Voll auf Ex-Kurs Roman
passt.«
»Verstehe ich gut, ich hab’s auch nicht so damit, aber es muss wohl sein.« Einen Moment stehen wir noch unschlüssig voreinander herum, dann will ich mich von Lars verabschieden.
»Ich muss dann mal«, setze ich an.
»Hast du Lust, noch was trinken zu gehen?«, unterbricht er mich.
»Geht leider nicht«, erkläre ich ihm, »ich wohne nicht in Berlin und muss noch zurück nach Hamburg.«
»Echt?« Er lacht, und ich verstehe nicht ganz, was es da zu lachen gibt. »Ich wohne auch in Hamburg«, klärt er mich im nächsten Moment auf.
»Wirklich?« Er nickt. »Das ist ja ein Zufall!«
»Sonst lass uns doch zusammen fahren. Ich hab mir hier um die Ecke zwar ein Hotel gemietet, aber ich würd dann schnell meine Sachen holen und schon heute Abend nach Hamburg zurückfahren.« Er zwinkert mir zu. »Dann können wir noch ein bisschen über Clemens Schüttler und die anderen Teilnehmer lästern.«
»Gute Idee!« Tatsächlich freue ich mich, nach diesem teils doch etwas seltsamen Seminar jemanden zu haben, mit dem ich darüber reden kann. Zumal der Guru uns ja verboten hat, es irgendjemandem von unseren Freunden zu erzählen.
Und so sitzen Lars und ich eine Stunde später im ICE nach Hamburg, lachen uns wieder und wieder über die Facebook-Geschichte tot, erzählen aber auch von unseren Jobs (Lars ist Bauingenieur, für mich quasi ein Mensch vom anderen Stern) und von unseren gescheiterten Beziehungen und warum wir unsere Expartner zurückhaben wollen.
Lars schildert Yvonne in den schillerndsten Farben, seiner Beschreibung nach muss sie eine Art Rauschgoldengel mit einem IQ von 200 sein. Getrennt hat sie sich von ihm für einen anderen, aber Lars ist der festen Überzeugung, dass sie ihn eigentlich immer noch liebt, aber sich das aus irgendeinem Grund nicht eingestehen will. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, welchen Grund es geben sollte, sich nicht eingestehen zu wollen, dass man jemanden noch liebt, will Lars aber nicht entmutigen.
Ich selbst stelle Basti natürlich auch wie einen Halbgott
dar, als den perfekten Mann für mich, der einfach nur begreifen muss, dass wir zusammengehören. Stichwort Chicken Wings und Pizza ohne Käse. Lars gibt mir Recht, dass das doch quasi ein Fingerzeig des Schicksals ist. So plaudern wir angeregt über die Liebe und ihre Nebenwirkungen, während draußen in der Dunkelheit Kilometer für Kilometer an uns vorüberfliegen. Dazu trinken wir Bier, das Lars aus dem Zugrestaurant organisiert hat, beinahe ist die Fahrt wie ein netter Abend in der Kneipe.
»Ist ja fast ein Frauengespräch«, stellt Lars kurz vor Hamburg fest.
»Scheint ja auch fast ein Frauenproblem zu sein«, meine ich.
»Wie meinst du das?«
»Na ja, du warst immerhin der einzige Mann im Seminar.« Er lacht.
»Tja, die meisten Männer schämen sich vielleicht, zu solchen Mitteln zu greifen. Das ist für sie wahrscheinlich unmännlich, die spielen lieber ›einsamer Wolf‹.«
»Ja, da ist was dran«, sage ich und denke dabei automatisch an Basti, den Prototypen des einsamen Wolfs. Dann muss ich kichern, weil ich mir gleichzeitig vorstelle, wie Basti in so einem Seminar aussehen würde. Nein, völlig absurd, dieser Gedanke! Und der nächste Gedanke macht mich sofort wieder traurig: Was sollte er auch im Voll-auf-Ex-Kurs-Programm? Basti will mich ja gar nicht zurück …
»He!«, unterbricht Lars meine trüben Gedanken. »Jetzt guck mal nicht so traurig!«
»Sorry, ich musste gerade nur … na ja, ich bin eben traurig, was soll ich machen?«
»Aber mit der sensationellen Ex-Back-Strategie kann doch jetzt nichts mehr schiefgehen!«, muntert er mich auf.
»Stimmt«, erwidere ich lächelnd, »das hätte ich jetzt fast schon wieder vergessen, dass ich ja mit 99prozentiger Sicherheit wieder mit Basti zusammenkommen werde.« Lars prostet mir mit seinem Bier zu, ich ihm auch, und mit einem »Klong« lassen wir die Flaschenböden gegeneinandersausen.
»Siehste! Das ist die richtige Einstellung.«
Am Hamburger Hauptbahnhof laufen Lars und ich noch zusammen zur U-Bahn, dann trennen sich unsere Wege. Ich muss die U3 zum Borgweg nehmen, er selbst mit der U1 bis zur Hallerstraße.
»Na denn«, sage ich und will ihm meine Hand geben, »wünsche ich uns beiden mal viel Erfolg.«
»Warum denn so förmlich? Wir sind doch Leidensgenossen!« Mit diesen Worten hat er auch schon beide Arme um mich geschlungen, zieht mich an sich und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Erstaunt bemerke ich, wie muskulös er
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