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Voll auf Ex-Kurs Roman

Titel: Voll auf Ex-Kurs Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Gold
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nützt ja nix.

    Gerade klicke ich mich durch verschiedene Unterseiten mit Rezepten – vom Apfelkuchen bis zum Apfelwein ist alles vertreten, was man aus diesem »vielseitigen und köstlichen« Obst so machen kann -, da fliegt mit einem lauten Krachen die Tür zu Barbaras und meinem Büro auf. Vor uns steht – Roland Behrmann. Hyperventilierend. Schaum vorm Mund. Hupsa, was ist denn mit dem los?
    »Können Sie mir sagen«, brüllt er und schleudert mir eine Zeitung entgegen, die mitten auf meinem Tisch landet, »was das soll?« Barbara zuckt erschrocken zusammen, ich selbst schnappe nicht weniger entsetzt nach Luft und frage mich, was mein Chef meint.
    »Ich, äh, verstehe nicht ganz«, erwidere ich stotternd.
    »Sehen Sie sich mal die Zeitung an, dann werden Sie es schon verstehen!«, schreit er als Nächstes. Ich werfe einen Blick auf sein Wurfgeschoss. Die aktuelle Ausgabe vom Abendblatt, noch immer verstehe ich nur Bahnhof.
    »Warum …«, setze ich an, werde aber von meinem Chef unterbrochen.
    »Werfen Sie mal einen Blick hinein! Und achten Sie vor allem auf die Werbebeilage!« Mit zitternden Händen falte ich die Zeitung auseinander, mit einem Schlag schwant mir Böses. Und zwar sehr, sehr Böses. Tatsächlich: Aus dem Mittelteil flattert mir der Prospekt für Müllermanns Baumärkte entgegen.
    »Ist damit was falsch gelaufen?«, will ich kleinlaut wissen. Auf den ersten Blick sieht der Prospekt eigentlich ganz in Ordnung aus.
    »Ob damit was falsch gelaufen ist, fragen Sie?« Jetzt brüllt er so laut, dass in unserem Büro im wahrsten Sinne des Wortes die Wände wackeln. Barbara sieht so aus, als würde sie sich jeden Moment unterm Schreibtisch verstecken wollen. Roland
Behrmann reißt mir den Prospekt aus der Hand, schlägt ihn auf und fängt dann an, mir vorzulesen:
    »Verlassen worden? Wut im Bauch? Kein Problem, der neue Winkelschleifer R H 324 von Reck & Hecker eignet sich ganz hervorragend dafür, den Abtrünnigen in fünf Teile zu zerlegen …«
    Mir wird heiß und kalt, das darf doch wohl nicht wahr sein! Seine Worte rauschen an mir vorüber, in meinen Ohren fängt es an zu klingeln, und ich befürchte fast, jeden Moment ohnmächtig zu werden. Das ist doch nicht möglich, wie konnte das passieren? Bin ich tatsächlich eine so stümperhafte Nichtskönnerin, dass ich die falschen Daten an die Druckerei geschickt habe? Es scheint fast so zu sein, mittlerweile liest Roland Behrmann meinen Gartenschlauchtext vor, in dem ich erkläre, dass man den Exliebsten damit ganz bequem aus dem Fenster hängen kann.
    »Herr Behrmann«, versuche ich, die Schimpftirade meines Chefs zu unterbrechen, »es tut mir leid, ich weiß auch nicht …«
    »Es tut Ihnen leid?«, brüllt er mich sofort nieder. »Ja, das wird Ihnen auch noch leidtun, Frau Weiland, verlassen Sie sich drauf! Wissen Sie eigentlich, was das bedeutet?« Ich traue mich nicht, etwas zu erwidern, aber mein Chef krakeelt ohnehin einfach weiter. »Sie haben nicht nur zigtausend, ach, was sag ich, hunderttausend Euro Kosten für Druck und Anzeigenpreis in den Sand gesetzt, nein, Sie haben auch einen meiner wichtigsten Kunden verprellt!« Er schnappt hektisch nach Luft, und es sieht fast so aus, als würde er nun jeden Moment ohnmächtig werden. »Zum Gespött haben Sie Müllermanns gemacht, ich musste gerade eine Stunde lang mit Engelszungen auf den Geschäftsführer einreden, damit er von einer Klage gegen uns absieht!«

    »Ich äh …«
    »Sind Sie wahnsinnig geworden, Frau Weiland? Keinen Cent werden die uns für die Aktion bezahlen, die Agentur bleibt auf sämtlichen Kosten sitzen, dazu haben wir den gesamten Etat verloren. Sie treiben meine Firma in den Ruin!« Beim letzten Satz hat sich seine Stimme in derart hysterische Höhen geschraubt, dass mir beinahe das Trommelfell platzt.
    »Herr Behrmann!« Oh, Barbara schaltet sich ein, das hätte ich nicht erwartet. Sie steht von ihrem Platz auf, geht zu ihm und legt ihm eine Hand auf den Arm. Tatsächlich scheint ihn das sofort zu beruhigen, zumindest atmet er nicht mehr ganz so schwer. »Ich kann verstehen, dass Sie außer sich sind. Aber Frau Weiland ist eben ein tragischer Fehler passiert, das war doch keine Absicht.«
    »Wäre ja auch noch schöner«, bringt er gepresst hervor und wirft mir einen weiteren bösen Blick zu, »wenn ich hier Vorsatz vermuten müsste.«
    »Wirklich, Herr Behrmann«, traue ich mich nun, auch wieder etwas zu sagen, »ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie unangenehm mir das ist.

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