Volkssagen, Maerchen Und Legenden
Er soll sich selbst mit einigen der Seinen hierhin verflucht haben, sitzt deshalb mit ihnen auf einer Bank, an einem steinernen Tische, den Kopf in der Hand haltend. Er scheint zu ruhen oder schlafen, sein rother Bart ist ihm durch den Tisch bis auf die Füße gewachsen, er nickt stätig mit dem Kopfe und zwinkert mit den Augen, als wenn er etwa nicht recht schliefe, oder bald wieder aufwachen wolle.
a) Der Schäfer und der Kaiser.
Als einstmals ein Schäfer auf dem Kyffhäuser Berge ein Liedchen gepfiffen, hat solches dem Kaiser so wohl gefallen, daß er denselben durch einen zu sich berief und ihn dafür zur Dankbarkeit aus Freigebigkeit von dem daselbst vergrabenen reichen Schatze viel Geld geben lassen, wobei er den Schäfer gefraget: ob die Raben noch um den Berg flögen? Und da derselbe ja antwortete, sagte der Kaiser: »nun muß ich noch hundert Jahr schlafen.«
b) Der Kaiser und die Musikanten.
In seinem verzauberten Zustande liebt der Kaiser Musik sehr. Mancher Hirt, der hier auf seiner Schalmei blies, wurde schon zu ihm eingeladen, um ihm etwas vorzublasen, und dann beschenkt. Das war bekannt in der Gegend. Eine Gesellschaft Musikanten beschloß daher, ihm eine vollständige Nachtmusik zu bringen. In einer finstern Mitternachtsstunde machen sie sich auf, und als unten in Tilleda die Glocke zwölf schlug, blasen sie los.
Beim zweiten Murki kommt die Prinzessin mit Lichtern in der Hand auf sie zugetanzt, und ladet mit Mienen sie ein, ihr zu folgen. Der Berg öffnet sich, die ganze Gesellschaft zieht spielend ein. Essen und Trinken wird reichlich aufgetischt, und die Kapellisten lassen sich's gut schmecken. Das war nun zwar recht gut, aber sie wollen gern auch etwas von den Brillanten haben, die nur so herum lagen. Allein niemand bietet ihnen etwas an. Nicht ganz zufrieden, brechen sie endlich auf, als schon der Morgen graute, meinend, beim Abschiede würde es doch ein Trinkgeld geben. Allein, der Kaiser nickt ihnen, ganz nach großer Herren Art, freundlich zu, und seine erlauchte Tochter giebt jedem Musikanten einen grünen Busch.
Ehrenthalber nimmt ihn ein jeder an, als sie aber wieder im Freien sind, werfen sie die Büsche weg, und räsonniren und lachen über ein solch kaiserliches Geschenk. Nur einer behält den Busch, um ihn zum Andenken aufzuheben. Als er nach Hause kommt, und seinem Weibe den Busch aus Scherz überreicht, siehe! da hatten sich alle Blätter in goldene Zehnthalerstücke verwandelt. Flugs liefen die Andern alle auf den Berg zurück, wollten ihre Büsche wiederholen, aber – fort waren sie.
c) Der verzauberte Kaiser.
»Ein Bergmann, der still und fromm für sich lebte, ging einst am dritten Ostertage auf den Kyffhäuser. Da fand er an der hohen Warte einen Mönch sitzen, mit einem langen weißen Bart, der ihm bis auf die Knie reichte. Als dieser den Bergmann sahe, machte er ein großes Buch zu, worin es las, und sagte freundlich zu ihm: Komm mit mir zum Kaiser Friedrich, der wartet schon seit einer Stunde auf uns. Der Zwerg hat mir schon die Springwurzel gebracht.
Dem Bergmann eiste es über den ganzen Körper; doch der Mönch sprach ihm so tröstlich zu, daß er ganz freudig mitging, und ihm versprach, keinen Laut hören zu lassen, es möchte auch kommen, was käme. Sie gingen nun auf einen freien Platz, der ringsum mit einer Mauer umschlossen war. Da machte der Mönch einen großen Kreis mit seinem Krummstabe, und schrieb wunderbare Zeichen in den Sand. Dann las er lange und laut Gebete aus dem großen Buch, die der Bergmann aber nicht verstand. Endlich schlug er mit seinem Stabe dreimal auf die Erde, und rief: Thue dich auf!
Da entstand unter ihren Füßen ein dumpfes Getöse, wie bei einem fernen Gewitter; es zittert unter ihnen die Erde. Und nun sinkt der Bergmann mit dem Mönch, der seine Hand umfaßt hat, mit dem Boden, so weit der Kreis umzeichnet war, ganz sanft in die Tiefe hinab. Sie treten hinunter, und der Boden steigt wieder langsam hinauf. Nun waren sie in einem großen Gewölbe.
Der Mönch geht mit festem Schritt voran, der Bergmann mit zitternden Knieen hinter her. So gehn sie einige Gänge hindurch, bis es anfängt ganz dunkel um sie her zu werden. Bald aber finden sie eine ewige Lampe, und sehen, daß sie sich in einem geräumigen Kreuzgang befinden. Der Mönch steckt hier zwei Fackeln an, für sich und seinen Begleiter. Sie gehen fort, und mit einemmal stehen sie vor einem großen eisernen Kirchenthor.
Der Mönch betet, hält die
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