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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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konnte beobachten, wie es sich langsam aus dem Nichts zu einem lebendigen Wesen unserer materiellen Sphäre entwickelte. Ich sah, wie seine Augen in den Schatten brannten und wie die Atome seiner nicht-weltlichen Substanz herumzuwirbeln begannen, sich veränderten, klarer wurden und schrumpften, und während sie schrumpften, entstanden Kristalle, und schließlich verbanden diese Kristalle sich zu der Art von Materie, die wir kennen. Dann lag vor mir auf dem Boden das wimmernde, schreiende, nackte Ding, das aus den Abgründen des Universums gekommen war, und als ich seine Natur erkannte, erschrak auch ich und hätte beinahe von meinem Vorhaben abgelassen.
    Anfangs war es nicht größer als eine Kröte. Aber ich habe es fürsorglich gefüttert – ich wusste, dass es nur durch frisches Blut zu Kräften kommen würde. Erst habe ich ihm lebende Fliegen und Spinnen gegeben, Insekten, die anderen Lebewesen Blut aussaugen. Zu Beginn ist es zwar nur langsam gewachsen, aber es ist gewachsen. Dann habe ich ihm größere Tiere verfüttert – Mäuse, Ratten, Hasen und schließlich Katzen. Irgendwann war es selbst nach einem ausgewachsenen Hund noch nicht satt.
    Ich erkannte, wohin das führte, war aber entschlossen, mich nicht beirren zu lassen. Also habe ich ein kleines Kind gestohlen und ihm zu fressen gegeben, und danach rührte es nichts anderes mehr an. Da erfasste zum ersten Mal Angst meine Seele. Das Ding nahm durch das menschliche Blut erschreckende, widerwärtige Ausmaße an. Es machte mir wirklich Angst. Ich betrachtete es nicht länger mit Stolz. Es bereitete mir keine Freude mehr, ihm beim Fressen der Beute zuzusehen, die ich gefangen hatte. Ich war in einer Falle gefangen, die ich mir selbst gestellt hatte. Wenn es auch nur für kürzeste Zeit kein Futter bekam, wurde das Ding gefährlich für mich. Es verlangte immer öfter nach Nahrung, und so war ich gezwungen, verzweifelte Maßnahmen zu ergreifen, um seinen großen Hunger zu stillen.
    Heute Nacht ist dein Geliebter durch reines Glück jenem Schicksal entronnen, das dich nun ereilt hat. Ich hege keinen Groll gegen Michael Strang. Die Notwendigkeit ist ein grausamer Lehrmeister. Es wird mir kein Vergnügen bereiten, dich dem Ungeheuer lebend zum Fraß vorzuwerfen und zuzusehen, wie du dich vor ihm auf dem Boden windest. Aber ich habe keine andere Wahl. Um mich selbst zu retten, muss ich ihm weiterhin Menschenblut geben, sonst falle auch ich ihm zum Opfer. Du fragst dich sicher, weshalb ich nicht einfach zerstöre, was ich erschaffen habe. Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Ich wage nicht, es zu versuchen. Ich bezweifle, dass ein Mensch es töten kann. Ich bin nicht länger Herr meines Geistes. Ich, der ich einst sein Meister war, bin nun nichts weiter als ein Sklave, der es mit Nahrung versorgt. Seine schreckliche, unmenschliche Intelligenz hat mir meine Willenskraft geraubt und mich versklavt. Komme, was wolle – ich muss es weiterhin füttern!
    Es wird weiter wachsen, bis es schließlich sein Gefängnis sprengt, geifernd über die Welt zieht und weitere Opfer reißt. Nach den letzten Fütterungen wuchs es jedes Mal um ein Vielfaches an. Wer weiß, ob es jemals zu wachsen aufhört. Aber ich wage nicht, ihm das Futter zu verweigern.‹
    Dann zuckte er zusammen, als das Haus durch ein donnerndes Stampfen im oberen Stockwerk erschüttert wurde, und er wurde leichenblass. ›Es ist erwacht und hat Hunger‹, zischte er. ›Ich werde zu ihm gehen und ihm sagen, dass es noch zu früh für eine Fütterung ist!‹ Er nahm die Kerze, die auf dem Tisch brannte, und rannte aus dem Raum. Ich hörte, wie er die Treppen hinaufstieg …« Sie versteckte das Gesicht in ihren Händen, und ihr schlanker Körper wurde von einem Weinen geschüttelt.
    »Ich hörte einen schrecklichen Schrei«, wimmerte sie, »dann wurde es bis auf ein furchtbar herzzerreißendes, knirschendes Geräusch ganz still, und das Bam-Bam-Bam der Hufe setzte wieder ein! Ich lag die ganze Zeit hier – es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Einmal hörte ich einen Hund jaulend an der Haustür kratzen und wusste, das Bozo das Bewusstsein wiedererlangt hatte und mir hierher gefolgt war. Ich konnte nicht nach ihm rufen und er verschwand bald wieder, aber ich lag hier, völlig allein, und lauschte und horchte …«
    Ich zitterte – mir war, als habe mich ein kalter Wind gestreift, der nicht von dieser Welt war. Dann erhob ich mich und umfasste fest das antike Schwert.
    Marjory sprang auf und umklammerte

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