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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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doch sowieso nie.«
    Darauf gibt er keine Antwort. Stattdessen poltert er aus der Küche. Dann poltert er wieder herein.
    »Warum zum Teufel putzt du überhaupt?«
    Diesmal werde ich nicht lügen.
    »Dad kommt zu Besuch.«
    Tante Pete schnappt nach Luft.
    »Was?! Heute Abend?«
    »Nein, nicht heute Abend. Er kommt am Dienstag. An meinem Geburtstag.«
    Pete sieht mich an, als wäre ich verrückt.
    »Allan kommt am nächsten Dienstag, und du machst jetzt schon alles sauber? Eine Woche vorher?«
    Ich nicke.
    »Und wie kommt es, dass er beschlossen hat, herzukommen? Hat deine Mutter ihm die Pistole auf die Brust gesetzt?«
    Er wirkt, als hätte ich ihn hintergangen, und ich bekomme ein schlechtes Gewissen.
    »Ich habe ihn eingeladen. Am Dienstag habe ich Geburtstag, also wird er mich wahrscheinlich zum Essen einladen oder so was. Ich glaube kaum, dass ihr euch sehen werdet.« Ich halte inne. »Ich weiß ja, dass du Dad nicht magst, aber mir ist es wichtig.«
    Tante Pete holt tief Luft.
    »Allan ist mein Bruder«, sagt er. »Es stimmt nicht, dass ich ihn nicht mag . Die Sache ist kompliziert und war es schon immer. Es fällt mir nur schwer zu glauben, dass er herkommt, um –«
    Ich schlage die Schranktür mit einem Knall zu.
    »Es fällt dir also schwer zu glauben, dass er mich an meinem Geburtstag sehen will? Das will er aber. Dad und ich werden uns zusammensetzen und alles klären.«
    »Das war es nicht, was ich sagen wollte«, widerspricht Pete, aber ich will es gar nicht hören.
    »Du wirst mich bald genug los sein«, murmle ich. Dann gehe ich nach draußen.
    Hinter mir schlägt das Fliegengitter zu, und ich gehe mit festen Schritten auf den Picknicktisch zu.
    Dort sitzt Darleen und zeichnet.
    »Ihr solltet wirklich eine andere Lautstärke ausprobieren«, sagt sie. »Ob du es glaubst oder nicht – es gibt Leute, die sich unterhalten, ohne zu schreien.«
    Ich setze mich und lege den Kopf auf die Tischplatte.
    Darleen sieht mich prüfend an.
    »Stimmt es, dass dein Vater am Dienstag kommt?«
    Ich nicke.
    »Ist das der Grund, warum du dich mit Pete gestritten hast?«
    Wieder nicke ich. »Pete glaubt nicht, dass Dad mich wirklich besuchen will, aber er hat gesagt, er würde kommen, und mein Vater hält sein Wort. Er wird mich auf keinen Fall enttäuschen.«
    Darleen zögert. »Liam, ich ...«
    »Wahrscheinlich glaubt er auch nicht, dass Dad es sich anders überlegt und mich wieder nach Hause kommen lässt, aber es gibt da vieles, was Dad noch nicht weiß. Zum Beispiel, dass ich jetzt für Eddie arbeite und in der Schule bessere Noten bekomme. Ich werde am Montag in Physik eine Zwei schreiben, und dann habe ich eine schulische Leistung, die ich vorweisen kann.«
    Darleen lacht. »Das soll ein Witz sein, oder?«
    Zugegeben, das ist nicht die Reaktion, die ich erhofft hatte.
    »Du glaubst nicht, dass ich eine Zwei schreiben kann?«
    Sie verzieht das Gesicht.
    »Nein«, sagt sie. »Nicht, dass du es nicht schaffen kannst. Es ist nur – na ja, es gibt einen Grund dafür, warum der Lehrstoff breit gestreut ist. Man lernt ihn Stück für Stück, weil der ganze neue Stoff auf dem alten aufbaut. Keiner kann dir nur den Stoff beibringen, der im Test abgefragt wird, denn wenn du den alten Stoff nicht gelernt hast, ergibt es keinen Sinn. Du scheinst dich nicht an den Mathestoff zu erinnern, den wir anwenden sollen, und auch nicht an den Chemiestoff vom letzten Jahr.«
    Okay. Sie will mir nicht helfen.
    »In Ordnung«, sage ich und stehe vom Picknicktisch auf. »Ich brauche keine Zwei. Das heißt, eigentlich schon, aber bis Dad kommt, werde ich genügend andere Dinge haben, die ich ihm zeigen kann. Ich werde meine, äh, andere Noten haben und ... solche Sachen.«
    Darleen zögert. »Bist du wirklich sicher, dass er kommt?«
    Ich nicke. »Ich hinterlasse ihm jeden Tag eine Nachricht, damit er weiß, dass es mir ernst ist.«
    Sie nickt nachdenklich.
    »Vielleicht wäre einmal in der Woche ...«, fängt sie an. Dann schüttelt sie den Kopf. »Ach, was soll’s? Die Wahrheit ist: Wenn ich die Telefonnummer meiner Mutter gehabt hätte, nachdem sieuns verlassen hat, hätte ich sie so lange jede Stunde angerufen, bis sie zurückgekommen wäre.«
    Darleen betrachtet ihre Zeichnung. Dann hebt sie den Kopf.
    »Nicht, dass ich nicht glauben würde, dass du eine Zwei schaffen kannst«, sagt sie. »Ich halte dich nicht für halb so dumm, wie du denkst, dass ich denke, dass du bist.«
    Wenn ich klüger wäre, könnte ich diese Bemerkung

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