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Voll auf Ex-Kurs Roman

Titel: Voll auf Ex-Kurs Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Gold
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euch hat eine Mail, einen Brief oder eine SMS an den Ex geschrieben und um eine zweite Chance gebeten?« Noch mehr Hände gehen in die Luft. »Wer ist persönlich beim Ex aufgetaucht?« Bis auf Lars haben nun alle ihre Flossen in der Luft. »Und du?«, will Clemens Schüttler von meinem Sitznachbarn wissen. »Du hast deine Exfreundin nicht angerufen, keine Mail oder SMS geschrieben oder bist bei ihr persönlich aufgetaucht?«
    »Na ja«, erwidert Lars zögerlich und lässt seine Hand dabei auch nach oben wandern, »ich hab vor ihrer Haustür mit Graffiti-Spray ein ›Yvonne, ich liebe dich und kann ohne dich nicht leben‹ auf die Straße gesprüht.«
    »Oh, wie süß!«, rufen einige entzückt aus, und auch ich muss zugeben, dass das schon ganz schön romantisch ist.
    »Wie hat sie darauf reagiert?«
    »Sie hat mich angerufen und mir erklärt, dass das total peinlich ist und ich so was lassen soll.«
    »Aha.« Unser Guru blickt erneut gewichtig in die Runde. »Was lehrt uns das?« Bevor einer von uns etwas dazu sagen kann, beantwortet er seine Frage einfach selbst. »Es bringt rein gar nichts, wenn wir den Expartner anbetteln, zu uns zurückzukommen. Nichts! Außer vielleicht, dass er irgendwann schwer genervt von uns ist.«
    Clemens Schüttlers Worte treffen mich wie ein Faustschlag in die Magengrube, denn natürlich muss ich sofort an meinen megapeinlichen Auftritt am Flughafen denken. Und an die zig Mails, die ich Basti geschrieben habe, zusammen mit meinen Kurznachrichten und meinen Anrufen. Und was soll ich sagen? Der Guru hier hat vermutlich Recht – bringt alles nichts, außer strapazierten Nerven beim Objekt der Begierde.
    »Ich will es euch erklären«, doziert Clemens Schüttler weiter.
»Euer Partner hat sich von euch getrennt. Warum auch immer, und er wird sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht haben.« Er wirft dem Facebook-Opfer einen kurzen Blick zu. »Na ja, in den meisten Fällen jedenfalls nicht. Damit hat euer Ex Distanz zwischen euch geschaffen, ihr seid nicht mehr zusammen. Wenn ihr ihn jetzt mit Anrufen, Mails oder Spontanbesuchen bombardiert, fühlt er sich von euch bedrängt, denn ihr akzeptiert seine Entscheidung nicht. Das wird ihn nerven oder irgendwann sogar wütend machen. Oder er hat ein schlechtes Gewissen, weil er euch immer wieder zurückweisen muss, was ihm leidtut. Was auch immer in ihm vorgeht, euer Verhalten sorgt dafür, dass er sich schlecht fühlt, ob er nun sauer, genervt oder einfach nur hilflos ist. Er verbindet mit euch also irgendwann ausschließlich negative Gefühle. Wie soll er da bitteschön wieder mit euch zusammen sein wollen? Nein, das funktioniert nicht. Wenn wir ihm Nähe aufzwingen wollen«, er zeigt mit seinem Filzer auf die Worte »Nähe« und »Distanz«, die er vorhin aufgeschrieben hat, »bringen wir ihn nur dazu, dass er die Flucht ergreift, dass er noch mehr Distanz zwischen sich und uns schaffen will.«
    Ich merke, wie ich auf meinem Stuhl immer mehr in mich zusammensacke. Was bin ich auch für ein Schaf! Das, was Clemens Schüttler uns hier erzählt, liegt ja so was von dermaßen auf der Hand, dass es jedem, der auch nur für zwei Cent Grips in der Birne hat, klar sein müsste. Und dann auch noch ich als »Werbe-Profi«, ich müsste doch wissen, dass niemand etwas will, das ihm nachgeschmissen wird!
    »Aber dann ist es jetzt doch längst zu spät«, wirft die verlassene Ehefrau ein. »In dem Fall hab ich ja schon alles kaputt gemacht! Bestimmt zehn Briefe hab ich meinem Mann geschrieben, ihn ständig angerufen, ihm im Hotel aufgelauert,
in dem er momentan wohnt, habe geweint, geschrien, getobt …«
    »Nein, nein«, wird sie von unserem Retter in der Not unterbrochen, »zu spät ist es gar nicht, man kann das Ruder fast immer noch rumreißen.«
    »Wirklich?«, fragt sie, und eine ganze Lkw-Ladung Hoffnung schwingt in ihrer Stimme mit.
    »Ja, vorausgesetzt, ihr haltet euch an meine Regeln. Und davon lautet die erste eben: Ab sofort nichts mehr tun, nicht mehr anrufen, nicht mehr schreiben, nichts, nada, niente!«
    »Das wird schwierig«, erklärt eine hübsche zierliche Frau, die mir direkt gegenübersitzt. »Mein Ex ist mein Chef, und ich sehe ihn jeden Tag im Büro.«
    »Zu solchen Spezialfällen kommen wir später«, wird sie von Clemens Schüttler beruhigt. »Es gibt auch da eine Lösung. Aber jetzt erst einmal weiter im Text. Ich habe euch also erklärt, dass erzwungene Nähe bei eurem Ex nur den Wunsch nach noch mehr Distanz hervorruft.«

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