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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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Augenbraue hoch. »Willst du es wirklich wissen?«
    Ich nicke.
    »Eddie war der totale Loser«, sagt er. Eddie versetzt ihm mit dem leeren Teller einen Schlag, aber gleich darauf legt er sich theatralisch die Hand an die Stirn.
    »Es stimmt«, sagt er. »In der Highschool war ich total unbeliebt.« Er zieht eine Grimasse. »Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber ich war der typische schmächtige kleine Schwule. Das lebendige Klischee. Und vergiss nicht, das waren die Siebziger. Da war es nicht in , Individualist zu sein. Außerdem hatte ich immer die falschen Klamotten an. Schon damals hatte ich einen unglaublich guten Modegeschmack, aber ich hatte nicht deinen Körperbau, Liam, um damit durchzukommen. Außerdem hatte ich die nervige Angewohnheit, beim geringsten Anlass in Tränen auszubrechen. Ja, ja, ich weiß schon. Manche Leute sind leicht durchschaubar, und dagegen kann man nichts machen. Ich habemich bemüht, anders zu sein. Zum Glück kam dann dein Onkel, und, na ja, er war mit Abstand der unbeliebteste und größte Außenseiter von allen, und deshalb ...«
    Tante Pete sieht ihn mit offenem Mund an. »Das stimmt so nicht«, sagt er. »Ich war total beliebt. Schließlich war ich Musiker, verdammt noch mal! Musiker sind immer in. Glitter war eine Zeit lang richtig berühmt.«
    Nun schüttelt Orlando den Kopf. »Das war doch erst auf dem College, Pete. Und wir waren nur ungefähr sechs Monate lang wirklich in ...«
    »Auf gar keinen Fall. Das war viel länger! Erinnert ihr euch noch an das Abschlussjahr? Wir haben die Band im letzten Schuljahr gegründet, und Dino und ich haben angefangen, zusammen zu spielen, sobald ich hierher gezogen bin ...«
    »Ja, aber eine Glam-Rock-Band zu haben, hat uns in der Highschool nicht unbedingt beliebt gemacht. Selbst auf dem College hat es uns kaum was genützt.«
    »Ach, sei still. Also gut, also gut. Ich war in der Highschool ein Außenseiter. Ich machte damals eine schwierige Phase durch«, sagt Pete. »Und damals hatte niemand etwas für moderne Musik übrig.«
    »Außer Dino, und wir alle wissen, wie beliebt der war«, fügt Eddie hinzu. Dino schüttelt den Kopf.
    »Hör nicht auf sie, Liam. Ich war zwar ein bisschen zu dick ...«
    Die Jungs fangen wieder an zu lachen, doch Orlando beobachtet mich still.
    »Warst du ein Außenseiter?«, frage ich ihn. Er nickt.
    »Ja«, sagt er. »Zwar kein echter Außenseiter, aber ... ach, ich weiß auch nicht. Ich glaube, ich habe in der Highschool alles zu ernst genommen. Ich war einer dieser Schüler, die im Anzug mit Krawatte zu den Treffen im Debattierklub gehen und viel zu sehrfür die Prüfungen büffeln. Du weißt, was ich meine, stimmt’s?« Für einen Augenblick gehe ich davon aus, dass er auf die Schulnachrichten anspielt – als hätte er mich durchschaut – aber dann fragt er: »Warum willst du das wissen?«
    Ich zucke die Achseln. »Ich weiß nicht. Es scheint etwas Gutes zu sein, aber es ist nicht so leicht, wie ich gedacht habe.«
    Das Gelächter verstummt, und Tante Pete kratzt sich am Kopf. Dino mustert eingehend die Pizzaschachtel, und es ist ganz still im Raum.
    »Ich sag dir, wer wirklich unbeliebt war«, sagt Pete schließlich. »Dein Vater war unbeliebt.«
    Ich nicke. »Weil er zu klug war, stimmt’s?«
    Pete schnaubt verächtlich. »Nein«, sagt er. »Weil er sozial absolut inkompetent war. «
    Das erstaunt mich. »Dad? Er kann großartig mit Leuten umgehen.«
    »Nicht immer. Dein preisgekrönter Vater, der andere umgarnt und Spenden aus ihnen herauspresst, kam in dem Jahr in die Highschool, in dem ich in der Zwölften war, und ich musste ihn jeden Tag retten. Glaub mir, Liam, dein Vater war nicht immer der große Macker, für den er sich gerne hält. Dein Großvater war oft monatelang mit der Army weg, und dein Vater war ein absolutes Muttersöhnchen, was auch alle wussten. Die anderen Kinder haben ihn gnadenlos gehänselt. Wenn du überall, wohin du auch gehst, der Neue bist, dann musst du entweder stark oder gut aussehend sein, und dein Vater war keins von beidem. Die Tatsache, dass sein älterer Bruder ein schwuler Glam Rocker war, hat die Sache auch nicht gerade besser gemacht«, murmelt Pete.
    Dann hält er inne. »In gewisser Weise waren wir alle Außenseiter«, sagt er. »Okay, außer Eddie, der war ein echter Außenseiter. Aber dein Vater war auf eine Weise unbeliebt, aus der man nichtherauswächst. Deswegen musste er sich unbedingt deine Mutter angeln. Sie war die schönste Frau, die wir je

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