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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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volle Minute lang starre ich ihn nur sprachlos an.
    »Hat es dir die Sprache verschlagen?«, fragt Pete grimmig. Er beugt sich vor. »Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, du willst alles so aussehen lassen, als wäre es Zufall. Ein trauriger Zufall des Schicksals, der durch deine eigene Dummheit passiert ist. Aber ich glaube weder, dass du dumm bist, noch dass es so viele Zufälle gibt.
    Ich will ganz ehrlich zu dir sein. Deine Mutter und du, ihr habt mich angerufen und gesagt, dass du ein paar Wochen hierbleiben sollst. Das ist eine Lüge, und das wissen wir alle. Ich wusste es von Anfang an. Allan hat dich nicht nur für ein paar Wochen rausgeworfen. Er hat dich vor die Tür gesetzt. Basta. Aber das vergessen wir jetzt mal für einen Augenblick. Die Wahrheit ist, dass ich diese Chance wahrnehmen wollte. Das wollte ich aus vielen verschiedenen Gründen, die ich jetzt nicht alle erörtern möchte. Es sollte ausreichen, wenn ich sage, dass ich euch aus der Patsche helfen wollte. Ich wollte deiner Mutter helfen. Aber ein großer Teil von mir fragt sich ständig: Was zum Teufel will ich mit einem Jugendlichen, der bei mir im Mobilheim lebt ?«
    Tante Petes Stimme wird lauter, und er bemüht sich um Augenkontakt, aber ich starre stur auf einen alten Maischip, der auf dem Teppich liegt.
    »Klink dich jetzt nicht aus«, schreit er und tritt mit dem Fuß auf den Chip. »Ich möchte, dass dir das hier weiterhilft, und Sarah auch, aber ich glaube, du bist ziemlich wütend auf deinen Vater.«
    »Was?«, sage ich und blicke auf. »Das stimmt nicht.«
    Pete schüttelt den Kopf.
    »Ach so, du glaubst also, dein Partybesuch hat nichts mit deinem Vater zu tun?«
    »Nein«, sage ich in scharfem Ton. »Ich bin zur Party gegangen, weil ich etwas brauchte, um mich zu entspannen.«
    Tante Pete verschränkt die Arme. »Ach, das war’s also«, sagt er. »Du musstest dich dringend von dem vielen Schlafen und Fernsehen erholen?«
    »Wenn ich viel schlafe, dann nur, weil es hier nichts zu tun gibt, und vielleicht brauchte ich deswegen eine Party zur Abwechslung. Es hatte nichts mit Dad zu tun. Oder mit Mom.«
    »Natüüürlich«, sagt Pete und zieht das Wort mit einem Seufzer in die Länge. »Du verdrängst natürlich überhaupt nichts.« Seine Stimme ist jetzt ganz schön laut, und ich sehe, dass die Lichter in Darleens Mobilheim angehen. »Du versuchst natürlich nicht, jemand zu sein, der du gar nicht bist, nur um einen Mann zufriedenzustellen, der niemals mit dir zufrieden sein wird – egal, was du machst?«
    »Das ist Schwachsinn.« Die Worte entschlüpfen mir, bevor ich es verhindern kann. »Absoluter Schwachsinn .«
    »Wut ist es nicht?«
    »Nein!«, schreie ich. »Verdammt noch mal, es ist keine Wut!«
    Danach entsteht eine lange Schweigepause, und dann flippe ich aus.
    »Wenn ich gerade auf irgendjemanden wütend bin, dann auf dich. Du bist doch derjenige, der so tut, als wollte er mich hier haben, obwohl du es in Wirklichkeit gar nicht willst. Du bist doch derjenige, der im Radio verkündet hat, dass ich wieder mal alles vermasselt habe. Warum sagst du mir nicht einfach, ich soll gehen, und bringst es hinter dich?«
    »Wovon redest du überhaupt?«, fragt Pete. »Ich will doch nicht –«
    »Ich hab die Sendung im Radio gehört«, schreie ich. »Ich weiß, dass alle gegen mich gestimmt haben.«
    Er starrt mich an.
    »›No more Mr Nice Guy‹«, äffe ich ihn nach. »Warum hast du mich nicht gleich auf der Polizeiwache rausgeschmissen? Warum hast du so getan, als würdest du mir noch eine Chance geben, wenn du es gar nicht tust? Du glaubst, ich sei wütend auf Dad? Bin ich nicht. Ich bin wütend auf dich!«
    Tante Pete stöhnt. »Oh, Liam«, sagt er. »Das hättest du nie hören sollen. Das hätte ich nie tun sollen. Ich hab nur ... Ich war total wütend. Ich bekam mitten in der Sendung einen Anruf, dass du eingebuchtet wurdest, und ich weiß nicht ... Niemand hört meine Sendung. Höchstens ein paar Betrunkene und Leute, die nicht schlafen können. Mehr nicht.« Er stützt den Kopf in die Hände. »Und Dino. Oh Gott, warum hab ich daran nicht gedacht?«
    Er blickt auf und schüttelt den Kopf. »Es tut mir leid«, sagt er. »Das habe ich gründlich vermasselt. Aber Liam, bedenke, dass dich die Leute, die gegen dich gestimmt haben, gar nicht kennen. Sie wissen nichts über dich. Hast du echt gedacht, ich würde dich vor die Tür setzen, nur weil ein paar Leute, denen ich nie begegnet bin, es sagen?«
    Ich schweige.
    »Also

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