Voll daneben
bestimmt entschlüsseln.
43
DAD RUFT MICH NIE ZURÜCK. Ich rufe ihn jeden Nachmittag um vier an, und er nimmt nie ab oder ruft mich zurück. Selbst als ich frage, wo ich einen Tisch für unser Essen reservieren soll, höre ich nichts von ihm. Das ist ein Problem, weil ich jetzt nicht weiß, ob ich ein Essen vorbereiten soll – in diesem Fall müsste ich Pete dazu bringen, sich zu verkrümeln – oder ob ich einen Tisch reservieren soll. In diesem Fall bräuchte ich ein Restaurant, das in einem Umkreis von achtzig Kilometern liegt, ohne die Bezeichnung »Raststätte« zu führen.
Unter den gegebenen Umständen hatte ich eigentlich gehofft, an meinem Geburtstag ein bisschen länger schlafen zu können – vielleicht ein paar Mal auf ›Snooze‹ zu drücken, bevor ich aufstehe –, doch stattdessen werde ich schon früh von einem schrillen Pfeifen und dem Geruch nach verbranntem Essen geweckt. Ich drehe am Türknauf und mache die Tür einen Spalt weit auf.
Eddie steht am Herd und macht Rühreier. Dino presst frischen Orangensaft. Orlando schneidet Grapefruit, und Tante Pete verbrennt den Toast. Eine dicke schwarze Wolke hüllt die Küche ein, und irgendwo heult schrill ein Rauchmelder.
»Verdammt, irgendwo muss er doch sein! Wo hab ich das blöde Ding bloß hingeschraubt?«
»Warum ist er nicht an der Wand? Ein Rauchmelder sollte an der Wand befestigt sein.«
»Oder an der Decke ...«
»Oder ...«
»Na, also da ist er offensichtlich nicht. Wenn ihr vielleicht aufhören könntet, mir zu sagen, wo er sein sollte, und mir stattdessen helfen würdet, das verdammte Ding zu suchen ...«
»Hat einer von euch den Toast aus dem Toaster geholt?«
Ich mache die Tür ganz auf und versuche, den Rauch aus dem Raum zu wedeln, während ich durch die Küche gehe und den Toast heraushole. Dino findet den Rauchmelder unter der Spüle, und das schrille Pfeifen verstummt abrupt.
»Was macht ihr da?«
Dino blickt von unter der Spüle hoch, und Tante Pete sieht mich durch die Rauchwolke an. Eddie steht keuchend am Herd.
»Überraschung«, sagen alle ungefähr gleichzeitig.
»Ist das für mich?«, frage ich, während Pete ein Stück verkohlten Toast aus dem Toaster loseist.
»Verdammter Mist«, sagt er. »Es sollte ein richtig schönes Frühstück werden. Wir haben Geschenke und alles.«
»Ihr habt Geschenke für mich besorgt?«
Tante Pete nickt.
»Wir haben uns gedacht, wir überraschen dich mit einem Frühstück, weil du doch heute Abend was vorhast.« Pete lacht gekünstelt. »Ich wette, der Rauchmelder war eine echte Überraschung, was?«
Eddie versucht, den Rauch mit dem Besen durch das offene Fenster nach draußen zu kehren.
»Aus welchem Grund würde jemand einen Rauchmelder unter der Spüle anbringen?«, murmelt er. Dann fügt er hinzu: »Die Kerzen können wir wohl vergessen.«
Dino reicht mir ein großes Glas Orangensaft.
»Die Geschenke?«, schlägt er vor. Meine Augen tränen. Vielleicht ist es wegen dem dichten Rauch.
»So etwas hat noch nie jemand an meinem Geburtstag gemacht«, sage ich. »Es ist ...« Mir fällt das Wort nicht ein.
»Ein Chaos?«, suggeriert Orlando.
Ich nicke. Es ist umwerfend.
Tante Pete bringt einen Stapel Geschenke und zieht einen Hocker heran.
»Mach das hier zuerst auf. Sie sind von uns allen«, erklärt er. »Wir haben zusammengelegt.«
Ich öffne ein kleines quadratisches Päckchen. Es ist eine CD. Die größten Glam-Rock-Hits aller Zeiten .
»Äh – cool.«
»Ich wollte dir eine Federboa besorgen, aber die Jungs waren dagegen.«
Eddie reicht mir eine große rechteckige Schachtel.
»Das hier ist dein richtiges Geschenk«, sagt er. »Vielleicht gefällt es dir erstmal nicht so gut, aber wir sind ziemlich sicher, dass du es eines Tages brauchen kannst.«
Ich mustere das Geschenk auf meinem Schoß. Es ist in die Comicseiten von letzter Woche eingewickelt und mit einem Stück gelber Schnur zugebunden.
»Jetzt mach schon«, sagt Tante Pete. »Brauchst du eine Schere?«
Ich schüttele den Kopf.
»Nein, es ist nur ...«
Orlando gibt mir trotzdem eine Schere. »Mach es auf.«
Ich schneide die Schnur durch und reiße das Papier auf. Darunter verbirgt sich eine elegante schwarze Schachtel mit goldener Schrift auf dem Deckel.
Emerald Fotografien – Fotoatelier.
Ich nehme den Deckel ab und hole vorsichtig ein großes Fotoalbum heraus. Es ist in schwarzes Leder gebunden und die Blätter sind leer. Sanft streiche ich über den Einband.
»Das ist für deine
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