Volkssagen, Maerchen Und Legenden
er beistand.
Man that ihn überall lieben,
Den Herren zu Braunschweig,
Von wegen seiner Treuen.
Macht manchen Armen reich.
Bis in seinen alten Tagen
Hat ihn Gott wohl bewahrt,
Sein Gemal, ohn' alles klagen,
Für Unglück auch bewahrt,
Auch die nach seinem Tode
Das Land regieret fort,
Denen gab Gott auch Güter,
Junge Herren und Fräulein fort.
Der Herzog legt' sich nieder,
Vor Alter war er schwach,
Sprach: komm ich nicht auf wieder,
So befehl ich Gott mein' Sach',
Christo, meinem Herren,
Befehl' ich Leib und Seel',
Der wolle nun mein pflegen,
Von ihm kommt Leben und Heil.
Sein' Gemalin weinte sehre,
Der Herr gesegnete sie:
»Mein Bleiben ist nicht mehre,
Gott woll' erhalten hie,
Er wolle euch bewahren,
Dazu auch Leut' und Land;«
Und in derselben Stunde
Bot jedem er die Hand.
Seinen Geist thät er aufgeben,
Der edle Herzog werth
Und endet so sein Leben;
Man legt' zu ihm sein Schwerdt.
Drauf ward prächtig begraben
Des theuren Fürsten Leich',
Das Grab zu sehen kann haben
In der Burg zu Braunschweig.
Jedermann traurete sehre
Um den Herrn Hochgebor'n,
Wie auch das wilde Thier
Sein Leben hat verlor'n.
Der Leu legte sich nieder
Auf seines Herren Grab,
Davon wollt' er nicht wieder,
Bis er seinen Geist aufgab.
Die Ehre that man dem Löwen
Und legt ihn in ein Grab,
Welches noch heut' zu sehen
Auf der Burg zu Braunschweig.
Täglich man auch hingehet,
Das Grab besehen hat,
Auf einer Säul' er stehet,
Zum Gedächtniß treuer That.
Ein' Greifenklau auch hanget
Zu Braunschweig in dem Thum,
Mit welcher man noch pranget
Zum Andenken und Ruhm.
Dies kann man allda sehen,
Zum Zeugniß, daß es wahr,
Des Löwen Gedächtniß stehen,
Welches gewiß ist wahr.
Ach Gott! du wollst behüten
Dies hohe Fürstenhaus,
In aller Regenten Zeiten
Theilen den Segen aus
Und gnädiglich bewahren
Für Pest, Krieg, Raub und Brand,
Wie auch gnädig vermehren
Die Nahrung in dem Land'.
Zum stätigen Andenken
Der wunderbaren Geschicht',
Und auch zu ewigen Ehren
Des Herren Herzog Heinrich
Und seinem getreuen Löwen
Ist dies ganze Gedicht,
Dem fürstlichen Stamm zu Ehren
In Braunschweig aufgericht't.
VI. Kindermährchen.
57. Von dem Mahandel Bohm.
Dat is nu all lang her, woll twee dusent Johr, do was dar een rick Mann, de hadde eene schoine, frame Frou, un se hadden sik beede seer leef, hadden averst kene Kinner; se wünschten sik averst seer welke, un de Frou bedt so veel dorum, Dag un Nacht; man se kregen keen un kregen keen. – Vor eerem Huse was een Hoff, darup stund een Mahandelboom, ünner den stün de Frou eens in'n Winter, un schalt sik eenen Appel. – Un as se sik den Appel so schalt, so snet se sik in'n Finger, un dat Blot feel in den Snee. – »Ach! – sed de Frou, un süft so recht hoch up, un sach dat Bloot för sik an, un was so recht wehmödig, – had ih doch een Kind so roth as Bloot un so witt as Snee.« – Un as se dat sed, so wurd eer so recht frölich to mode, eer was recht as sull dat was warden. Dar ging se to den Huse un ging een Maand hen, de Snee vör ging, un twee Maand dar was dat groin, un dree Maand, da kemen die Bloimer ut de Erde, un veer Maand, dar drungen sik alle Boimer in dat Holt, un de groinen Twige weeren all in een anner wussen. Dar sungen de Vägelkens, dat dat ganze Holt schallt, un de Blöten felen von de Boimes. Dar was de fyfte Maand weg, un se stand ünner den Mahandelboom, de rook so schoin; do sprang eer dat Hart vör Freuden, un se feel up eere Knee un konnde sik nich laten. Un as de seste Maand vörby was, dar warden de Früchte dik un stark, da ward se gans still. Un de söbende Maand, da greep se na de Mahandelbeeren un att se so nidsch, da ward se trurig un krank. Dar ging de achte Maand hen, un se reep eeren Mann un weende un sed: »wen ik starve, so begrave my ünner den Mahandelboom.« Da wurde se gans getrost un freute sik, bett de neegte Maand vorby was, dar kreeg se een Kind, so witt as Snee un so root as Bloot; un as se dat sah, so freute se sik so, dat se sturv.
Dar begrob eer Man se unner den Mahandelboom, un he fung an to weenen, so seer, eene Tyd lang; da ward dat wat sachter, un dar he noch wat weend had, da heel he up, un noch eene Tyd, do nam de sik wedder eene Frou.
Myt de tweete Frou kreeg he ene Dochter, dat Kind averst von de eeerste Frou was een lüttje Söhn un was so root as Bloot un so witt as Snee. Wenn de Frou eere Dochter so ansach, so had se se so
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