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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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roten Ampel, bremste mehrmals sogar ohne Ampel, ließ eine Frau mit einem Hund die Straße überqueren. Scheiße, er hätte Fahrlehrer sein können, drückte kein einziges Mal auf die Hupe. Zwanzig Minuten später war er wieder auf der M 5 und unterwegs nach Birmingham.
    Diese Kids haben gut gelernt, überlegte Norman. Wäre ich in besseren Verhältnissen aufgewachsen, dachte Norman, hätte ich gut und gerne Lehrer werden können. Er wäre ein erheblich besserer Lehrer gewesen als alle, die er je gehabt hatte. Zunächst mal würden die Kids ihn respektieren und ihn nicht in die Tasche stecken, wie sie’s heute mit den meisten Lehrern machten. Wenn er ins Klassenzimmer kam, würde er ihnen das als allererstes verklickern: Okay, ihr kleinen Wichser, ihr bildet euch vielleicht ein, ihr hättet einen Freifahrschein, aber solange ich hier vorne stehe und ihr Typen an euren kleinen Schreibtischen sitzt, läuft nur eins. Ich laber euch das Ohr ab, und ihr haltet hübsch die Schnauze und hört genau zu.
    Er griff nach dem Beiheft der Tina-Kassette und klemmte ihr Bild oben aufs Armaturenbrett. Vielleicht suchte er sich eine wie sie, wenn er erst mal in Birmingham war. Er schüttelte den Kopf. Vielleicht auch nicht. In Birmingham würde er wieder die Schleuder wechseln, und dann ging’s weiter nach Manchester. Dann besorgte er sich eben da eine.
     
    Er mußte sich über alles klarwerden und sich vielleicht so was wie einen Plan zurechtlegen. Am ersten Tag mach der Bambule im Knast sollten Norman und zwei andere sogenannte Rädelsführer verlegt werden. Der Itaker, den Norman vorher noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Entweder hatte der Typ im Bunker gesessen oder aber er war noch nicht lange dort gewesen. Den schwarzen brother hatte er schon mal gesehen, genaugenommen hatte er sich während der Bambule eine Weile an ihn rangehängt. Kurz nachdem es losging. Die Schließer waren sofort ausgerückt und rüsteten die Sondertruppe für Krawalle aus, verstärkten die Überwachung im Niemandsland zwischen erstem Sicherheitszaun und dem eigentlichen Gefängniszaun, forderten zur Verstärkung Bullen aus den umliegenden Städten an. So wie’s an diesem ersten Tag aussah’, hätte es nicht mehr lange gedauert, bis sie die Armee kommen ließen.
    Knackis waren bereits auf den Dächern, warfen Dachpfannen auf alles, was sich bewegte, improvisierten Transparente aus Bettlaken und mit dem Blut von irgendwem. Wahrscheinlich von einem dieser Kinderficker, die normalerweise in Watte gepackt wurden. Geschah dem Saukerl recht. Aber da sieht man mal wieder, dachte Norman, in einem Notfall half selbst die übelste Scheiße weiter. Benutz die Wichser als Blutspender. Alle rannten rum wie bei einem Volksfest. Wenigstens sah’s so aus. Die Bibliothek und zwei Küchen brannten, überall Rauch und Qualm, man konnte kaum atmen.
    Er folgte drei schwarzen Typen, die sich aus einem Stück Rohr ein Brecheisen gebastelt hatten und aussahen, als hätten sie vielleicht so was wie einen Plan. Sie stürmten ins Verwaltungsgebäude, in dem es von Knackis nur so wimmelte. Da mußten mindestens sechs Brandherde wüten. Aktenschränke wurden umgekippt, Akten in die Flammen geworfen. Typen schlugen Schreibtische kurz und klein, rissen Kalender- und Diagramme von den Wänden. Alles, was noch nicht kaputt war, wurde jetzt zerstört. Die schwarzen Typen blieben nicht dort, sondern verschwanden durch eine weitere Tür in einer kleinen Kammer, wo sich die Schließer Tee und Kaffee kochten. In diesem Raum war bereits alles zerlegt worden.
    Dort fingen sie an, die Eisenstangen vor dem Fenster rauszuhebeln. Da hatte er den brother zum erstenmal gesehen. Den aus dem Transporter. Der sah aus, als könnte er einfach durch die Stangen durchbeißen, was er aber nicht tat, er brach sie aus dem Stein und Mörtel, als wären’s Narzissenstengel. Sobald wieder eine Stange weg war, johlten die beiden anderen brothers und sagten was in ihrer komischen Sprache. Norman verstand kein Wort. Er freute sich einfach mit ihnen.
    Als schließlich alle Stangen draußen waren, kletterten die brothers aus dem Fenster. Norman folgte ihnen in einigem Sicherheitsabstand für den Fall, daß sie durchdrehten. Sie schienen sich auf dem Gelände bestens auszukennen, und er folgte ihnen. Jetzt waren sie in einer schmalen Gasse, links und rechts hohe Mauern. Die brothers stürmten weiter und liefen am Ende der Gasse um eine Ecke, von wo lautes Gebrüll und so was wie eine Explosion zu hören

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