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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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drittes Verlangen: wer die schönste Frau mir bringt, der soll mein Erbe und Nachfolger sein.« Die Bedingung war zu nahe, der Preis zu reitzend, als daß die Prinzen nicht sogleich, jeder auf seinem gewohnten Wege, wieder hätten aufbrechen sollen.
    Dem Jüngsten war diesmal gar nicht wohl zu Muthe. Er dachte: alles andere hat der alte Frosch wohl erfüllen können, aber nun wirds vorbei sein, wo wird er mir ein schönes Mädchen und noch dazu das schönste herschaffen können? seine Sümpfe sind fern und breit menschenleer und nur Kröten, Unken und anderes Ungeziefer wohnt dort. Er ging indessen doch fort und seufzte diesmal aus schwerem Herzen, als er wieder an der Brücke saß. Nicht lange darnach stand die Padde wieder vor ihm und fragte: was ihm fehle? »Ach, Padde, diesmal kannst du mir nicht helfen, das übersteigt deine Kräfte.« – »Und doch – erwiederte der Frosch – sagt mir nur euer Leiden.« Der Prinz entdeckte ihm endlich seine neuen Leiden. »Dir soll geholfen werden – sagte wieder der Frosch – gehe du nur voran, die Schöne wird dir schon folgen, aber du mußt über das, was du sehen wirst, nicht lachen.« Darauf sprang er, wider seine Gewohnheit, mit einem herzhaften Sprunge weit in das Wasser hinein und verschwand.
    Der Prinz seufzte wiederum recht tief, stand auf und ging fort; denn er erwartete nicht viel von dem Versprechen. Kaum hatte er einige Schritte gemacht, so hörte er hinter sich ein Geräusch; er blickte sich um und sah sechs große Wasserratzen, die, in vollem Trabe, einen Wagen von Kartenpappe gemacht hinter sich herzogen. Auf dem Bocke saß eine übergroße Kröte als Kutscher, hinten auf standen zwei kleinere Kröten als Bediente und zwei bedeutend große Mäuse, mit stattlichen Schnurrbärten, als Heiducken, im Wagen selbst aber saß die ihm wohlbekannte dicke Padde, die, im Vorbeifahren, etwas ungeschickt, aber doch möglichst zierlich, ihm eine Verbeugung machte.
    Viel zu sehr in Betrachtungen vertieft von der Nähe seines Glückes, und wie ferne er nun sei, da er die schönste Schöne nicht finden würde, betrachtete der Prinz kaum diesen lächerlichen Aufzug, noch weniger hatte er gar Lust zu lachen. Der Wagen fuhr eine Weile vor ihm her und bog dann um eine Ecke. Wie ward ihm aber, als bald darauf um dieselbe Ecke ein herrlicher Wagen rollte, gezogen von sechs mächtigen, schwarzen Pferden, regiert von einem wohlgekleideten Kutscher und in dem Wagen die schönste Frau, die er je gesehen und in der er sogleich die reitzende Petersilie erkannte, für die sein Herz schon früher entbrannt war. Der Wagen hielt bei ihm stille, Bediente und Heiducken, aus der Thiergestalt entzaubert, öffneten ihm den Wagen und er säumte nicht, sich zu der schönen Prinzessin zu setzen.
    Bald kam er in der Hauptstadt seines Vaters an, mit ihm seine Brüder, die eine große Menge der schönsten Frauen mit sich führten, aber als sie vor den König traten, erkannte sogleich der ganze Hof der schönen Petersilie den Kranz der Schönheit zu, der entzückte Vater umarmte seinen Sohn, als Nachfolger, und seine neue Schwiegertochter, die anderen Frauen wurden aber alle, wie der Leinewand und den Hündleinen geschehen war, ins Wasser geworfen und ersäuft. Der Prinz heirathete die Prinzessin Petersilie, regierte lange und glücklich mit ihr, und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch.
     
61. Die Geschichte des Bauer Kibitz.
     
    Ein armer Bauer mit Namen Kibitz lebte mit seiner Frau in einem kleinen Dorfe ziemlich ruhig und zufrieden. Eines Tages, als er mit seinen beiden Ochsen seinen Acker pflügte, hörte er auf einmal seinen Namen rufen, er sah sich um, und erblickte einen Vogel, welcher ihn zu wiederholten Malen ausrief. (Es war nehmlich der Vogel Kibitz, der bekanntlich, wie der Kukuk, immer seinen eigenen Namen ausruft.) Der Bauer dachte aber, der Vogel spotte seiner, er nahm darum einen Stein, um ihn damit zu werfen, der Vogel flog aber ruhig davon, und der Stein, anstatt daß er den Vogel treffen sollte, fiel auf einen seiner Ochsen, und schlug ihn auf der Stelle todt. Was sollst du nun wohl noch mit dem anderen Ochsen machen, dachte Kibitz bei sich selbst, und ohne längeres Zögern schlug er auch diesen todt, zog ihnen das Fell ab, und ging sogleich nach der Stadt, um sie dort an einen Gerber, so gut als möglich, zu verkaufen.
    Er fand auch bald ein Haus, worin ein Gerber wohnte. Er klopfte hier an, und ehe man ihm aufmachte, sahe er durch ein Fenster, daß eine Frau einen

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