Voll auf Ex-Kurs Roman
nicht schon sehr bald auffliegt.«
»Quatsch.« Barbara macht eine wegwerfende Handbewegung. »Werde vom Chef schließlich nicht beschattet. Und so hohe Wellen wird die Kampagne schon nicht schlagen, die ist schneller vergessen, als wir alle denken. Bin ja kein TV-Star oder so was, bei dem die Reporter im Privatleben rumwühlen, sondern nur irgendein doofes Werbegesicht.«
13. Kapitel
… no such number …
So groß Barbaras Talent als Model und Schauspielerin auch sein mag – in Sachen »Prophezeiungen« ist sie ähnlich begabt wie Philip. Die Kampagne schlägt hohe Wellen. Und was für welche! Bereits am nächsten Tag, nachdem die Agentur eine kleine Pressemitteilung rausgeschickt hat, dass »Müllermanns Baumärkte« ab kommender Woche eine innovative Medienkampagne starten, stehen die Telefone bei »Behrmann Communications« nicht mehr still.
Barbara und ich haben gestern noch bis spät in die Nacht in der Firma gehockt. Meine Kollegin hat die drei ausgewählten Motive aufbereitet, ich selbst habe eine flotte Presseinfo verfasst. Die Mühe und die Tatsache, dass mein Lauftraining dafür mal wieder ausfallen musste, haben sich gelohnt: Zig Zeitungen und Zeitschriften wollen die Anzeigen in druckfähiger Qualität gesendet haben, ein paar Radiosender wollen Interviews mit Barbara, sogar das Fernsehen hat sich gemeldet!
»Eine Sensation!«, ruft Behrmann aus, als er zum sicher zehnten Mal seit der Mittagspause den Kopf in unser Büro steckt, um uns mitzuteilen, wer nun schon wieder bei ihm angerufen und wem er Barbaras Durchwahl gegeben hat. »Das wird ein echter Coup, die machen alle einen redaktionellen Beitrag über unsere Kampagne!« Dann setzt er kurz einen
pseudo-mitleidigen Blick auf und will von Barbara wissen: »Wie geht’s Ihnen denn, Frau Kerstens?«
»Ganz okay, danke.«
»Mein Angebot von gestern steht noch: Wenn Ihnen abends mal die Decke auf den Kopf fällt, bin ich jederzeit …«
»Nett von Ihnen«, bügelt Barbara ihn ab. »Aber es geht schon, und ich bin momentan lieber allein.«
»Na gut.« Der Chef verzieht sich wieder, stellt vorher aber noch einmal fest: »Auf alle Fälle können Sie sehr zufrieden mit sich sein.«
»Vielen Dank!«, brüllt Barbara ihm wenig begeistert hinterher, dicht gefolgt von einem leise gezischten »Idiot!« In den vergangenen zwei Stunden hat sie am Telefon bereits mehreren Reportern Rede und Antwort gestanden. Wieder und wieder musste sie erklären, wie ihr Liebeskummer sie zu dieser Idee inspiriert hat. Mein Part belief sich lediglich darauf, ihr amüsiert zu lauschen und mir eins ins Fäustchen zu lachen. Tja, Babsi, die Geister, die man ruft … Aber trotzdem bin ich auch ein bisschen stolz, denn immerhin lässt meine Kollegin es sich nicht nehmen, jedes Mal darauf hinzuweisen, dass sie die Kampagne zusammen mit mir, Pia Weiland, entwickelt hat. Doppelplus für mich: Ich kriege den Ruhm und die Hälfte des Honorars ab, muss aber nicht meinen Kopf dafür hinhalten. Schon wieder klingelt Barbaras Telefon.
»Ich geh da nicht ran«, erklärt meine Kollegin und verschränkt bockig die Arme vor der Brust. »Hab keine Lust mehr, mein Mund ist ja schon ganz fusselig vom Quatschen.«
»Komm schon, du musst die Neugier der Medien befriedigen, das wird von einem Star verlangt.« Sie stöhnt auf.
»Hätte ich geahnt, dass das so einen Wirbel auslöst, hätte ich es nicht gemacht!«, erklärt sie und lässt das Telefon einfach weiter klingeln. »Ganz ehrlich, davon wird Jens wirklich
nicht begeistert sein, wie sollen wir das denn unseren Familien erklären? Ich kann mir kaum vorstellen, dass das keiner von denen mitkriegt.«
»Auf Deutsch«, schlage ich vor, beuge mich weit über meinen Tisch und schiebe Barbaras Telefon auffordernd noch ein Stückchen weiter in ihre Richtung. Sie rührt sich nicht, sieht mich nur grimmig an und schüttelt den Kopf. »Wer A sagt, muss auch B sagen.«
»Wenn das so weitergeht, kommt noch das ganze Alphabet dazu! Himmel, was wird erst los sein, wenn’s nächste Woche die ersten Anzeigen und Plakate gibt? An die TV-Spots will ich gar nicht denken!«
»Je eher die alle ein Gespräch mit dir bekommen, desto schneller ist der Rummel wieder vorbei«, gebe ich den Medienprofi.
»Pfff«, macht Barbara und beäugt ihr immer noch bimmelndes Telefon, als sei es ein ekliges Tier. »Du hast die Geschichte von mir doch jetzt schon tausendmal gehört – kannst du nicht einfach für mich das Gespräch annehmen? Bööötte!« Sie vollführt
Weitere Kostenlose Bücher