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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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ist.
    Als Dino mich nach Hause bringt, ist es still im Mobilheim. Zu still. Es ist acht Uhr abends, und Pete ist zur Arbeit gefahren. Ich sitze in der Dunkelheit auf der Küchentheke, ohne das Licht einzuschalten. Stattdessen rufe ich von meinem Handy aus immer wieder dieselbe Nummer an.
    »Mom? Bist du da? Kannst du nicht abnehmen? Ich muss mit dir reden. Bist du zu Hause?«
    Biep.
    »Ich habe es schon in der Boutique versucht, da warst du auch nicht. Warum nimmst du nicht ab? Es ist wichtig!«
    Biep.
    »Mom? Könntest du dieses Mal bitte abnehmen? Bitte? Hör zu, Eddie hat mir einen Modeljob gegeben. Na ja, und heute haben wir einen Ausverkauf für Badeanzüge gemacht. Ich möchte dir alles erzählen. Bist du da?«
    Biep.
    Ich sitze in der Stille da und warte darauf, dass das Telefon klingelt. Eine Stunde später klingelt es endlich.
    »Hallo?«
    »Li?«
    »Mom? Hast du meine Nachrichten bekommen? Wo warst du denn? Warum hast du mich nicht angerufen?«
    »Was?«, sagt sie. »Ich bin gerade nach Hause gekommen.« Sie klingt außer Atem.
    »Warum funktioniert dein Handy nicht?«
    »Ich habe es ausgemacht.«
    »Warum rufst du mich nie an?«
    »Das tue ich doch. Gerade jetzt.«
    Ich lehne mich an die Tür meines Zimmers.
    »Hast du gewartet, bis Dad weg ist? Ist das der Grund?«
    Mom lacht. Es klingt nach ihrem falschen Lachen: zu schrill und laut. »Warum glaubst du das? Ich habe dir doch gesagt, dass ich gerade erst deine Nachrichten erhalten habe.«
    »Aber du hast mich lange nicht mehr angerufen. Letztes Wochenende hab ich dir mehrere Nachrichten hinterlassen. Und am Wochenende davor auch. Hat Dad dir gesagt, du sollst mich nicht anrufen?«
    Sie winkt spöttisch ab. »Natürlich nicht. Ich kann dich doch anrufen, wann ich will! Ich dachte nur, du brauchst Zeit, um dich einzuleben. Um deinen Onkel und die Jungs kennenzulernen. Sie sind witzig, nicht wahr?«
    Ich runzle die Stirn. »Mhm. Hör zu, kannst du bitte Dad ausrichten, dass ich mich hier gut mache. Sag ihm, dass ich in der Nachrichten-AG bin und einen Modeljob in Eddies Geschäft habe. Eddie sagt, ich hätte Talent. Er sagt, ich könnte mir damit meinen Lebensunterhalt verdienen.«
    Ich warte atemlos auf ihre Reaktion, aber am anderen Ende der Leitung bleibt es still.
    »Mom? Bist du noch da? Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    Eine lange Pause. »Ja, ich habe es gehört.«
    »Du freust dich doch, oder? Ich wünschte, du hättest das Schaufenster sehen können, das ich dekoriert habe. Eddie sagt, er hat heute mehr Badesachen verkauft als während der ganzen Sommersaison. Ist das nicht toll?«
    Mom schweigt. Dann sagt sie: »Das ist toll, Liam. Ich hätte Eddie sagen können, dass du gut darin bist.«
    Ich runzle die Stirn. Und w arum hast du es dann nicht getan ?
    »Wirst du es Dad sagen?«, frage ich. Ich höre, wie Mom durch das Haus geht und ihre Stimme leiser wird.
    »Wir sollten es deinem Vater noch nicht sagen«, erwidert sie. »Ich meine, ich werde ihm zwar sagen, dass du im Laden aushilfst, aber den Teil mit dem Modeln sollten wir nicht erwähnen.«
    Darauf schweige ich eine ganze Weile.
    »Warum nicht?«, frage ich schließlich.
    Sie lacht. »Ach, Li«, sagt sie betont lässig. »Das Modeln ist ein schnelllebiges Geschäft, und dein Vater macht sich dann nur wieder Sorgen.«
    Ich hole tief Luft.
    »Wir reden nicht von Paris oder Mailand. Wir reden von einem Schaufenster in Pineville. Und ich bin gut darin. Außerdem hast du doch auch als Model gearbeitet, und Dad war stolz auf dich, stimmt’s? Warum ist es bei dir okay, aber nicht bei mir?«
    Sie sagt lange nichts. So lange, dass ich nicht sicher bin, ob sie noch dran ist.
    »Na ja, es war nicht immer okay.«
    Ich reibe mir die Finger am Türrahmen wund.
    »Du hast gesagt, es sei deine Entscheidung gewesen, damit aufzuhören. Du hast mir gesagt, dass du dir wünschen würdest, du hättest einen anderen Beruf gewählt. Ist das wahr?«
    Mom fängt an zu lachen und hört abrupt wieder auf. Das Geräusch beginnt wie ein Knall und endet wie splitternde Glasscherben.
    »Bist du heute aber neugierig«, fängt sie an, aber ich unterbreche sie.
    »Hast du mit dem Modeln aufgehört, weil Dad wütend auf dich war? So wütend, wie er es immer ist, wenn wir versuchen, irgendwas zu erreichen ...«
    Mom fällt mir ins Wort. »Wenn du so bist, kann ich nicht mit dir reden«, sagt sie scharf.
    Ich stocke. Wenn ich wie bin? Ich bin nicht wie irgendwas .
    »Es gibt eine Menge Dinge, die du nicht weißt, Liam«,

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