Voll auf Ex-Kurs Roman
besinnen, was du willst!
Ich fahre eine Weile ziellos durch die Gegend, an einer roten Ampel betätige ich dann mit einer energischen Handbewegung
den Blinker. Allerdings nicht nach rechts, wie ich es tun müsste, würde ich Richtung Heimat fahren, sondern nach links. Ein kleiner Abstecher nur, ein kurzer nostalgischer Ausflug dorthin, wohin mein Herz mich doch schon die ganze Zeit zieht.
Die Thadenstraße wirkt ziemlich verlassen, als ich sie erreiche. Nur am hinteren Ende kann ich ein Pärchen ausmachen, das unter dem Schein einer Laterne steht. Ich suche mir einen Parkplatz, der weit genug von Bastis Wohnung entfernt ist, schließlich möchte ich nicht, dass er mein Auto entdeckt. Ich steige aus und schleiche mich auf der gegenüberliegenden Straßenseite so nah wie möglich an das Haus heran, in dem er wohnt.
Direkt vor mir, zwischen seiner Wohnung und meiner Seite des Bürgersteigs, parkt ein V W-Bus, hinter dem ich mich hervorragend verstecken kann. Und so lungere ich an den Wagen gelehnt vor Bastis Haus herum und blicke sehnsüchtig hoch zu seinem dunklen Schlafzimmerfenster. Er scheint also schon zu schlafen. Oder er ist überhaupt nicht da. Vielleicht ist er wieder in London, Paris, Malmö oder an sonst einem Ort auf diesem Planeten, ich hab ja keine Ahnung mehr, was er im Moment so treibt. Und er weiß auch nichts mehr von mir und meinem Leben.
Noch nicht, denke ich und kann ein Seufzen nicht unterdrücken. Schon bald wird die Kampagne für Müllermanns Baumärkte starten, und dann ist unter Umständen meine letzte Hoffnung dahin, jemals wieder hinter diesem Fenster da oben gemeinsam mit ihm die Laken zu zerwühlen … Ohne dass ich es verhindern kann, driften meine Gedanken automatisch zu Lars ab. Vor meinem inneren Auge erscheint das Bild, wie wir vorhin auf seinem Sofa geknutscht haben und er mich fest umschlungen in den Flur geschoben hat.
Ich kneife die Augen fest zusammen und beschwöre das Bild von Basti und mir herauf. Basti, Basti, Basti, du bist doch der Einzige, den ich will! Es funktioniert, die Erinnerung an Lars und mich verblasst, stattdessen sehe ich wieder meinen Ex und mich am Elbstrand entlangspazieren …
»Why? I just don’t understand!« Eine weibliche Stimme lässt mich herumfahren, nur wenige Meter von mir entfernt kommt das Pärchen auf mich zu, das ich vorhin unter der Straßenlaterne gesichtet habe. Instinktiv verstecke ich mich hinter dem V W-Bus, damit ich nicht als Spanner entdeckt werde.
»But I already tried to explain …« Mir gefriert das Blut in den Adern. Das war ganz eindeutig Bastis Stimme, die würde ich auch noch nachts um vier, mit ebenso viel Promille im Blut und aus dem tiefsten Schlaf gerissen erkennen. Ich luge ein Stück hinter meinem Versteck hervor.
Da stehen sie also: Basti und eine Frau. Ich schiebe den Kopf noch ein kleines Stückchen weiter vor, um sie besser erkennen zu können.
»But I thought … last night, you know … You said it was special!« Es ist die Frau! Die blonde Frau vom Flughafen, diese Blanche! Ich fasse es nicht! Eine Welle wilder Wut schwappt durch meinen Körper, am liebsten würde ich mit lautem Gebrüll auf Basti und die Frau zustürzen und meinen Ex zur Rede stellen. Was hatte er mir noch auf seinem ach so liebevollen Zettel hinterlassen? Die Frau vom Flughafen ist nur eine Londoner Kollegin, ich habe nichts mit Blanche.
Ha, ha, haaaaa! Das sehe ich ja gerade mit eigenen Augen, wie die zwei nichts miteinander haben! Stehen so dicht voreinander, dass kaum ein Blatt Papier dazwischen passt und turteln auf offener Straße miteinander herum. Das heißt, wie ich mit einer gewissen Genugtuung feststellen muss, sie turtelt- Basti
absolviert gerade mal wieder sein »Es geht nicht, das habe ich dir doch schon so oft erklärt«-Programm, das ich selbst ja auch nur zu gut kenne.
Tja, Blanchi-Blanche, Pech gehabt! Auch du wirst dir an Basti die Zähne ausbeißen! Aber ich – ich bin jetzt so viel schlauer als noch vor wenigen Tagen. Denn statt vorzupreschen und eine Szene hinzulegen, die sich gewaschen hat, warte ich mit klopfendem Herzen so lange, bis Basti ins Haus gegangen und Blanche sich weit genug entfernt hat, um mich nicht zu sehen. Dann schleiche ich so leise und ruhig, wie es mir eben möglich ist, zu meinem Auto zurück.
Als ich den Motor anlasse und losfahre, geht es mir erstaunlicherweise gar nicht so übel. Immerhin: Basti hat scheinbar die Wahrheit gesagt. Es hat nichts mit mir zu tun. Tatsächlich hat es wirklich
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