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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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sagt sie schließlich. »Wenn Allan wütend war, dann war es meine Schuld. Meine Schuld. Du warst damals noch zu jung, um dich an alles erinnern zu können ...«
    »Mom –«
    »Wir haben Kompromisse gemacht, dein Vater und ich. In deinem Interesse. Du kannst unsere Entscheidungen nicht einfach hinterfragen.«
    »Waren sie das wirklich? Waren es eure Entscheidungen?«
    Mom schweigt. Als sie wieder anfängt zu sprechen, klingt ihre Stimme stählern. »Ich werde nicht mehr mit dir darüber diskutieren«, sag sie, »weil du nicht dabei warst und deswegen nicht weißt, wie es damals war.«
    Aber ich war dabei. Zumindest bei einem Teil war ich dabei.
    Ich presse den Hörer an meine Wange, aber es ist sinnlos.
    »Gut, Ma«, sage ich schließlich. Die Stille zwischen uns fühlt sich schwer an, doch schließlich hole ich tief Luft.
    »Eddie und ich stellen eine Modenschau für das Schulfest zusammen.« Ich sage es beiläufig, so als hätten wir nur über meinen Tag geredet. Mom sagt nichts. »Und da euer erstes Date auf dem Schulfest war, hab ich gedacht, ihr wollt vielleicht kommen.«
    Diesmal stöhnt Mom. »Oh Gott!«, murmelt sie. »Was war das damals für ein Desaster. Haben die Jungs dir davon erzählt?«
    »Ja«, sage ich. »Hast du nicht gesagt, du wärst hin und weg von Dad gewesen?«
    Sie seufzt. »Ja, das habe ich. Aber nicht an dem Abend.«
    Ich umklammere den Türrahmen so fest, bis meine Finger anfangen zu pulsieren.
    »Na ja, ich hatte gehofft, ihr würdet kommen. Vielleicht könntest du ein paar Kleidungsstücke oder so was spenden.«
    Sie überlegt lange. »Natürlich werde ich etwas spenden«, sagt sie schließlich. »Ich weiß auch schon genau, was dir gut stehen wird. Ich habe eine neue Hose von einem deutschen Designer reinbekommen, und dazu ein Jackett, das perfekt dazu passen würde.«
    »Und ihr werdet kommen, um euch die Modenschau anzusehen?«
    Wieder schweigt sie.
    »Oh Gott, ich brauche eine Zigarette«, sagt sie schließlich. Und dann: »Also gut. Ich denke darüber nach.«
    »Und du wirst auch Dad fragen?«
    »Liam«, sagt sie.
    Ich stocke. »Mom«, frage ich dann, »warum kannst du mir den Gefallen nicht tun?«
    Die Antwort ist Schweigen.

37
    ICH LEGE AUF und habe das Gefühl, als wäre die ganze Luft aus dem Mobilheim entwichen. Ich brauche dringend frische Luft, also gehe ich hinaus in die kühle Nacht. Ich mache die Augen zu, atme tief ein und entscheide in diesem Augenblick, auf die Poolparty bei Rob zu gehen.
    Alles, woran ich denken kann, ist, mich volllaufen zu lassen.
    Ich rufe Joe an. Er erklärt sich bereit, mich abzuholen. Während ich auf ihn warte, überlege ich mir komplizierte Rechtfertigungen, warum es eine gute Idee ist, auf die Party zu gehen. Ich nehme mir fest vor, mich extrem vernünftig zu verhalten, sobald ich dort ankomme. Ich werde derjenige sein, der alle Autoschlüssel einsammelt und die anderen vom Sex abhält. Und obwohl ich es mir ganz fest vornehme, weiß ich tief in meinem Inneren, dass es eine Lüge ist.
    Als Joe und ich dort eintreffen, dauert es eine Stunde, bis ich auftaue. Ich stehe da, trinke, sehe alle anderen durch einen weichen Nebel, und es ist, als wäre ich gar nicht wirklich da – als wäre ich nur ein Beobachter, ein Partyforscher oder so was. Plötzlich wird mir klar, dass es hier eine Menge an reinem, ungenutztem Potenzial gibt. Ich sehe es auf genau dieselbe Art, wie ich erkenne, was eine Person tragen sollte. Es ist genauso, wie wenn ich mir vorstelle, dass jemand das für ihn bestmögliche Outfit trägt.
    Ich stehe da und denke: Was für ein unglaublicher Abend. DasWetter ist perfekt. Es ist Frühherbst, und es ist zwar frisch, aber noch nicht kalt. Die Schwingungen des Sommers liegen noch immer in der Luft, aber die Leute stehen nur herum und unterhalten sich. Trinken. Niemand badet. Nichts ist organisiert. Und die Gäste haben sich aufgeteilt. Joe und das Footballteam sind in einer Gruppe, und eine Traube von Mädchen unterhält sich über Cheerleading. Raymond und Simon stehen auf der Terrasse und wirken wie Rehe im Scheinwerferlicht. Ich will nicht sagen, dass sich die Leute nicht amüsieren, aber sie haben längst nicht den Spaß, den sie haben könnten . Während ich den Swimmingpool betrachte, fällt mir ein, dass man Wettbewerbe veranstalten könnte. Die Musik könnte auch etwas lauter sein. Einige von uns könnten im Schlafzimmer von Robs Eltern rummachen.
    Ich höre auf, den anderen zuzusehen, und gehe hinüber zu Joe, der gerade

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