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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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aber ich antworte trotzdem.
    »Ich werde es nicht weitersagen.«
    Dabei sollte ich es eigentlich belassen, aber ich schaffe es nicht. Darleen ist schon dabei aufzustehen, als wollte sie ins Haus zurückgehen.
    »Warte«, sage ich.
    »Was ist?«
    »Na ja, es ist nur, dass du dich bei mir entschuldigst, aber ich sollte mich auch bei dir entschuldigen.«
    »Warum?«
    Ich denke: Weil es so funktioniert, aber stattdessen sage ich: »Weil ich in Wirklichkeit gar nicht so klug und streberhaft bin, wie ich mich gegeben habe.«
    Darleen zuckt die Achseln. »Ach, wirklich?«
    »Und weil ich Freunde habe. Viele Freunde.«
    Sie nickt traurig. »Ich weiß.«
    »Und weil ich keine technischen Geräte mag. Ich kann sie noch nicht mal bedienen. Ich bin der Nachrichten-AG beigetreten, damit du siehst, wie ernst ich die Schule nehme, und weil ich meinem Vater gesagt hatte, ich würde bei einer AG mitmachen.«
    »Ich verstehe.«
    Ich warte auf den Hammer – auf den Moment, an dem sie ihre Meinung ändert, an dem sie mich womöglich mit einer abschließenden Bemerkung fertigmacht, aber sie wartet einfach ab.
    »Ist das alles?«
    Ich zögere.
    »Nein«, sage ich. »Es gibt da noch was.«
    Jetzt sieht sie mich argwöhnisch an. »Was denn?«
    Ich will es nicht aussprechen, aber ich muss es ihr sagen.
    »Wenn ich zum Schulfest immer noch hier bin, werde ich vielleicht zum Ballkönig gewählt.«
    Darleen holt tief Luft. Sie verengt die Augen und fixiert mich mit einem scharfen Blick. »Übertreib es nicht.«
    Darleen hat recht. Ich sollte es nicht übertreiben. Jemand hat sich soeben bei mir entschuldigt. Es waren sogar zwei Leute. Das sollte mir eigentlich reichen. Aber es reicht mir nicht. Ich hole mein Handy raus und rufe Dad an.
    Ich bekomme die Mailbox und muss eine Nachricht hinterlassen.
    »Dad, ich bin’s. Hör zu. Ich muss mit dir reden. Ich weiß, du willst nichts von mir hören, aber ich dachte, wir könnten miteinander reden, und weil ich doch bald Geburtstag habe, könnten wir uns vielleicht treffen, um uns zu unterhalten. Ich weiß, du willst bloß das Beste für mich, und ... na ja, das ist das einzige Geburtstagsgeschenk, das ich mir dieses Jahr wünsche. Nur eine Gelegenheit, mit dir über meine Zukunft zu sprechen. Bitte?«
    Biep.
    Ich starre auf das Handy. Tief in meinem Inneren spüre ichden Drang, in hysterisches Gelächter auszubrechen. Ich habe gerade alles darauf gesetzt, dass Dad für mich da sein wird – und die Wette steht nicht zu meinen Gunsten.

42
    MITTWOCHABEND LÄSST DAD ENDLICH VON SICH HÖREN. Immer wieder spiele ich die Nachricht auf meinem Handy ab.
    »Liam, hier spricht dein Vater. Ich habe deine Nachricht erhalten und über deine Zukunft nachgedacht. Bitte halte dich am Dienstag um achtzehn Uhr bei deinem Onkel bereit. Zieh dich nett an, aber trage nicht dieses Designer-Zeugs.«
    Ich bin fest entschlossen, das hier NICHT zu vermasseln.
    Das heißt, dass ich nur bis zum nächsten Dienstag Zeit habe, mich vorzubereiten, also fange ich sofort damit an. Zuerst mache ich mein Zimmer sauber, aber sauberer wird es nicht mehr, und deswegen mache ich mit der Küche weiter. Ich staple die ganzen Elektrogeräte auf dem Rand des Wohnzimmerteppichs und schrubbe alle Flächen. Ich fange mit dem Kühlschrank an, aber dabei wird mir schlecht, deswegen muss ich aufhören und noch einmal von vorne anfangen. Hinten im Kühlschrank verrotten Lebensmittel, die sich nicht länger identifizieren lassen – lauter schimmelnde, stinkende, wuchernde Klumpen. Ich stelle den Abfalleimer direkt neben den Kühlschrank, und bevor die Küche fertig ist, trage ich zwei volle Tüten zum Mülleimer. Dann wische ich den Boden, räume den Besenschrank auf und versuche, das Küchenfenster zuzumachen, das ich mit Gewalt geöffnet hatte, als es die Tofupfanne gab. Aber es klebt fest.
    Tante Pete kommt herein und seufzt laut. Er durchsucht den Kühlschrank.
    »Wo ist mein Bier? Hast du mein Bier weggeworfen?«
    Ich krieche auf dem Boden herum und wische die Schranktüren ab.
    »Es ist im untersten Fach. Dem Fach für Dosen.«
    Pete holt zwei Dosen heraus. »Hier stinkt’s«, stellt er fest. Das stimmt nicht. Es riecht nach Reinigungsmitteln, und das kann man wohl kaum als Gestank bezeichnen.
    »Wenn es stinkt, dann nur, weil im untersten Fach des Kühlschranks eine ganze Kuh verfault ist.«
    »Wo ist mein Werkzeug? Vor einer Minute war es noch da.«
    »Im Schrank. Im Werkzeug- und Besenschrank. Warum fragst du eigentlich? Du benutzt es

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