Volk der Verbannten
beiden sicher noch nicht einmal herankommen lassen. Sie hatten sie zweifellos aus der Ferne mit Pfeilschüssen getötet, ohne auf ihre verzweifelten Gebärden zu achten.
Reiter des Emirs. Sie waren der Feind schlechthin.
Drei Stunden später erreichten die Flüchtlinge das Dorf. Arekh seufzte erleichtert, als er sah, wie die Familien in das Labyrinth aus kleinen Steinstraßen liefen. Die Situation war alles andere als ideal, aber der Ort würde sich leichter verteidigen lassen. Sie begannen sofort, Barrikaden zu errichten und sich auf einem winzigen Platz oben im Dorf zu verschanzen, zu dem nur drei enge Gässchen führten, die leicht zu bewachen waren. Frauen, Jugendliche
und diejenigen Männer, die zu alt zum Kämpfen waren, schleppten Balken, Pflastersteine, zurückgelassene Fässer und alle Möbelstücke heran, die sie finden konnten, um den Kriegern beim Aufschichten der Barrikaden zu helfen.
Die Nacht brach an. Arekh und Amîn ließen Fackeln an den Hausecken entzünden.
Die Flüchtlinge warteten zusammengedrängt unter drei hundertjährigen Akazien in der Nähe des Brunnens.
Die Stunden vergingen, und die Kälte begann sich herabzusenken.
Der Angriff erfolgte abrupt.
Die Männer, die auf den Hausdächern postiert waren, hatten kaum Zeit, einen Warnruf auszustoßen: Plötzlich strömten von den nahe gelegenen Hügeln ganze Horden herab. Zweihundert, vielleicht gar dreihundert schreiende Männer mit blauer Haut und verzerrten Gesichtern rasten die Hänge hinunter und dann die drei Straßen herauf. Sie mussten sie aufhalten; sie mussten verhandeln, das war die einzige Chance, wie Arekh begriff. Aber die Männer, die er in den Straßen aufgestellt hatte, um sie abzufangen, und die die Hände zum Zeichen des Waffenstillstands erhoben hatten, kamen nicht dazu, auch nur ein Wort zu sagen: Sie wurden von der Horde hinweggefegt und verschwanden in der Menschenmasse.
Die Raubkatzen waren zu zahlreich. Sie würden sterben, erschlagen von Kriegern der Frau, der sie sich anschließen wollten.
Arekh hatte nicht einmal mehr die Zeit, die Ironie der Situation auszukosten: Die Barrikaden waren bereits fast gefallen.
Er sprang auf die erste Barrikade - das Schwert in einer Hand, eine Fackel in der anderen - und versuchte, die Angreifer zurückzudrängen. Ein Mann, der den Haufen von Möbeln und Balken heraufgeklettert kam, warf sich brüllend auf ihn. Arekh stieß ihn von sich und verbrannte ihm dabei das Gesicht. Er versuchte, sich umzudrehen, doch ein heftiger Keulenschlag traf ihn an der Schulter und ließ ihn vor Schmerz aufschreien. Qual durchflutete ihn und löste eine Welle kalter Wut aus. Er schleuderte die Fackel von sich, packte den Mann und schüttelte ihn mit aller Kraft. »Wir wollen nicht kämpfen, du Trottel! Wir wollen Ayesha sehen! Wo ist euer Anführer?«
Mit einem hasserfüllten Schrei riss der Mann sich los und schlug erneut zu. Arekh konnte den Hieb gerade noch parieren, aber eine neuerliche Welle des Schmerzes durchlief beim Aufprall seine verletzte Schulter. »Hörst du schlecht? Wir wollen nicht kämpfen!«
Der Mann holte noch einmal aus, und mit wachsender Wut entledigte Arekh sich seiner mit einem Schwerthieb, bevor er sich dem nächsten zuwandte, der sich mit erhobener Axt auf ihn stürzte. »Wir wollen nicht kämpfen! Wir wollen …«
Die Axt sauste herab, und noch einmal parierte Arekh den Hieb im letzten Augenblick. Hinter ihm hielten vier Nâlas die Barrikade, schlugen und hackten auf die Angreifer ein, während unten, auf den Fässern, die Flammen der Fackel, die Arekh weggeworfen hatte, am Holz der Balken und Karren leckten und die Fachwerkwand eines Hauses zur Linken erfassten. Weiter unten an der Straße erschien ein weiterer Trupp Angreifer im Laufschritt, geführt von einem großen Mann mit kurzen blonden
Haaren, der Befehle brüllte und auf die Barrikade deutete. Zu seinen Füßen sah Arekh den Leichnam eines der Männer, die in der Straße Aufstellung genommen hatten, um zu verhandeln.
Schmerz und Zorn krampften ihm den Magen zusammen. »Jetzt reicht es!«
Getragen von seiner Wut sprang er von der Barrikade und landete mitten zwischen erstaunten Angreifern. Er ließ sein Schwert kreisen, um sich einen Weg freizuhauen; er rannte, stieß die Männer, denen er begegnete, mit der Klinge oder mit der Schulter beiseite, während ringsum überraschte Schreie und Befehle ertönten. In diesem Durcheinander sah er zwischen Blut und Fackelschein, wie sich der kurzhaarige Mann
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