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Voll auf Ex-Kurs Roman

Titel: Voll auf Ex-Kurs Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Gold
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trompeten mir die Stimmen des Spaß-Moderatoren-Pärchens Tommy & Cindy von Radio Elbe entgegen.
    »Also, Tommy«, stellt die Frau gerade fest, »ich finde schon, dass das beinahe große Literatur ist!«
    »Kann man wohl sagen, Cindy! Und wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die Müllermanns Baumärkte so innovative Wege einschlagen? Die trauen sich was!« Ich horche auf. Müllermanns Baumärkte? Bitte, bitte, bitte, lass die zwei da im Radio nicht gerade über das reden, was ich befürchte!
    »Für die Zuhörer, die erst gerade eingeschaltet haben«, spricht die Frau weiter und zerstört im nächsten Moment all meine Hoffnung darauf, dass es hier nur zufällig um Müllermanns geht: »Ganz Hamburg spricht heute über die Werbebeilage der Baumarktkette Müllermanns im Abendblatt.«
    »Denn bei den Produktbeschreibungen hat sich ein echter Dichter verwirklicht«, erzählt der lustige Tommy weiter. »Winkelschleifer werden zum Zerlegen des Expartners angepriesen.«
    »Oder mit der Heißklebepistole kann man seine, ähm, Genitalien bearbeiten«, fällt Cindy ihm lachend ins Wort.
    »Außerdem gibt es noch interessante Empfehlungen für den Einsatz von Druckluftreinigern, Akkuschraubern oder Lötkolben. Und zusätzlich …« Klick. Ich schalte das Radio aus und bereite dem Grauen ein Ende. Das überlebe ich nicht! Ist denn sonst heute gar nichts in Hamburg passiert, über das man im Radio berichten könnte?
    Ich kann nur hoffen, dass Roland Behrmann davon nichts mitbekommen hat, sonst dürfte es mehr als unwahrscheinlich sein, dass er sich jemals wieder beruhigt. Wütend drücke ich das Gaspedal durch, ich will einfach nur nach Hause und hoffe, dass dieser furchtbare Tag so schnell wie möglich vorbeigeht!

     
    Allerdings wird es zu Hause nicht besser. Im Gegenteil. Kaum öffne ich den Briefkasten, flattert mir Post vom Amtsgericht entgegen. Was wollen die denn von mir? Ich schnappe mir den Umschlag, schleppe mich hoch in den zweiten Stock, schließe die Tür zu meiner Wohnung auf und lasse mich in der Küche ächzend auf einen Stuhl sinken. Behördenpost, das hieß noch nie was Gutes.
    Und ich soll Recht behalten: Im Umschlag befindet sich – die Vorladung zu Philips und meiner Scheidung. In gut zwei Monaten sollen wir da antreten, um unserer Ehe ein offizielles Ende zu bereiten. Am 16. Dezember, passend zur besinnlichen Weihnachtszeit. Na super, da kommen mir doch glatt wieder die Tränen.
    Sicher, ich wollte die Trennung ja selbst, und vor ein paar Wochen haben Philip und ich dann endlich die Scheidung eingereicht. Aber ausgerechnet an einem Tag wie heute über den Termin informiert zu werden, wann alles vorbei ist – und es waren ja nicht nur schlechte Zeiten, sondern schon auch gute – haut mich dann doch ein wenig um. Und ausgerechnet jetzt ist nicht mal Basti da!
    Wenn ich ehrlich bin, hatte die Tatsache, dass ich mit Philip beim Anwalt war und das Ganze angeleiert habe, auch mit ihm zu tun. Natürlich nicht, weil Basti es verlangt hätte, wozu auch, wir waren ja nur unterwegs! Aber wenn es ihn nicht gegeben hätte, hätte es mich nicht gestört, einfach weiter verheiratet zu bleiben. Ich war noch nie ein großer Freund endgültiger Entscheidungen – umso erstaunlicher, dass ich Philip überhaupt geehelicht habe.
    Ich lasse den Brief sinken und denke nach. Was tun? Mich besaufen? Normalerweise wäre das wohl die adäquate Reaktion. Doch nachdem ich beschlossen habe, mein Verhalten zu ändern, stehe ich stattdessen auf und suche in den Tiefen
meines Kleiderschranks ein Paar Turnschuhe, die da noch irgendwo rumliegen müssen. Wer weiß, vielleicht hilft Sport ja tatsächlich dabei, sich besser zu fühlen.

Laufen – aber wohin?
    Er hilft nicht. Nach fünf Minuten Joggen im Stadtpark falle ich keuchend auf eine Bank und stelle fest, dass es durchaus einen Grund gibt, weshalb ich es in meinem bisherigen Leben immer mit der Devise »Sport ist Mord« gehalten habe. Denn in der Tat stehe ich kurz vor einem Herzinfarkt.
    Von Wohlbefinden kann nicht im Geringsten die Rede sein, ich habe tierisches Seitenstechen, schwitze wie beim dritten Saunagang und möchte mir nicht mal ansatzweise vorstellen, wie ich gerade aussehe. Und das soll ich jeden Tag eine Stunde machen? Ausgeschlossen, ich pfeife ja schon nach wenigen Minuten aus dem allerletzten Loch. Mühsam rappele ich mich wieder hoch und spaziere auf dem Fußweg weiter. Ein bisschen Gehen muss für den Anfang auch reichen, ich bin schließlich keine

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