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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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sein.
     
    »Ach Gott, thu mich erretten,
    Sehr böse ist die Sach',
    Ich will gar treulich beten,
    Will halten fleißig Wach'.
    Ach Gott! thu mir bescheeren
    Heut einen sel'gen Tag;
    Ich befehl' mich Gott dem Herren,
    Bis der Löwe kommet nach.«
     
    Der Herr thät sich besinnen,
    Gab seinen Willen drein,
    Wie er möcht' kommen von hinnen
    Zu der Allerliebsten sein.
    »Ach Gott! woll'st mich bewahren
    Diesen Tag und auch die Nacht,
    In Gottes Geleit zu fahren,
    Eh' die Hochzeit wird vollbracht.«
     
    Er nahm alsbald den Herren,
    Führt ihn in Lüften hin,
    Vermeint', er soll' sein werden,
    Hätt' einen guten Gewinn.
    Vor Braunschweig legt er nieder
    Den edlen Herren fromm:
    »Ich komme gar bald wieder,
    Du kannst wohl wachen thun.«
     
    Der Herre war sehr müde,
    Es war kein Wunder nicht:
    »Ach Gott! mich heut' behüte,
    Sonst mir sehr weh' geschieht.
    Hilf ja, daß ich mög' wachen,
    Es möcht' mir übel sein,
    Möcht' kommen in Satan's Rachen,
    Dazu in die ew'ge Pein.«
     
    Er that sich niedersenken,
    Der Schlaf setzt ihm sehr zu;
    Es war nicht zu verdenken,
    Hatte lang gehabt keine Ruh'.
    Er lag auf dem Giersberge
    Zu Braunschweig vor der Stadt;
    Wie man gar leicht kann merken,
    Von der Reise war er matt.
     
    Es währete drauf nicht lange,
    Der Teufel kam gefloh'n,
    Hatte sehr fest umfangen
    Den allzutreuen Leu'n.
    Der sah den Herren liegen,
    Gedacht', er wär' schon todt;
    Er ruhete am Berge,
    Wär kommen bald in Noth.
     
    Der Löwe thät laut schreien,
    Weil sich der Herr nicht rührt;
    Dem Teufel thäts gereuen,
    Daß er ihn hatt' geführt.
    Der Herr von solchem Schreien
    Gar bald und schnell erwacht;
    Den Teufel thät's gereuen,
    Warf den Löwen, daß es kracht.
     
    Denn, so der Herr geschlafen,
    Wär' kommen um Leib und Seel',
    Allein Gott thät es schaffen,
    Von ihm kommt Leben und Heil,
    Half ihm in diesem Leben
    Aus solcher großen Noth,
    That seiner ferner pflegen,
    Half ihm bis in den Tod.
     
    Der Herre fiel darnieder
    Und dankte Gott dem Herrn,
    Richt't sich darnach auf wieder,
    Es wollt' bald Abend werd'n.
    Wär' er den Tag nicht kommen,
    Wär' ihm ein großer Schad',
    Wie ihr jetzt habt vernommen,
    Er kam sobald zu spat.
     
    Er kam in Braunschweig gangen,
    Der Löwe folgt ihm nach,
    Er war gar schlecht empfangen,
    Nach der Burg war sein Gang.
    Er hört' ein groß Getöne,
    Dacht': was mag dieses sein?
    Thät sich bald lenken schöne
    Nach dem Mosthaus hinein.
     
    In's Haus wollt' er eintreten,
    Man wollt' ihn nicht einla'n,
    Trabanten und Soldaten,
    Die drohten ihn zu schla'n.
    »Was willt du denn hier machen,
    Wohl in dem Fürstenhaus?
    Du hast hier nichts zu schaffen,
    Geh', packe dich hinaus.«
     
    Groß Wunder nahm den Herren,
    Was er da hört' und sah:
    »Es dürfte wohl wahr werden,
    Was der Teufel mir gesagt.
    Was heißt das Getön' und Pfeifen,
    Ist hier ein fremder Herr?
    Gebt mir Bericht ihr Leutchen,
    Was sind's für neue Mähr?« –
     
    »Der Herr ist gar nicht fremde,
    Er ist uns wohl bekannt;
    Ich sag', daß er bekomme
    Heut' das Braunschweiger Land,
    Mit unser gnäd'gen Frauen;
    Denn sie ist hochgebor'n,
    Ist eine Wittwe in Treuen,
    Ihren Herrn hat sie verlor'n.«
     
    Der Herr wundert sich sehre,
    That eilen mit der Sach',
    Er gab ihnen die Ehre
    Und bat freundlich die Wach'.
    Sie trugen kein Bedenken,
    Thaten den Willen sein,
    Er begehrte nur zu schenken
    Ihm einen Becher Wein.
     
    Der Herre bat recht sehre,
    Er wollt' gar nicht abla'n,
    Er war ihr Landesherre,
    Der Abend kam heran.
    Zu einem sprach er in Treuen:
    »Sprich doch die Fürstin an,
    Es soll dich nicht gereuen,
    Du scheinst ein braver Mann.
     
    Und thu sie freundlich bitten:
    Einen Trunk von ihrem Wein'
    Wolle sie herunter schicken,
    Matt ist das Herze mein.«
    Er sahe an den Löwen
    Und auch den werthen Mann,
    Er lief gar schnell und eben
    Und zeigt's der Fürstin an.
     
    Die Braut mußt dessen lachen,
    Sprach: »was ist das für ein Mann?«
    Es waren ihr seltsame Sachen,
    Daß er einen Löwen sollt' ha'n.
    Bald gab sie ein Geschirre,
    Ließ ihn das trinken aus:
    »Er ist ein Ebentheure,
    Wie kommt er in das Haus?«
     
    Sie schickt den Becher hinunter:
    »Soll austrinken den Wein.«
    Der Diener sprach: »mich nimmt's Wunder,
    Wer magst du doch wohl sein?
    Daß du begehrst zu trinken
    Von diesem edlen Wein,
    Den man der Herzoginnen
    Allein thut schenken ein?«
     
    Er nahm den Ring von Golde,
    Der in zwei Theilen war,
    In'n Becher warf er ihn balde,
    Bat sehr, er möcht ihn dar
    Tragen zur Fürstin

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