Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
Vom Netzwerk:
sich mit mir herumzustreiten.
    »Bloß weg«, lallt er und gibt Vollgas. Das Auto schießt die Straße entlang. Jen sieht mich verloren vom Rücksitz aus an. Dann drehe ich mich um und nehme erst jetzt die roten und blauen Lichter des Streifenwagens wahr. Ich fange an zu rennen, aber dafür ist es schon zu spät. Der Streifenwagen hält vor mir, blendet mich mit seinen Scheinwerfern und versperrt mir den Weg. Ich versuche, in die andere Richtung zu sprinten, doch wer immer aus dem Wagen gestiegen ist, ist schneller als ich. Gleich darauf packen starke Hände mich von hinten an den Armen und drücken mich auf die Motorhaube des Polizeiwagens.
    Oh Shit.
    Mir ist, als würde ich ohnmächtig. In meinem Kopf dreht sich alles, und in meinem Magen lodert ein Feuer. Der Polizeibeamte sagt irgendwas laut und beharrlich, doch es dauert eine ganze Weile, bevor mir klar wird, dass ich mich von der Motorhaube erheben soll. Ich nehme den Kopf vom Blech.
    »Ich muss dich festnehmen«, sagt der Polizist, während ich mich aufrichte.
    Klar musst du das , denke ich.
    »Sie können meine Ta... meinen Onkel Pete anrufen ...«, sage ich, aber dann unterbreche ich mich. Sobald ich mich umdrehe, wird mir klar, dass ich den Satz nicht beenden muss.
    Dieser Polizist weiß genau, wen er anrufen muss.

38
    EINE HALBE STUNDE SPÄTER trinke ich bitteren schwarzen Kaffee auf einem winzigen Polizeirevier, das nur aus einem Raum besteht. Ich sitze vor Dinos Schreibtisch und versuche, mich daran zu erinnern, wie es genau abgelaufen ist, aber meine Erinnerungen sind alle verschwommen. Dino läuft mit so festen Schritten, dass die Schreibtische zittern, auf und ab.
    »Eigentlich sollte ich dich einbuchten. Wegen Vandalismus«, sagt er. »Alkoholgenuss eines Minderjährigen. Und extremer Dummheit.« Seine Miene wechselt zwischen wütend und noch wütender. Seine Armmuskeln arbeiten, während er die Hände zu Fäusten ballt. Mir bleibt nichts anderes übrig als ihm beizupflichten. Vielleicht kann ich seiner Liste noch ein paar Straftaten hinzufügen: Unfähigkeit zur Besserung . Unbeabsichtigte Beliebtheit .
    »Hörst du mir eigentlich zu?«, fragt Dino mich. »Du wirkst, als würdest du abschalten.«
    Was? Mich wohin abseilen?
    »Ich muss Pete anrufen«, knurrt er, »und deine Eltern muss ich wahrscheinlich auch anrufen.«
    Ich reiße den Kopf hoch. Wahrscheinlich? Hat er gerade ›wahrscheinlich‹ gesagt?
    Oh Gott, bitte nicht. Wenn es so etwas wie Gnade für unwürdige Seelen gibt, dann lass diesen Menschen nicht beschließen, meinen Vater anzurufen. Bitte, bitte, bitte, Gott, bitte nicht.
    B itte nicht.
    Im Beten bin ich nicht so gut.
    Dino überlegt und mustert mich prüfend.
    »Hör zu«, sagt er mit einem Seufzer. »Ich habe noch keine Entscheidung getroffen. Ich werde als Erstes Petey anrufen. Wenn er sagt, ich soll dich einbuchten, dann muss ich das tun, und dann habe ich keine andere Wahl, als deine Eltern anzurufen, aber ...«
    Ich kann mich nur schwer dazu bringen zu nicken.
    Bitte nicht.
    Dino nimmt den Hörer ab, wählt und wartet.
    »Pete? Ich bin’s, Dino. Nein, ich bin im Dienst. Was? Hallo ... warte. Ich muss mit dir über etwas reden.« Dino sieht mich an, aber ich lege den Kopf auf seinen Schreibtisch. »Nein, ich rufe nicht an, um mir ein Lied zu wünschen«, erklärt er. »Es ist wegen Liam. Was? Neeeiin ...« Eine lange Pause entsteht. »Er ist hier auf der Wache.«
    Ich schließe die Augen und gebe mich dem Gefühl hin, total versagt zu haben.
    »Ich habe ihn vor circa einer halben Stunde auf einer Party aufgegriffen«, sagt Dino. »Es waren viele von ihnen da, Pete. Es war viel Alkohol im Spiel. Was? Nein. Nicht ganz. Ein Nachbar hat sich über den Lärm beschwert.
    Ja, ich weiß. Ich werde Sarah und Allan anrufen, wenn du das willst, aber vielleicht solltest du vorher auf die Wache kommen. Ich weiß, dass du arbeiten musst, aber er könnte hier seinen Rausch ausschlafen, und dann könntest du nach der Arbeit vorbeikommen und wir könnten über die Sache reden.«
    Es folgt eine lange Pause. Eine sehr lange Pause.
    »Na ja, beruhige dich erst mal. Der Junge hat ein ziemlich schlechtes Gewissen ...«
    Dann höre ich ein Klicken. Ich brauche gar nicht erst nachzufragen. Ich warte darauf, dass Dino die Nummer meines Vaters wählt, und bereite mich auf das vor, was ich sagen werde. Nämlich nichts. Ich habe schon entschieden, dass ich diesmal nichts sagen werde.
    Es folgt ein Augenblick absoluter Stille, und ich spüre, wie Dinos

Weitere Kostenlose Bücher