohl und meine Kehle war wie ausgetrocknet. »Ihr ist nichts passiert, Mrs. Ash. Ich bringe sie sofort nach Hause, es dauert nicht lange.«
    Als ich auflegte und mich abwandte, hörte ich draußen vor der Tür ein Geräusch – ein Kratzen, das von einem leisen Wimmern begleitet wurde. Kleinigkeiten können unter gewissen Umständen schreckliche Ängste auslösen – mir stellten sich die Haare zu Berge und die Zunge blieb an meinem Gaumen kleben. Ich wusste nicht, was ich zu erwarten hatte, als ich die Tür aufriss. Ein Schrei brach aus mir heraus, als eine staubige, blutbefleckte Gestalt ins Haus humpelte und gegen meine Beine taumelte. Es war Marjorys Hund, Bozo. Allem Anschein nach war er auf brutale Weise geprügelt worden. Ein Ohr war gespalten, und er trug am ganzen Körper Dutzende von verfärbten Flecken und offenen Wunden.
    Er schnappte nach meinem Hosenbein und schob mich in Richtung Tür, wobei er ein tiefes Knurren vernehmen ließ. In mir kochte eine höllische Wut auf, und ich wollte ihm gerade folgen, als mir der Gedanke kam, eine Waffe mitzunehmen. Im selben Moment erinnerte ich mich jedoch, dass ich meinen Revolver einem Freund geliehen hatte, der sich nachts nicht mehr unbewaffnet auf die Straße traute. Mein Blick fiel auf ein großes Breitschwert, das an der Wand hing. Die Waffe war seit acht Jahrhunderten in Familienbesitz und war schon auf unzähligen Schlachtfeldern in Blut getränkt worden, seit sie zum ersten Mal am Gürtel eines meiner Vorfahren, eines Kreuzritters, gehangen hatte.
    Ich zog das Schwert aus der Scheide, in der es seit hundert Jahren unbehelligt geruht hatte, und der kalte blaue Stahl glänzte makellos im Licht. Dann folgte ich dem knurrenden Hund in die Nacht. Er schwankte zwar etwas, war aber dennoch schnell, und ich hatte Mühe, mit ihm mitzuhalten. Intuitiv hatte ich geahnt, wohin er mich führen würde – zum Haus von John Stark.
    Als wir Starks Anwesen erreicht hatten, ergriff ich Bozos Halsband und zog ihn zurück, als er gerade über die zerfallene Mauer springen wollte. Mir war nun alles klar. John Stark war das personifizierte Böse. Er hatte die Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Ich erkannte seine Methode wieder – mit einem Telefonanruf hatte er sein Opfer zu sich gelockt. Auch ich war bereits in diese Falle getappt, aber durch einen glücklichen Zufall entkommen. Also hatte er Marjory ausgewählt – es war ihm gewiss nicht schwergefallen, meine Stimme zu imitieren. Was auch immer er war – mörderischer Irrer oder verrückter Wissenschaftler –, ich wusste, dass sich Marjory irgendwo in diesem finsteren Haus befand, gefangen oder bereits tot. Ich wollte Stark nicht die Möglichkeit geben, mich zu erschießen, indem ich ihn offen angriff. Rasende Wut überkam mich, und ich spürte eine Kraft in mir, die oft durch außergewöhnliche Leidenschaft freigesetzt wird. Ich würde dieses finstere Haus betreten und John Stark mit jener Klinge den Kopf abschlagen, die einst die Hälse von Sarazenen, Piraten und Verrätern durchtrennt hatte.
    Ich befahl Bozo, hinter mir zu bleiben, wandte mich von der Straße ab und ging schnell, aber vorsichtig an der Gartenmauer entlang, bis ich auf der Höhe der hinteren Hauswand war. Ein Schimmer über den Bäumen im Osten mahnte mich, dass der Mond schon aufging – ich wollte bereits im Haus sein, bevor mich eventuelle Beobachter in seinem Licht erkennen konnten. Bozo folgte mir wie ein Schatten, als ich über die zerbrochene Mauer kletterte und den Garten durchquerte; ich hielt mich dabei stets im Schatten der Bäume.
    Das finstere Haus lag in tiefer Stille, als ich auf die hintere Veranda schlich, die Klinge kampfbereit in meiner Hand. Bozo schnüffelte an der Tür, und ein Winseln drang aus seiner Kehle. Ich kauerte mich nieder

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