Volkssagen, Maerchen Und Legenden
unsers Helden, wurden dadurch mit ihm versöhnt. Dieser nun mit seinen Gefährten kehrte zurück zu seiner geliebten Prinzessin. Alle freuten sich des Wiedersehens, zumal die gewesene Frau des Popanzes mit ihrem Mann und Sohn. Sie feierten aufs neue ihre Vermählung mit der des Prinzen und der Prinzessin, die herrlich und in Freuden begann und endigte.
60. Das Mährchen von der Padde.
Es war einmal ein König, der hatte drei Söhne. Es lebte aber auch damals eine alte Frau, die hatte nur ein Töchterlein, welches Petersilie hieß. Der König schickte seine Söhne aus, um sich in der Welt umzusehen, seine und fremde Lande kennen zu lernen, um so weise genug zu werden, dereinst ihr Erbtheil beherrschen zu können. Die alte Frau aber lebte stille und eingezogen mit ihrem Töchterlein, das den Namen davon hatte, daß es Petersilie lieber als alle andere Speise aß, ja einen rechten Heishunger darnach hatte. Die arme Mutter hatte nicht Geld genug, immer und immerfort Petersilie für die Tochter zu kaufen, und es blieb ihr daher nichts übrig, da das Töchterlein gar zu schön war und sie auf keine Weise ihrer Schönheit nachtheilig sein wollte, als nächtlich aus dem Garten des gegenüberliegenden Jungfrauenklosters die schönsten Petersilienwurzeln zu entwenden und das Töchterchen damit zu füttern. Das Gelüst der schönen Petersilie war nicht unbekannt, eben so wenig blieb der Diebstahl verborgen, und die Aebtissin war über ihre schöne Nachbarin nicht wenig erzürnt.
Die drei Prinzen kamen auf ihrer Wanderung auch in das Städtlein, wo Petersilie mit ihrer Mutter wohnte und gingen gerade durch die Straße, als das schöne Mägdlein am Fenster stand und ihre langen, wunderprächtigen Haare kämmte und flocht. Entzündet von Liebe, stieg in einem jeden der Wunsch auf, die Schöne zu besitzen, und kaum war der Wunsch über die Lippen gekommen, als auch ein jeglicher, in blinder Eifersucht, seinen Säbel zog und auf seinen brüderlichen Mitbewerber losging. Der Kampf ward nicht wenig heftig, auch die Aebtissin trat an die Pforte, und kaum hatte die fromme Frau gehört, daß ihre Nachbarin die Ursache sei, als aller Grimm, früher und späterer, sich in ihr zu der Verwünschung sammelte: sie wünschte, daß Petersilie in einen häßlichen Frosch verwandelt würde und unter einer Brücke am entferntesten Ende der Erde säße. Kaum ausgesprochen, ward Petersilie ein Frosch und war verschwunden. Die Prinzen, die nun keinen Gegenstand des Kampfes hatten, steckten ihre Degen ein, umarmten sich wieder brüderlich und zogen heim zu ihrem Vater.
Der alte Herr merkte indessen, daß er stumpf und schwach in den Regierungsgeschäften ward, und wollte daher das Reich abtreten, aber wem? dazu konnte sich sein väterliches Herz nicht entschließen, unter den drei Söhnen zu wählen. Das Schicksal sollte es bestimmen und er ließ sie daher vor sich kommen. »Meine lieben Kinder, – sprach er – ich werde alt und schwach und will meine Regierung niederlegen, kann mich aber nicht entschließen, einen von euch zu wählen, da ich euch alle drei gleich zärtlich liebe und denn doch auch dem Besten und Klügsten von euch mein Volk übergeben wollte. Ihr sollt mir daher drei Aufgaben lösen und wer sie mir lös't, der soll mein Erbe sein. Das erste ist: ihr müßt mir ein Stück Leinewand von hundert Ellen bringen, das man durch einen goldnen Ring ziehen kann.« Die Söhne verneigten sich, versprachen ihr möglichstes zu thun und machten sich auf die Reise.
Die beiden ältesten Brüder nahmen viel Gefolge und viele Wagen mit, um alle die schöne Leinewand, die sie finden würden, aufzuladen, der Jüngste ging ganz allein. Bald kamen drei Wege, zwei lustig und trocken, der dritte düster, feucht und schmutzig. Die beiden älteren Brüder nahmen die beiden ersten Wege, der Jüngste nahm Abschied von ihnen und schlenderte den düstern Weg entlang. Wo nur schöne Leinewand war, besahen sie die älteren Brüder und erstanden sie, ihre Wagen krachten unter der Last, und wo nur irgend der Ruf sie hinwies, dahin eilten sie auch und kauften. Sie kehrten reich versehen zurück. Der Jüngste dagegen ging mehrere Tagereisen auf seinem unwirthlichen Wege fort, nirgend wollte ihm ein Ort erscheinen, in dem er auch nur eine erträglich feine Leinewand gefunden und so reis'te er lange und ward immer mißmuthiger.
Einst kam er an eine Brücke, setzte sich an dem Rande nieder und seufzte recht tief über sein böses Schicksal. Da kroch eine
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