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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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gesendet. Der Ort, wo solcher Schatz gestanden, ward den Neugierigen gezeigt und nicht ohne Grauen betrachtet.
     

 
IV. Märkische, Pommersche und Mecklenburgische Mährchen.
     
46. Das Wunderblut zu Belitz.
    Im tausend zweihundert und sieben und vierzigsten ward das Wunderblut zu Belitz gefunden und auch in selbigem Jahre heilig bestätiget. Etliche Juden hatten mit einer Magd gehandelt, daß sie zum Sakrament gehen, ihren Gott im Munde empfahen, aus dem Munde, hinter dem Altae, in die Schürze fallen lassen und ihnen zubringen sollte, so wollten sie ihr ein genanntes Geld dafür geben. Da solches geschehen, haben die Juden die geweihete Hostie, dem Herrn Christo zu Unehren, gemartert, zerhauen und gestochen, die auch sogleich angefangen zu bluten. Darauf, als sich die Juden gefürchtet, es möchte offenbar werden, und ihnen solche That übel bekommen, haben sie die Hostie der Magd wieder gebracht, auch dieselbe gebeten und ihr Geld gegeben, daß sie dieselbe angenommen und im Hause unter das Dach versteckt hat.
    Daselbst haben hernach die Stadtwächter viel Lichter und Kerzlein gesehen und haben's den Herren angezeigt, welche in der Haussuchung die Hostie gefunden, die Thäterin ausgekundschaft, dieselbe auch mit allen Juden, auf die sie bekannt, gefänglich eingezogen und sämmtlich auf einem Berge vor dem Mühlenthore, nicht weit von der Stadt und vom Dorfe Schönfeld, welcher noch bis auf den heutigen Tag der Judenberg genannt wird, verbrannt. Die Hostie aber hat man in einer herrlichen Prozession, mit vieler Pracht und großen Klagen, Gebeten und Verneigungen in die Kirche getragen und an einen besonderen Ort gesetzt.
     
47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben.
     
    Es hat sich vor vielen, vielen Jahren, bei dem löblichen adlichen Geschlechte derer von Alvensleben, auf dem Hause Kalbe an der Milde, in der Mark Brandenburg, begeben, daß des damals lebenden Junker von Alvensleben Hausfrau, bei nachtschlafender Zeit, als das Haus verschlossen, von einer Magd, so eine Laterne in der Hand getragen, aufgewecket, mit vielen guten Worten, einer Frau in Kindesnöthen zu Hülfe zu kommen, gebeten, auch endlich dazu bewogen, jedoch zuvor vermahnet worden, wenn sie in das Haus käme, daß sie weder Essen noch Trinken, noch auch dasjenige, was man ihr anbieten würde, annehmen sollte.
    Als sie nun der Kindbetterin Hülfe erzeiget, ist sie unbeleidigt wiederum auf das Haus geführt worden. Ueber eine Zeit hernach, kommt dieselbe Magd zu Mitternacht mit einer Laterne wieder, trägt zwei Schüsseln über einander gestülpet, wünscht der Frauen von Alvensleben von ihrem Herren viel Gutes und spricht ferner: »Ihr Herr verehre sie hiermit mit einem Kleinode, nehmlich einem köstlichen, goldenen Ringe, zur Danksagung für erzeigten Dienst, den solle sie wohl bewahren. Denn so lange derselbige Ring ganz und unzertheilt auf dem Hause Kalbe und bei dem Geschlechte von Alvensleben bleiben würde, solle es floriren und Glück und Wohlfahrt haben. Werde aber der Ring von Handen kommen oder zertheilt werden, so werde es auch demselben Geschlechte unglücklich und nicht wohl ergehen;« und ist damit verschwunden. Was geschieht? Als hernach zween Brüder die Erbtheilung fürnehmen, mußte dieser Ring auch getheilt werden, aber desjenigen Linie, so die Theilung am heftigsten begehret, ist aus und abgegangen. Der andere Theil des Ringes aber soll heutiges Tages (im Jahre 1599) auf dem Hause Kalbe in der Kapelle verwahret werden.
     
48. Vom Wunderblute zu Zehdenick.
     
    Im Jahre 1249 hat ein Weib zu Zehdenick eine geweihte Hostie in Wachs gedrückt und vor ihre Bierfässer begraben, damit die Leute ihr Bier desto lieber möchten hohlen und trinken. Da sie aber hernach einen scharfen Gesetzprediger gehöret, ist sie dadurch zur Erkenntniß ihrer begangenen Sünde gekommen. Und ob ihr wohl eine schwere Buße von ihrem Beichtvater ist auferlegt worden, dennoch hat sie sich in ihrem Herzen und Gewissen nicht können zufrieden geben, bis die Sache recht an den Tag käme und von ihr selber ausgebracht würde. Hat demnach solches dem Pfarrherrn zu Zehdenick geoffenbaret, wie auch, da es der Pfarrherr nicht hat glauben wollen, dem andern gemeinen Volke.
    Darauf hat man im Keller angefangen zu graben und ist an dreien oder mehr Orten Blut herausgequollen, daß sich auch die Umstehenden sehr darüber verwundert. Die blutige Erde hat man darauf ausgegraben und in die Kirche getragen mit großer Reverenz. Da das Gerücht auskommen,

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