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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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jungen Menschen, der ihr Liebhaber war, in einen Kasten versteckte. Jetzt wurde ihm aufgemacht. Die Frau fragte, was er wolle, und als er ihr sagte, daß er Felle verkaufen wolle, bekam er zur Antwort, daß der Gerber nicht zu Hause wäre, und man nichts ohne des Herrn Wissen kaufen könnte. Der Bauer sagte, man sollte ihm nur den alten Kasten da (er wies nehmlich auf den, worin der Liebhaber saß) geben. Dieses wollte natürlich die Frau nicht zugeben, sie zankten sich so lange darum, bis der Gerber nach Hause kam, und fragte, was es denn hier gäbe? Der Bauer erzählte nun alles, und daß er ihm doch den Kasten geben möchte. Der Gerber sagte zu seiner Frau, warum sie denn nicht den Kasten geben wollte, sie könnte froh sein, wenn der Bauer damit zufrieden wäre. Und nun nahm der Bauer den Kasten, die Frau mochte sagen, was sie wollte, das half alles nichts, er lud ihn auf seinen Wagen und fuhr damit fort. Als er ohngefähr die Hälfte Weges gefahren war, fing der junge Herr an zu schreien, zu rufen und zu bitten, daß der Bauer ihn doch loslassen möchte. Unser Kibitz aber ließ sich nicht bewegen. Er ließ sich endlich Geld bieten, aber auch damit wollte er anfangs nicht zufrieden seyn, bis er ihm 1000 Thaler bot, hiermit wollte er ihn loslassen. Er ließ es sich auszahlen, und ihn dann laufen.
    Nun kehrte er vergnügt nach seinem Dorfe zurück, und erzählte, wie gut er seine Felle angebracht hätte. Als dieses die übrigen Bauern hörten, schlugen sie alle ihre Ochsen todt, und wollten das Fell auch an den Gerber verkaufen. Als sie aber zu ihm hinkamen, fragte er sie, ob sie wohl gescheid wären, er hätte dem Kibitz ja nur einen alten Kasten gegeben. Darüber erzürnt, daß sie der Bauer Kibitz so angeführt hatte, nahmen sie sich vor, ihn todt zu schlagen, und zwar dann, wenn er in seinem Garten stände und grübe. Dies erfuhr aber mein Kibitz, er sagte also zu seiner Frau, daß sie einmal sich einen Spaß machen wollten, nehmlich sie möchte doch seine Kleider anziehn und in dem Garten graben, damit die Bauern dann glauben sollten, daß er es wäre. Die Frau versprach es auch zu thun; sie stellte sich also am Morgen in den Garten und grub. Da kamen denn die Bauern und schlugen sie todt, mit dem guten Glauben, sie hätten den Kibitz todtgeschlagen.
    Unser Kibitz freuete sich indeß inniglich, daß ihm der Plan so gut gelungen war. Indeß dachte er auch noch von seiner todten Frau einigen Nutzen ziehen zu können; er nahm sie nehmlich, zog ihr ordentliche Kleider einer Bauersfrau an, gab ihr einen Korb mit den schönsten Früchten, die jetzt sehr selten waren, da es schon Winter, in die Hand, und setzte sie in der Stadt auf ein breites Geländer; er aber versteckte sich nicht weit von diesem Orte. Nach einer Weile kam ein sehr schöner Wagen mit 6 Pferden, Bedienten und einem Vorreiter gefahren, worin eine sehr hochadliche Herrschaft saß. Als diese die Früchte sah, schickte sie einen Bedienten zu der Frau, daß er sie fragen sollte, wie viel die Früchte kosteten. Der Bediente ging hin und fragte, wie viel sie kosteten? bekam aber keine Antwort. Nachdem er ein paar Mal gefragt hatte, ward er ärgerlich, er dachte, sie schliefe und stieß sie an, daß sie aufwachen sollte, aber die Frau fiel rücklings ins Wasser hinein. Nun kam der Kibitz dazu gesprungen, und schrie und jammerte, daß man ihm seine Frau ins Wasser geworfen hätte und daß er die Herrschaft mit dem Diener verklagen wollte. Die Herrschaften sagten ihm, er möchte nur ruhig sein, sie wollten ihm auch den ganzen Wagen mit Dienern und allem geben. Mein Bauer that, als wenn er ihnen eine große Gefälligkeit erwiese, und nahm es an, setzte sich hinein und fuhr schnell nach seinem Dorfe zurück. Als er hier ankam, verwunderten sich die Bauern ob des schönen Wagens und der Pferde, aber noch größer war ihr Erstaunen und Schrecken, als aus der Kutsche unser Kibitz herausstieg. Er erzählte ihnen nun seine ganze Geschichte, aber nun noch zorniger auf ihn und weit neidischer gemacht, sperrten sie ihn in eine Tonne und wollten ihn so in das Wasser werfen.
    Indem sie die Tonne nach dem Wasser vor sich hinrollten, kamen sie bei einem Kruge vorbei, eine Gelegenheit, die sie nicht vorüber gehen lassen wollten, um sich mit einem guten Schnaps zu ihrem Vorhaben zu stärken. Sie ließen daher die Tonne draußen liegen, nachdem sie sie an einen Baum gerollt und daran festgebunden hatten. Kaum merkte Kiebitz sich allein, als er auch gleich daran dachte, sich

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