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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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war jedoch bereits zu spät – dem unbekannten Mörder, ob Mensch oder Bestie, war die Flucht gelungen. In dem Wäldchen, aus dem der Täter gekommen war, wurde ein schäbiger Hut gefunden, der zerknüllt und von Blutflecken bedeckt war, und einer der Polizisten erkannte ihn als den Hut eines Landstreichers, den er am Tag zuvor in Gewahrsam genommen, aber bald wieder auf freien Fuß gesetzt hatte. Der Herumtreiber musste in dem Park geschlafen haben, als das Unheil zuschlug.
    Ansonsten wurden keinerlei Hinweise gefunden. In dem festen federnden Boden und dichten Gras waren keine Fußspuren zu erkennen, und der rätselhafte Vorfall war ebenso mysteriös wie alle anderen zuvor. Die Angst, die die Menschen in der Stadt erfasst hatte, nahm nun beinahe unerträgliche Ausmaße an. Ich dachte oft an Mr. Stark, der ganz allein und verkrüppelt in diesem finsteren alten Haus lebte, mehr oder weniger völlig isoliert, und ich war in großer Sorge um ihn. Ich machte es mir zur Gewohnheit, fast täglich bei ihm vorbeizuschauen, um mich zu vergewissern, dass es ihm gut ging. Diese Besuche waren meist sehr kurz. Mr. Stark wirkte gedankenverloren, und obwohl er immer freundlich war, hatte ich das Gefühl, dass er mich als etwas aufdringlich empfand, und ich wollte seine Privatsphäre nicht verletzen. Tatsächlich habe ich während dieser Zeit sein Haus nie betreten, da ich ihn stets bei seinem hinkenden Spaziergang durch den Garten oder beim Entspannen in einer Hängematte vorfand, die er zwischen zwei großen Eichen gespannt hatte. Entweder machten ihm seine Gebrechen mehr zu schaffen als sonst oder die schrecklichen Geschehnisse, die die Stadt in Atem hielten, versetzten ihn, genau wie alle anderen, in Sorge. Er wirkte meist müde, seine Augen lagen hinter tiefen Schatten, und er war von psychischem Stress oder körperlicher Erschöpfung schwer gezeichnet.
    Einige Tage nach dem Verschwinden des Landstreichers ermahnten die städtischen Behörden alle Bürger zur Wachsamkeit, da man aufgrund vergangener Ereignisse befürchtete, dass der unbekannte Mörder bald wieder zuschlagen würde, vielleicht sogar in dieser Nacht. Die Anzahl der Polizeikräfte war fast verdoppelt worden, und darüber hinaus wurden einige Bürger als Zusatzkräfte der Polizei vereidigt. Schwer bewaffnete Männer mit finsterem, entschlossenem Blick patrouillierten durch die Straßen, und als die Nacht hereinbrach, legte sich eine unerträgliche Spannung über die Stadt, die einem fast die Luft abschnürte.
    Kurz nach Einbruch der Dunkelheit klingelte mein Telefon. Es war Stark.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, zu mir herüberzukommen?«, fragte er, und es klang fast entschuldigend. »Die Tür an meinem Schränkchen hat sich verklemmt, ich kann es nicht öffnen. Ich wollte Sie nicht stören, aber es ist zu spät, um noch einen Handwerker zu rufen, und alle Geschäfte haben bereits geschlossen. Mein Schlafmittel ist in dem Schränkchen, und wenn ich es nicht nehme, steht mir eine elende Nacht bevor; ich verspüre schon die ersten Anzeichen der Schlaflosigkeit.«
    »Ich bin sofort bei Ihnen«, versprach ich.
    Ich eilte zu ihm hinüber, und als er mich ins Haus führte, entschuldigte er sich mehrmals.
    »Es tut mir entsetzlich leid, dass ich Ihnen solche Umstände bereite«, sagte er, »aber ich habe einfach nicht genug Kraft, um die Tür aufzubrechen, und ohne Schlafmittel wälze ich mich die ganze Nacht unruhig im Bett.«
    Im Haus gab es keinen Strom, aber mehrere Kerzen auf dem Tisch verbreiteten ausreichend Licht. Ich kniete mich vor das lackierte Schränkchen und machte mich an der Tür zu schaffen. Wie bereits erwähnt, schien die Tür aus einer silbernen Platte zu bestehen. Als ich versuchte, das Schränkchen zu öffnen, fiel mein Blick auf diese Platte, die so glänzend poliert war, dass man sich darin spiegeln konnte. Dann gefror mir das Blut in den Adern: Über meiner Schulter sah ich das Spiegelbild von John Stark, doch er sah fremd und schrecklich entstellt aus. In seiner Hand hielt er einen Schlaghammer, und als er sich mir schleichend näherte, hob er ihn langsam an. Ich sprang abrupt auf und drehte mich zu ihm um. Sein Gesicht war so unergründlich wie immer, doch durch meine plötzliche Reaktion hatte sich ein Ausdruck der Verblüffung auf seine Züge gelegt. Er streckte mir den Hammer entgegen.
    »Vielleicht geht es hiermit.«
    Ich nahm ihn wortlos entgegen, wandte meinen Blick dabei nicht von Stark ab, und mit einem heftigen Hieb sprang die

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