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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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geschwänzt, deine Bücher zu Hause vergessen, während des Unterrichts geschlafen   – wolltest du durch dein Verhalten auf dich aufmerksam machen?«
    Ich rutsche verlegen auf meinem Stuhl herum. »Nein«, sage ich und verschränke die Arme.
    »Und Sie, Mr Geller? Was hat Liams Benehmen Ihrer Meinung nach zu bedeuten?«
    Dad schnaubt verächtlich. »Die Ursache ist sicher kein Mangel an Aufmerksamkeit. Liam bekommt mehr Aufmerksamkeit, als ihm guttut.«
    Er meint von Mom, aber ich sage es nicht. Die Psychologin macht sich eine Notiz. Sie stellt uns noch viel mehr Fragen über meinen Wechsel auf die Highschool, Dads Arbeit und Moms Vergangenheit. Dann kommt sie noch einmal auf die Sache mit der Aufmerksamkeit zu sprechen.
    » Was war das Letzte, das Sie beide zusammen unternommen haben?«
    Eine lange Schweigepause entsteht, während Dad und ich versuchen, uns etwas einfallen zu lassen. Ich merke, dass er langsam sauer wird, und schließlich verdreht er die Augen.
    »Frühstück, Mittagessen, Abendessen, seine Hausaufgaben überprüft, hinter ihm hergeräumt, ihm alles gekauft, was er haben will ... Glauben Sie mir, der Junge wird nicht vernachlässigt.«
    Die Psychologin nickt langsam.
    »Liam, was würdest du gern zusammen mit deinem Vater unternehmen?«
    Ich nehme die Arme runter und setze mich noch gerader hin. Danach hat mich noch nie jemand gefragt, und deswegen fühle ich mich, als wenn ein Flaschengeist mich gerade nach meinem Wunsch gefragt hätte. Ich überlege ziemlich lange.
    »Basketball«, antworte ich schließlich.
    Sofort schüttelt Dad den Kopf. »Du weißt doch, dass ich nicht sportlich bin«, sagt er. Dann wendet er sich der Psychologin zu. »Wenn mein Sohn wirklich meine Aufmerksamkeit haben wollte, dann würde er sich etwas aussuchen, von dem er weiß, dass ich es gerne tue.«
    Mein Vater steht auf und sieht auf seine Uhr. »Die Zeit ist um.«
    An diesem Abend findet Pete unter den Sofakissen endlich den großen braunen Umschlag zusammen mit der Fernbedienung für den Fernseher.
    »Gott sei Dank«, sagt er atemlos. »Ich dachte schon, er ist verloren gegangen.« Er trägt ein Damennachthemd aus weißem Satin und Flauschpantoffeln. In der Hand hält er eine Bierflasche. »Wir haben morgen einen Termin bei deinem neuen Direktor.«
    Ich bin etwas neben der Spur, deshalb zucke ich nur die Achseln, als sei es mir egal. »Du kannst mich einfach an der Schule absetzen. Ich bin sicher, ich schaffe es allein, mit dem Direktor zu reden.«
    Pete wirkt wie vor den Kopf gestoßen. »Auf keinen Fall«, sagt er. »Während du hier wohnst, bin ich dein Erziehungsberechtigter. Das bedeutet, ich komme mit.«
    Ich weiß nicht warum, aber ich verdrehe die Augen, wie Dad es jetzt tun würde. »Du siehst aber kaum aus wie ein Erziehungsberechtigter«, sage ich.
    Tante Pete setzt die Bierflasche ab und nickt langsam.
    »Sonst noch was?«, fragt er.
    »Was?«
    »Lass es lieber jetzt raus. Denn von jetzt an will ich nichts mehr hören. Das hier ist mein Haus, und ich mache hier, was ich will. Verstanden?«
    »Ja.«
    »Also?«
    »Also was?«
    »Gibt es sonst noch etwas, das du sagen möchtest?«
    Ja, gibt es. Ich will ihm dafür danken, dass er mich aufgenommen hat, und dafür, dass er mit mir laufen war, und vielleicht will ich ihm auch sagen, dass es mir im Grunde egal ist, was er anzieht, weil ich auf dem Laufsteg schon Männer in so ziemlich allem gesehen habe, was man sich vorstellen kann. Aber stattdessen sage ich:
    »Bloß, dass du nicht mein Vater bist.«
    »Das versuche ich auch gar nicht zu sein.«
    »Gut«, sage ich und meine es ernst.
    Am nächsten Vormittag haben wir den Termin mit Direktor Mallek. Ich ziehe mir eine neue Diesel-Jeans und ein kurzärmeliges Hemd mit Knöpfen an, das nach fleißigem Schüler, aber gleichzeitig cool aussieht, denn ich will den Eindruck erwecken, dass ich jemand bin, der das Leben von jetzt an ernst nehmen wird. Anscheinend möchte Tante Pete jedoch den Eindruck erwecken, dass er jemand ist, der seit drei Tagen dieselben Klamotten trägt, denn er kommt in demselben zerknitterten Outfit, das er jeden Tag anhat, vom Radiosender nach Hause.
    Ich denke daran, wie er sich zu Hause anzieht – alles aus glänzendem Satin –, doch den Rest des Tages sieht er so aus, als sei Kleidung ihm völlig egal.
    »Lass uns losfahren«, sagt er, als es acht Uhr ist. Mir scheint das viel zu früh, doch ich folge ihm aus dem Haus zu seinem Nissan mit den Zebrastreifen. Als wir in der Schule

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