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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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Stamme
    Und ist ja lobenswerth,
    Von wegen großer Thaten
    Führt er billig das Schwerdt.
     
    Preis wollte er erlangen,
    Zog weit in fremde Land,
    Ebentheuer anzufangen,
    Das kam ihm auch zur Hand,
    Wagte sein Leib und Leben,
    Wie ihr jetzt hören werd't,
    Wie man findet beschrieben;
    Er war von ed'ler Art.
     
    Er nahm mit Ritter und Grafen,
    Der hochgebor'ne Fürst,
    Es waren seine Unterthanen,
    Nach Preis der Ehr sie dürst't.
    Sie kamen an ein Wasser,
    Die Pferde ließen sie stehn,
    Und säumten sich nicht lange,
    Zu Schiff sie thäten geh'n.
     
    Der Schiffer sich fertig machte
    Und fuhr sehr schnell davon,
    Sie fuhren Tag und Nachte,
    Kein Land sie trafen an.
    Es brachen ihre Segeln,
    Sie kamen da in Noth,
    Groß Kummer stieß ihn'n entgegen,
    Jeder wünschet sich den Tod.
     
    Sie lagen da sehr lange,
    Die Speise nahm ein End',
    Dem Herzog ward sehr bange,
    Er hub auf seine Händ';
    »Ach Gott! laß dich erbarmen,
    Wir leiden große Noth,
    Ach! komm zu Hülf' uns Armen,
    Es mangelt an Speis und Brod.«
     
    Einer klagt dem andern den Kummer,
    Als auch dies groß Elend,
    Sie waren matt von Hunger
    Und wunden ihre Händ'.
    Der Herzog sprach zu den Seinen:
    »Wir stehen alle bloß,
    Es hilft ja hier kein Weinen,
    Jeder mache sich ein Loos.«
     
    Die Loose wurden gemachet,
    Wie man nun hören thut,
    Ein jeder darnach trachtet,
    Man legt sie in einen Hut
    Und ward gänzlich beschlossen,
    Wer zum ersten 'raus käm',
    Soll sein Leben unverdrossen
    Geben den andern anheim.
     
    Das Loos fiele zum ersten
    Auf einen kühnen Held.
    Er sprach gar bald von Herzen:
    »Macht's, wie es euch gefällt.
    Meinen Leib will ich euch geben
    Dahin zu eurer Speis',
    Nehmt mir nun bald das Leben,
    Theilt unter euch mein Fleisch.
     
    Ihr mögt mich braten oder sieden,
    Ich geb's euch herzlich gern,
    Gott wolle nur behüten
    Unsern frommen Landesherrn.
    Es geh' gleich über uns alle,
    Wir sein klein oder groß;
    Ach Gott! daß ja nicht falle
    Auf unsern Herrn das Loos.«
     
    Der Held wurde geschlachtet,
    Wie man das lieset noch,
    Speise davon gemachet,
    Hunger war der beste Koch.
    In Stücken ihn zerhieben
    Die Mitgesellen sein,
    Der Hunger sie antriebe,
    Jeder mußt sich stellen ein.
     
    Auf wen das Loos gefallen,
    Thät sich herstellen gern',
    Gott gab das Glück für allen,
    Er schont immer den Herrn.
    Er stund mit einem Knechte,
    Der war, nächst Gott, sein Trost,
    Groß waren sie in Nöthen,
    Der Herr ward nicht erlos't.
     
    Der Hunger hielt nicht stille,
    Er war bei ihnen groß.
    Der Herr sprach: »es ist mein Wille,
    Wir beide werfen das Loos;
    Auf wen es dann thut fallen,
    Der soll den andern verzehr'n.«
    Der Knecht rief laut mit Schallen,
    »Solch's thu' ich nicht mein'm Herrn.«
     
    Sie thaten beide loosen,
    Der Knecht sah das ungern,
    Das Loos fiel auf den großen,
    Edlen, liebwerthen Herrn.
    Der Knecht sollte ihn tödten,
    Befahl der hochwerthe Mann;
    Hoch waren sie in Nöthen,
    Der Knecht wollt' nicht daran.
     
    Der Knecht sagte mit Treuen:
    »Herr, es ist alles verlor'n,
    Ich müßt' mein Leben bereuen,
    Ihr seid ja hochgeborn.
    Von Leder will ich euch machen
    Gar bald ein'n neuen Sack,
    Ihr mögt des Glück's erwarten,
    Ihr seid noch jung und stark.«
     
    Der Knecht nahm in der Güte
    Den treuen Helden werth,
    Näht ihn in Ochsenhäute
    Und legt zu ihm sein Schwerdt:
    »Ach Gott, thu dich erbarmen,
    Wie steck' ich in der Noth!
    Mein'n Herrn hab' ich jetzt begraben
    Und er ist noch nicht todt.«
     
    Gar bald kam da geflogen
    Der Vogel Greif sehr groß,
    (Ist wahr und nicht erlogen),
    Und auf den Herrn zuschoß,
    Faßt ihn mit seinen Klauen,
    Trug ihn bald in sein Nest,
    Der Herr thät sich erfreuen,
    Sprach: »Gott, thu bei mir das Best'!«
     
    Der Greif flohe von hinnen,
    Mehr Speise er begehrt',
    Der Herr thät sich besinnen,
    Ergriff sein scharfes Schwerdt.
    Er dankte Gott dem Herren
    Und schnitt sich aus der Haut,
    Er sah sich um vor Freuden
    Und faßt' einen guten Muth.
     
    Die jungen Greifen schrien,
    Begehrten bald den Herrn,
    Ich sag's aus wahrer Treue,
    Er thät sich ihrer wehr'n.
    Er rief an Gott den Herren,
    Der half ihm aus der Noth,
    Thät sich der Vögel erwehren
    Und schlug sie alle todt.
     
    Er stieg gar bald herunter,
    Schnell aus dem großen Nest.
    Es nahm den Herren Wunder
    Der ungeheuren Gäst!
    Man kann noch jetzt anschauen
    Zu Braunschweig in dem Thum (Dom),
    Da hängt die Greifenklauen,
    Die er mitgebracht zum Ruhm.
     
    Der Herr thät sich von weiten
    Im Wald ziemlich umschau'n,
    Da

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