Voll auf Ex-Kurs Roman
Bewegung fest an seine Brust gezogen. »Lars!«, quietsche ich erschrocken. »Was, was …«
Weiter komme ich nicht. Mein Mund wird von seinem verschlossen, seine Arme liegen so fest um meinen Körper, dass ich kaum mehr Luft bekomme, seine Hände streicheln über meinen Rücken, während sich seine Zungenspitze energisch einen Weg durch meine zusammengepressten Lippen sucht. Ich will ihn von mir wegstoßen, meine Hände suchen nach seinen Schultern, um ihm einen Schubs zu geben – aber dann zieht er mich noch fester an sich. Ich spüre seine Wärme durch mein Kleid hindurch, seinen kräftigen Oberkörper und die muskulösen Arme, sauge wie ferngesteuert seinen Duft tief in mich ein und merke, wie mir ganz schummrig wird.
Mein Widerstand lässt nach, der Verstand setzt aus, die Hormone übernehmen die Regie, ich erwidere seinen Kuss
und habe plötzlich das Gefühl fortzutreiben, unendlich weit fort, an einen Ort, wo es keinen Basti, keinen Philip, keine »Behrmann Communications« oder irgendetwas anderes aus meinem irdischen Leben gibt, nur diesen unfassbar leidenschaftlichen Kuss, der mein Kontrollzentrum komplett lahmlegt.
»Pia«, höre ich Lars zwischen zwei Küssen flüstern, »findest du das nicht auch schön?«
»Hm«, seufze ich, unfähig, auch nur ein einziges vollständiges Wort hervorzubringen. Seine eine Hand wandert zu meinem Dekolleté, und ich weiß, dass ich sie fortschieben müsste, aber ich bin wie erstarrt.
»Denkst du nicht auch«, raunt er, bedeckt meinen Hals mit zärtlichen Küssen und lässt seine warmen Lippen dann immer weiter hinabwandern, »dass wir uns gegenseitig ein bisschen Wärme geben könnten? Dass wir unsere Pflichtdates noch viel mehr genießen sollten, bis unsere Partner irgendwann zu uns zurückkommen?« Er hebt den Kopf, seine blauen Augen sind vollkommen undurchdringlich. »Es weiß doch keiner außer uns.«
»Lars«, meine Stimme krächzt, aber für einen kurzen Moment gewinne ich wieder so etwas wie die Kontrolle über mich selbst zurück, »ich weiß nicht … ich kann nicht … äh, wir sollten …« Schon hat er seine Lippen wieder auf meine gepresst, erneut zieht er mich ganz fest an sich heran, und ich merke, wie meine Widerstandskräfte dahinschmelzen wie Butter in der Sonne.
Er hat doch Recht, flüstert das kleine Teufelchen in meinem Kopf. Niemand wird es wissen, wir sind hier in seiner Wohnung, keiner kann uns sehen, wir können machen, was wir wollen. Und es ist ja schon so lange her, so verdammt lange her, und die letzten Male mit Basti waren unter den
gegebenen Umständen auch nicht gerade toll. Philip, nein, Philip als Zwischenlösung, wie Barbara es genannt hat, das wäre gemein und fies – aber Lars … Er kennt die Lage und weiß, woran er ist. Es geht ihm ganz ähnlich wie mir, wir sind eine Art Zweckgemeinschaft, die sich gegenseitig die Wartezeit verkürzen könnte. Noch dazu auf sehr angenehme Art und Weise. Na, Pia, was spricht denn dagegen?
»Ja«, höre ich mich selbst hauchen. »Das sollten wir vielleicht tun.« Im nächsten Moment hat Lars mich schon vom Sofa hochgezogen, ohne auch nur eine Sekunde lang seinen Griff um meine Taille zu lockern oder seine Lippen von meinen zu lösen. Rückwärts und mit geschlossenen Augen dirigiert er mich aus dem Wohnzimmer hinaus in den Flur, und ich bin mir ziemlich sicher, wo wir als Nächstes landen werden.
Kurz vor einer verschlossenen Tür – ich nehme an, sie führt ins Schlafzimmer – drückt Lars mich gegen die Wand und beginnt, mit einer Hand am Reißverschluss meines Kleides herumzunesteln. Ich mache mich daran, ihm zu helfen, es ist wohl nicht nötig, sich noch weiter künstlich zu zieren.
»Düdeldie!« Ein Telefon klingelt, Lars gibt einen unwilligen Laut von sich. Und noch einmal: »Düdeldie!« Trotzdem lässt mein Liebeskummer-Genosse mich nicht los, nur kurz spüre ich, wie er sich bei einem weiteren Klingeln etwas verkrampft.
»Ich geh da jetzt nicht ran«, erklärt er schwer atmend. »So wichtig kann es gar nicht sein, dass ich jetzt damit aufhöre.« Nach dem nächsten »Düdeldie« springt der Anrufbeantworter mit einem klickenden Geräusch an. »Hallo«, höre ich die Stimme von Lars, »ich bin momentan leider nicht zu erreichen, aber hinterlasst mir nach dem Signalton eine Nachricht. Piiiiep.«
»Hey, Uwe, du unzuverlässiger Arsch! Hier ist Martin!« Ich
erstarre. Lars tut es mir gleich. Doch dann kommt ziemlich schnell Bewegung in ihn.
»Scheiße!«, flucht er, lässt mich
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