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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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milde.
    Drauf war geschnitten ein
    Sein Name, Helm und Schilde;
    Das trug man ihr hinein.
     
    Der Diener das Geschirre
    Nahm und thät ihm nichts sagen,
    Es däucht ihm Ebentheure,
    Für die Fürstin thät er's tragen.
    Sprach: »ach, gnädige Fraue,
    Eine Fürstin hoch gebor'n,
    Eure Gnaden thu' dies anschauen,
    Habt ihr das Gold verlor'n?«
     
    Sie nahm das Gold zu Handen,
    Und thät's fleißig anschau'n,
    Es lag ihr Herz in Banden,
    Auf sie sah'n alle Frau'n.
    Sie war entfärbet sehre,
    Bald war sie wie ein' Leich';
    Sie dacht': es ist mein Herre,
    Der Herzog von Braunschweig.
     
    Die Braut stund auf in Eile,
    Bald in die Kammer ging;
    In einer kleinen Weile
    Rief sie den Kämmerling,
    Sprach: »habt ihr nicht gesehen
    Draußen den fremden Mann?
    Welcher vor unser'm Schlosse
    Soll mit einem Löwen stahn.«
     
    Er sprach: »gnädige Fraue,
    Ich hab' ihn wohl geseh'n,
    Thät ihn gar wohl anschauen,
    Der Löw' that mit ihm geh'n;
    Der Leu ist ihm getreue
    Und ist ihm unterthan,
    Viel Leute ihn anschauen,
    Es ist ein feiner Mann.«
     
    Sie legt' sich an die Zinne
    Und thät hinunter schau'n,
    Ward ihren Herren inne,
    Er saß da mit dem Leu'n.
    »Hilf Gott, daß mir's gelinge,
    Was er mir hat geschickt,
    Ist von meines Herren Ringe.«
    Gar oft sie ihn anblickt.
     
    »Laßt ihn herauf nur kommen
    Wir wollen ihn befragen,
    Wo er den Ring bekommen,
    Er wird es uns wohl sagen.
    Den Ring kenn' ich gar eigen,
    Mein Herr hat mir ihn geben,
    Da er von mir wollt' scheiden.
    Ach Gott! wär' er am Leben!
     
    Thät ihn von einander schneiden,
    Dies ist gewißlich wahr,
    Da er von mir wollt' scheiden,
    Ist länger denn sieben Jahr.
    Sollt' ich kommen nicht wieder
    Auf dieses Hauses Saal,
    Sprach da mein edler Herre,
    So nehmt ein ander Gemal.«
     
    Jedermann nahm es Wunder,
    Was noch daraus wollt' werd'n;
    Die Räthe nahmen besunder (besonders)
    Den frommen Landesherrn.
    Sie fragten diesen Frommen
    Um diese Wunderding,
    Und wie er hätt' bekommen
    Von ihrem Herrn den Ring.
     
    Der Herr fing an zu lachen,
    Sprach: »es wird werden gut;«
    Ja fleißig thät er trachten,
    Daß er könnt' seh'n die Braut:
    »Von keinem hab' ich bekommen,
    Das sag' ich euch fürwahr,
    Ich hab' den selbst genommen,
    Sind länger denn sieben Jahr.«
     
    Sie alle ihn anschauen,
    Er war ein ernster Mann,
    Ging'n hin zur edlen Frauen
    Und zeigten ihr dies an:
    Der Ring wäre gekommen
    An seinen rechten Ort,
    Drum wäre er geleget,
    Wo er billig hingehört.
     
    Deß wundert sie sich sehre,
    Ging eilend durch den Saal;
    Sie sprach: »ach Gott! mein Herre,
    Ist's mein lieber Gemal,
    Dem dieser Ring gewesen,
    Dem liebsten Herren mein?
    Ach Gott! ist er's gewesen,
    Sollt' er beim Leben sein?«
     
    Sie thät den Herrn anschauen,
    Für Freud' fiel sie zur Erd',
    Der Herr sah an die Frauen,
    Er ihr aufhelfen thät.
    Es wundert allen Herren,
    Sie sprachen allzugleich:
    »Was will doch daraus werden,
    Herr Gott im Himmelreich?«
     
    Die Fürstin thät ihn nennen,
    Bot ihm die weiße Hand:
    »Ach Herr, ihr wollt euch nennen,
    Seid ihr der Herr im Land?
    Ihr sollt euch uns anmelden,
    Sag'n wir zu dieser Stund',
    Wir preisen Gott den Herren,
    Der läßt euch kommen gesund.« –
     
    »Vor Zeiten war ich ein Herre –
    Sagt er – es ist kein Spott,
    Es geschieht mir wenig Ehre,
    Muß es befehlen Gott.
    Ich war ein Herr ohn' Sorgen,
    Das sag' ich noch fürwahr,
    Von Braunschweig ausgezogen,
    Schon länger denn sieben Jahr.« –
     
    »Seid ihr der Landesherre,
    So seid uns allen willkomm;«
    Thaten ihm große Ehre;
    Denn er war mild und fromm.
    Die Fürstin fiel darnieder
    Und dankt dem Herren Gott:
    »Mein Herr ist kommen wieder,
    Hat ihn errett't aus Noth.«
     
    Zu Tische man ihn weiset,
    Ein jeder es geseh'n,
    Wo man ihn besser speiset,
    Als auf der Hard' (dem Schiff) gescheh'n.
    Bei der Braut setzt man ihn nieder,
    Jeder sich verwundert hier,
    Der Leue ward versorget,
    Sein allzutreues Thier.
     
    Was soll man weiter sagen?
    Dem Bräut'gam kam die Mähr'
    »Es war wohl zu beklagen,
    Daß eben kam der Herr,
    Nun ist mein Thun verloren,
    Durch den Korb bin ich hindurch,
    Wär' ich noch höher geboren,
    Stünd' ich jetzt sehr in Sorg'.«
     
    Der Bräut'gam trauret sehre,
    Es war ihm leid der Hohn,
    Wenn's nicht der Landsherr wäre,
    Er wollt' nicht lassen davon.
    Nach der Braut stund sein Verlangen.
    »Ich hab' ein Wild gejagt,
    Ein and'rer hat's gefangen,
    Das sei ja Gott geklagt.«
     
    Die Herren gingen zusammen,
    Und hielten einen Rath,
    Der Herzog

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