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Voll auf Ex-Kurs Roman

Titel: Voll auf Ex-Kurs Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Gold
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würden, als freiwillig eine Kirmes, ein riesiges Open-Air-Festival oder den Schlagermove aufzusuchen. Irgendwann hat das dann allerdings auch dazu geführt, dass ich meinem Mann sagte, ich hätte keine Lust mehr, ihn bei seinen »langweiligen Lesungen« zu begleiten, woraufhin er mir vorwarf, meine »oberflächlichen Werbe-Events« wären ja nun auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Zwar hat er sich sofort danach entschuldigt, aber ich nahm es damals als willkommenen Anlass, ab sofort ohne ihn der Oberflächlichkeit zu frönen. Tja, das war vor eineinhalb Jahren, da hatten wir uns wohl schon so weit voneinander entfernt und auseinandergelebt, dass jeder erfahrene Psychologe drei Kilometer gegen den Wind eine handfeste Krise gerochen hätte. Und jeder unerfahrene wahrscheinlich auch.
    »So, wollen wir?« Philip reißt mich aus meinen Gedanken, mittlerweile steht er am offenen Kofferraum und holte eine große Sporttasche aus seinem Kombi.
    »Aha«, schlussfolgere ich. »Also doch Sport, aber heute Indoor? Wusste gar nicht, dass es hier ein Fitnesscenter gibt.«
    »Gibt es auch nicht.« Ohne ein weiteres Wort marschiert Philip los, mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. So langsam könnte er aber mal mit der Sprache herausrücken!
    Nach ein paar Metern geht er auf ein weißes, flaches Gebäude auf der rechten Seite zu, dessen Eingang links und rechts von zwei Säulen gesäumt wird. Über der Tür steht ein geschwungener Schriftzug, den ich auf den ersten Blick nicht entziffern kann.

    »Was ist das?«, frage ich.
    »Ein Hamam«, erwidert Philip.
    »Ein Hamwas?«
    »Ein türkisches Dampfbad«, erklärt er lachend. »Ich hab mir überlegt, dass wir am Abend vor deinem großen Shooting mal ausnahmsweise aufs Lauftraining verzichten und uns stattdessen mal so richtig schön bei einer Wellness-Session verwöhnen lassen, damit du morgen total entspannt bist.« Ich bleibe stehen und mustere das Gebäude. Im selben Moment spüre ich ein seltsames Gefühl in mir aufsteigen. Es ist so etwas wie … wie … Rührung, doch, ja, das trifft es ziemlich genau.
    »Das hast du dir überlegt?« Er nickt. Und fragt dann etwas unsicher nach: »Oder findest du die Idee doof?«
    »Aber ganz im Gegenteil!«, rufe ich aus und umarme ihn, weil ich mich so freue. »Das ist total super! Ich bin schon den ganzen Tag lang so aufgeregt und angespannt, dass ich dringend etwas brauche, was mich etwas auflockert. Wirklich, super!«
    »Hm«, meint Philip etwas verlegen lächelnd, während ich ihn wieder loslasse, »da bin ich ja erleichtert, dass dir die Idee gefällt.«
    »Und was ist da in der Tasche?«, will ich wissen.
    »Was man eben so braucht: Bademäntel und -schlappen, Handtücher, Duschzeug, Föhn – nicht zu vergessen eine Badehose für mich und einen Bikini für dich.«
    »Du hast sogar Bikini, Schlappen und einen Bademantel für mich besorgt?«
    »Der Bademantel ist mein alter, die Schlappen sind auch von mir und sind dir wahrscheinlich etwas zu groß«, spielt er seine Vorbereitungen herunter. »Nur den Bikini hab ich schnell bei H&M gekauft. Aber das ging ja auch nicht anders,
hätte ich dich in Schwimmklamotten zum Training bestellt, wärst du wohl misstrauisch geworden.«
    »Ja«, gebe ich kichernd zu, »das wäre ich wohl.«
    Während Philip an der Anmeldung steht und erklärt, dass wir einen Termin haben, woraufhin uns eine nette Frau zu den Umkleiden führt – Damen und Herren getrennt! – und jedem von uns ein Handtuch in die Hand drückt, kann ich nicht umhin zu denken: Lieber Gott, oder wer da oben auch immer für Liebesangelegenheiten zuständig ist! Warum hast du bei uns Menschen nicht so einen Schalter eingebaut, den wir einfach umlegen können und dann sind wir in jemanden verliebt? Warum machst du es uns so schwer, dass wir irgendwelchen Leuten hinterherrennen und nachtrauern, die es vielleicht gar nicht verdient haben? Warum hast du uns einen Kopf und ein ziemlich leistungsfähiges Gehirn gegeben, wenn wir in Sachen Partnerschaft damit trotzdem nicht gegen unser blödes und unvernünftiges Herz ankommen? Warum? Warummm? Könntest du bitte mal jemanden diesen Schalter erfinden lassen, bitte? Ich würde auch freiwillig und umsonst die Werbung dafür machen! Danke!
     
    »Aaaah, tut das gut!« Eine Viertelstunde später sitzen Philip und ich auf einem achteckigen Podest aus weißem Marmor, das sich mitten in einem ebenfalls komplett mit weißem Marmor ausgekleideten Raum mit orientalischen Verzierungen und

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