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Voll auf Ex-Kurs Roman

Titel: Voll auf Ex-Kurs Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Gold
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uns unser neuer Guru minutiös auseinandergesetzt. Während der sechs Wochen, die unsere Kontaktsperre dauern soll, haben wir die Aufgabe, jeden Morgen eine Sache aufzuschreiben, die in unserem Leben gut ist und uns täglich eine kleine Freude zu gönnen, vom Kochen unseres Lieblingsessens bis hin zum Besuch im Wellnesstempel. Quasi weg von der Fixierung auf den Partner, hin zu anderen Aspekten des Lebens und gleichzeitig den Turbo-Ego-Booster starten. Denn die Faustregel heißt: Je besser wir uns fühlen, desto mehr positive Ausstrahlung haben wir. Und das erhöht unsere Chancen beim Ex. So weit, so gut, das dürfte kein Problem sein.
    Der nächste Punkt ist eine härtere Nuss: Jeden Tag eine Stunde Sport. JEDEN TAG EINE STUNDE SPORT!!! Auf meine entsetzte Nachfrage, wofür das denn nötig sei, hat Clemens Schüttler uns erklärt, dass Sport zum einen die Stimmung hebt und zum anderen dafür sorgt, dass wir körperlich fitter und attraktiver werden – nach sechs Wochen soll unser Ex schlicht hintenüberfallen, wenn er uns sieht. Na gut, wenn’s der Sache dient … Je aktiver wir werden, umso besser. Außerdem sollen wir die Zeit, in der wir tun und lassen können, was wir wollen, ohne einen Partner fragen zu müssen, nutzen: Reisen machen. Sprachkurse belegen. Die Nächte durchfeiern. Eine Sinfonie komponieren, karrieremäßig so
richtig durchstarten. Alles, was uns guttut, unsere Unabhängigkeit und unser Selbstwertgefühl steigert, ist erlaubt – mehr noch, es ist Pflicht!
    Die nächste Pflichtübung besteht darin, dass jeder von uns mindestens einmal pro Woche ein Date hat. Und zwar immer mit einem anderen (woher ich die ganzen Kerle nehmen soll, ist mir allerdings noch schleierhaft). Auch das soll unser Ego pushen und uns unseren Marktwert vor Augen halten, ebenfalls eine Wunderwaffe für eine positive Ausstrahlung. Wir sollen uns bei Kontaktbörsen im Internet anmelden oder abends mit Freunden ausgehen und bewusst mit anderen flirten.
    »Das Wichtigste ist«, endet Clemens Schüttler schließlich mit seinen Erläuterungen, »dass jeder von euch die sechs Wochen nutzt, um sich selbst wieder auf Vordermann zu bringen. Momentan seid ihr noch das kleine Häufchen Elend, das am Boden zerstört ist – wenn euer Ex euch das nächste Mal sieht, sollt ihr vor guter Laune und Optimismus strahlen.«
    »Und wie geht’s dann weiter? Also, wenn wir die Kontaktsperre beenden dürfen?«, frage ich nach.
    »Dann dürft ihr sogar von euch aus euren Ex anrufen und euch möglichst unverbindlich mit ihm auf einen Kaffee treffen. Plaudert locker mit ihm, fragt ihn, was er in letzter Zeit so gemacht hat und erzählt ein bisschen, was bei euch in der Zwischenzeit passiert ist. Aber bloß keine Beziehungsgespräche, die sind tabu!«, fügt er streng hinzu. »Ihr werdet sehen: Wenn euer Expartner euch so locker, fröhlich und selbstbewusst erlebt, wird er schon bald von selbst auf die Idee kommen, dass er wieder mit euch zusammen sein will.«
    »Und was, wenn nicht?« Die Taschentuchfrau.
    »Dann«, Clemens Schüttler legt die Stirn in Falten und überlegt einen Moment, »habt ihr vermutlich irgendetwas
falsch gemacht. Wer sich genau an meine Regeln hält, hat damit zu 99 Prozent auch Erfolg, das garantiere ich!«
    »Wenn’s nicht klappt, weil man zu dem einen Prozent gehört«, will Lars jetzt wissen, »bekommen wir dann unser Geld zurück?« Clemens Schüttler lacht.
    »Nein, viel besser: Diejenigen, bei denen es aus irgendwelchen Gründen nicht funktioniert, dürfen mein Seminar kostenfrei besuchen, so oft sie wollen.« Tschaka. Ich sag’s ja.
     
    Nachdem Clemens Schüttler uns um kurz vor neun alle vor die Tür gefegt hat – jedem Einzelnen von uns hat er noch einmal ermutigende Worte auf den Weg gegeben sowie seine Visitenkarte mit einer 0190er-Nummer, die wir im Notfall oder bei Nachfragen täglich zwischen 10.00 und 22.00 Uhr für günstige 2,39 Euro die Minute anrufen können -, bleiben Lars und ich noch einen Moment draußen auf der Straße stehen.
    »Was meinst du?«, fragt er. »Ob das klappt? Oder sind wir auf einen blöden Schwätzer reingefallen?«
    »Ich weiß nicht«, meine ich. »Aber ich hoff’s natürlich schon. Also, dass es klappt, natürlich, nicht, dass Clemens Schüttler ein Schwätzer ist.«
    »Hm«, kommt es nachdenklich zurück.
    »Die Sachen, die er erzählt hat, finde ich jedenfalls zum großen Teil nachvollziehbar.« Ich grinse schief. »Auch, wenn mir das mit dem Sport überhaupt nicht

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