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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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gesehen hatten. Sie war in ihrem ganzen Leben noch nie unbeliebt – das hätte sie gar nicht geschafft, selbst wenn sie es versucht hätte – und er wusste, dass er sofort dazugehören würde, wenn er mit ihr zusammen wäre.« Pete macht eine Pause. »Willst du wissen, wohin er sie zu ihrem ersten Date eingeladen hat?«
    »Auf das Konzert...«
    »Nein, das war kein Date. Der erste Ort, an den dein Vater deine Mutter je mitgenommen hat, war das Schulfest der Pineville Highschool. Und zwar ein Jahr nach seinem Schulabschluss.«
    Das muss ein Witz sein.
    »Was?«, sage ich. »Keiner, der mit der Schule fertig ist, geht je zu solchen Veranstaltungen.«
    Pete nickt. »Ich weiß«, sagt er, »und du weißt es auch. Aber deinem Vater war das egal. Er wollte nur vor allen Leuten, die ihn früher gehänselt hatten, mit ihr angeben.«
    Ich rutsche auf meinem Platz herum und frage mich, warum Mom mir das nie erzählt hat. Sie tut immer so, als sei Dad absolut vollkommen.
    »Das ist doch gut«, sage ich. »Er war halt stolz auf sie.«
    Pete denkt nach.
    »Glaubst du, deine Mutter hat sich an dem Abend wohlgefühlt?«
    »Schließlich hat sie ihn geheiratet, oder etwa nicht?«
    Ich hatte nicht vorgehabt, so grob zu klingen, doch Pete erhebt sich von der Couch.
    »Ja«, sagt er. »Das hat sie.«

36
    ES IST EIN VERREGNETER DONNERSTAGNACHMITTAG . Mom und ich sind in der Boutique. Seit Stunden kommt kein Mensch, deswegen sitzen wir auf den Verkaufstischen und essen Karotten. Eigentlich könnten wir den Laden für heute schließen, doch wir wollen beide nicht nach Hause, weil sich Mom und Dad den ganzen Vormittag gestritten haben. Hauptsächlich über mein Zeugnis.
    Ich sehe dem Regen zu, der seine Spuren in die Fensterscheibe zeichnet.
    »Mom«, sage ich nach einem langen Schweigen, »liebst du Dad eigentlich?«
    Mom blickt auf. »Warum fragst du das?«
    »Dad und du. Liebt ihr euch eigentlich noch?«
    »Was soll die Frage? Natürlich tun wir das.«
    Ich springe vom Tisch und gehe ans Fenster.
    »Aber ihr seid so verschieden. Ihr mögt noch nicht mal dieselben Sachen, und Dad ist so ...«
    »Klug?« Mom lacht. »Und ich bin es nicht?«
    Eigentlich wollte ich »wütend« sagen.
    »Der Regen macht einen ganz trübsinnig«, sagt Mom. Doch dann hört sie auf zu kauen und legt ihre Karotte hin. »Es ist folgendermaßen«, sagt sie. »Manchmal kommen zwei Menschen aus bestimmten Gründen zusammen, aber mit der Zeit ändern sich die D inge. Das bedeutet nicht, dass man aufgehört hat, sich zu lieben.« Sie hält inne. »Weißt du, als dein Vater mich umworben hat, fühlte ich mich sehr geschmeichelt. Ich hatte zwar hundert Typen, die an meine Tür klopften, aber keiner von ihnen war wie dein Vater. Ich wusste einfach, dass er es weit bringen würde, und das hat er. Wir sind doch beide stolz auf ihn, nicht wahr?«
    »Genau.« Ich nicke. »Es ist nur ... na ja, manchmal denke ich, ich will lieber wie du sein, wenn ich erwachsen bin. Vielleicht kann ich ja auch Model werden oder   – «
    Das Gesicht meiner Mutter verhärtet sich.
    »Sag das bloß nicht«, erwidert sie. »Niemand sollte sein wie ich. Alles, was ich je angefangen habe, endete im Chaos.«
    Sogar meine Erziehung?, denke ich. Aber stattdessen frage ich: »Sogar das Modelgeschäft?«
    »Vor allem das Modelgeschäft. Das war eine verheerende Berufswahl. Dein Vater sagt immer, dass es die schlimmste Seite meines Charakters ans Tageslicht gebracht hat, und weißt du was? Er hat recht. Ich habe zu viel getrunken. Ich habe zu viel gefeiert. Ich habe mich nie auf meine Ehe konzentriert ... für dich wünsche ich mir ein besseres Leben, Liam«, sagt sie. »Wenn du dich in der Schule nur ein bisschen mehr anstrengst, kann dir dein Vater Türen öffnen, die dich zu großen Erfolgen führen.«
    Sie macht eine Pause. »Vielleicht wirst du eines Tages ein weltberühmter Unternehmer? Wäre das nicht großartig? Dann könntest du immer noch auf der ganzen Welt umherreisen, aber gleichzeitig würdest du mehr aus deinem Leben machen, als ich es je geschafft habe.«
    Ich frage mich, warum es noch mehr sein soll, aber ich nicke trotzdem.
    »Okay«, sage ich. »Ich werde mich anstrengen.«
    Mom kommt ans Fenster und legt die Arme um mich.
    » Komm«, sagt sie. »Lass uns früher schließen und von hier verschwinden. Wir bereiten für heute Abend ein schönes Essen vor, und dann wird dein Vater das Zeugnis vergessen.«
    Dabei lacht sie leise, denn wir wissen beide, dass das eine glatte Lüge

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