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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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Nacht aufgehalten hatte und kam, durch die Wahrnehmung eines Feuers, bis in die Ruhl. Daselbst ging er, unbekannt, in eines Jägers Kleid, vor eines Schmidts Haus und suchte Herberge. Der Schmidt äußerte seinen Unwillen, da er vernommen, der Herr gehöre zu des Landgrafen Jagdgefolge, daß der Landgraf seine Leute mit der Jagd bis in die späte Nacht quäle und sagte daher voll Unmuth: »pfui des Landgrafen!«
    Bei dem Ambos erzählte er, wie die Einwohner durch des Landgrafen unersättliche Beamten sehr ausgesogen würden und auf ihre Beschwer und Klagen keine Antwort, viel weniger Linderung, erhielten. Die Ritterschaft spottete des Herrn und hielte ihn für einfältig. So oft der Schmidt nun mit dem Hammer auf das Eisen geschlagen, soll er, unwissend, daß dieses der Landgraf wäre, allezeit gesagt haben: »nun werde hart, werde hart, Landgraf, siehst du nicht, wie deine Räthe die Unterthanen so unbarmherzig plagen.«
    Dieses soll der Landgraf zu Ohren und Herzen genommen und die Räthe zur Rede gesetzt, die Adlichen aber gebührend gezügelt haben.
     
43. Die Frau von Weissenburg.
     
    Graf Friedrich, Pfalzgraf zu Sachsen, wohnte in dem Osterlande auf dem Schlosse Schiepelitz und hatte ein überaus schönes Weib, die hieß Adelheide und war des Herzogen von Sachsen Tochter. Die hatte Ludewig der zweite aus dermaßen lieb und hätte sie gerne zu der Ehe gehabt, wenn sie ihren Herrn nicht mehr hätte. Dasselbige Weib trug wieder große Liebe zu dem Landgrafen und legte mit ihm an, daß er bei Schieplitz jagte, sie wollte ihren Herrn dazu bringen, daß er das wehren sollte. Also kam Landgraf Ludewig mit seinen Hunden und bließ sein Horn und jagte mit Geschrei; dieweil saß der Pfalzgraf in einem Bade, wie das zuvor von dem Weibe geschicket und bestellt war.
    Da lief das Weib zorniglich und mit Ungeduld über ihren Mann und warf ihm vor, wie er aller Enden nur seines Leibes Gemach suchte und Recht und Freiheit darüber verlöre und jeglichen mit seinem Gute und Herrschaft thun ließe, was er wolle. Da warf der Pfalzgraf einen Mantel über das Badehemde und fiel auf einen Hengst und rannte Ludewigen nach und strafte ihn, warum er mit Gewalt in seinem Walde jagte. Da schickte der einen seiner Diener, der mit einer Gleven (Lanze) ihn durchstach 1 . Also ward er begraben in dem Münster zu Gesigk bei Naumburg, das derselbe Pfalzgraf gestiftet und gebaut hatte. Das ist geschehen nach Christi Geburt 1065.
    In der Folge machte man darüber dies Gedicht:
     
    Was woll'n wir aber singen,
    Was wollt ihr für ein Lied?
    Ein Lied von der Frauen zu Weissenburg,
    Wie sie ihren Herren verrieth.
     
    Sie ließ ein Briefelein schreiben,
    Gar ferne ins thüringer Land,
    Zu ihrem Ludewig Buhlen,
    Daß er da käm' zur Hand.
     
    Er sprach zu seinem Knechte:
    »Sattel' du mir mein Pferd,
    Wir wollen gen der Weissenburg,
    Es ist nun Reitens werth.«
     
    »Gott grüß euch, Adelheid, schöne,
    Wünsch euch ein'n guten Tag;
    Wo ist euer edler Herre,
    Mit dem ich kämpfen mag?«
     
    Die Frau locket ihren Herrn
    Mit ihr'm falschen Gemüth,
    Er reit't Nächten ganz spate
    Mit Hunden nach dem Ried.
     
    Da Ludewig unter die Linde kam,
    Ja, unter die Linde so grün,
    Da kam der Herr von der Weissenburg
    Mit seinen Hunden so kühn.
     
    »Willkommen Herr von der Weissenburg,
    Gott geb' euch guten Muth;
    Ihr sollt' nicht länger leben,
    Denn heut diesen halben Tag.« –
     
    »Soll ich nicht länger leben,
    Denn diesen halben Tag,
    So klag ich's Christ im Himmel,
    Der all' Ding wenden mag.«
     
    Sie kamen hart zusammen,
    Mit Worten, Zorn, so groß,
    Daß einer zu dem andern
    Sein Armbrust abe schoß.
     
    Er sprach zu seinem Knechte:
    »Nun spann dein Armbrust ein
    Und scheuß dem Herrn von der Weissenburg
    Zur linken Seiten ein.« –
     
    »Warum soll ich ihn schießen
    Und morden auf dem Plan?
    Hat er mir doch sein Leben lang
    Noch nie kein Leid gethan.«
     
    Da Nahm Ludewig sein Jägerspieß
    Selber in seine Hand,
    Durchrannt den Pfalzgrafen Friederich
    Unter der Linden zur Hand.
     
    Er sprach zu seinem Knechte:
    »Reiten wir zur Weissenburg,
    Da sind wir wohl gehalten,
    Nach unserm Herz und Muth.«
     
    Da er nun gegen die Weissenburg kam,
    Wohl unter das hohe Haus,
    Da sah die falsche Fraue
    Mit Freuden zum Fenster raus.
     
    »Gott grüß euch, edele Fraue,
    Bescher' euch Glück und Heil,
    Eu'r Will' der ist ergangen,
    Todt habt ihr eur'n Gemal. –
     
    Ist denn mein Will' ergangen,
    Mein edeler Herre todt,
    So will ich's nicht

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