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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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würde sie nichts als Ärger machen. Müßte ihr jeden Tag was aufs Maul geben.
    Norman verstand was von Frauen. Wußte, wie man sie behandeln mußte. Er hatte es nicht erst lernen müssen. Es war angeboren.
    Norman ging auf die Herrentoilette und zählte sein Geld. Er steckte sechs Zehner in die Tasche des Sweatshirts, weitere zwei und einen Fünfer sowie das Kleingeld in seine Hosentasche, und die restlichen Zehnerwanderten in eine Socke.
    Nachdem er gegessen und seine zweite Tasse Kaffee getrunken hatte, schlenderte er die Straße hinunter zu einem Taxistand. «Ich will ein Mädchen», sagte er zum Fahrer, nachdem er es sich auf dem Beifahrersitz bequem gemacht hatte.
    Der Fahrer schniefte und warf einen Blick auf seinen Christophorus, der am Innenspiegel baumelte. «Irgendwas Bestimmtes?» Es war ein kleiner Bursche mit einem gefurchten Gesicht wie ein frisch gepflügtes Feld. Er trug einen Pullover und schwitzte. Seine Fingernägel waren lang und dick. Wie Klauen, dachte Norman. Vielleicht war er ein wildes Tier.
    «Schwarz soll sie sein», antwortete Norman, «’ne Braut wie Tina Turner.» Er lachte. «Sie muß allerdings nicht singen. Ich meine, sie kann ruhig singen, das ist schon okay, aber sie muß nicht.»
    Der Fahrer behielt für sich, ob er das witzig fand. Sein Gesicht verriet, daß er schon alle Witze gehört hatte, und selbst wenn er den einen oder anderen noch nicht gehört haben sollte, würde er trotzdem nichts witzig finden. Sein Gesicht hatte schon so viele Falten, da würden Lachfalten gar nicht mehr auffallen.
    «Wo fahren wir hin?» fragte Norman.
    «Sie wollen ein schwarzes Mädchen», sagte der Fahrer. «Der Laden heißt The Star. Die haben Inderinnen, Chinesinnen und echt schwarze Schwarze. Da gibt’s sogar Weiße, falls Sie’s sich doch noch anders überlegen.»
    « Star ?»
    «Ja. Das ist kein Puff. Nur ’n Pub. Sie bestellen sich einen Drink, den Rest erledigen dann schon die Mädchen.» Wieder warf er einen Blick auf seinen Christophorus, dann kaute er auf irgendwas rum, obwohl er gar nichts im Mund hatte. Aus irgendeinem Grund kam ihn dann noch ein Gedanke. «Wird heute abend nicht besonders viel los sein», meinte er. «Ist gottverdammt viel zu heiß.»
    Die Taxe hielt vor dem Star. Norman stieg aus und gab dem Fahrer einen Zehner. Der Typ hielt ihm einen Fünfer und zwei Einpfundmünzen hin. Norman nahm den Fünfer und ließ die beiden Münzen auf der Handfläche des Mannes liegen. «Kaufen Sie sich ein neues Gesicht», sagte er.
    Der Typ starrte ihn mit unbewegter Miene an, bevor er vom Bordstein losfuhr. Norman schaute ihm kurz nach, stand dann noch eine Weile da und bestaunte die Vision von Tina Turner, die ihm auf Absätzen hoch wie Stelzen die Straße herunter entgegengeschwankt kam. Sie trug knallrote Shorts und eine schwarze Bluse, die vorne zusammengebunden war. Sie lächelte ihn an, als sie näher kam, rauschte dann weiter in den Eingang des Star und fragte über die Schulter: «Muß ich mir selbst einen Drink bestellen oder gehen wir zusammen rein?»
    Wie sie duftete ! Mein Gott, was für eine Frau! Er hatte völlig vergessen, daß sie so unterschiedlich rochen. «Scheiße, Babe», antwortete Norman. «Ohne mich gehst du heute abend nirgends hin.»
    In der Bar befand sich ungefähr ein halbes Dutzend Männer und Frauen. Der Raum war kaum größer als ein durchschnittliches Wohnzimmer, aber die Wände waren höher, und unter der Decke kreiste ein großer Ventilator aus Messing. Zwei Mädchen wie Tina, wenn auch nicht ganz so üppig, redeten an einem Tisch hinter der Tür mit ihren Freiern. Beide sagten etwas zu ihr, als sie vorbeiging, doch Norman hatte den Manchester-Dialekt noch nicht voll drauf und fand, daß sie zu viele Worte benutzten, um einfach nur Hallo zu sagen. Die Theke war zwei, zweieinhalb Meter lang, und dahinter stand eine Frau mittleren Alters. Sie grinste Tina breit an und erkundigte sich, was Norman trinken wollte. Tina nahm einen Scotch, und Norman bestellte sich das gleiche mit einem Bier zum Nachspülen. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf die nächste äußerst interessante Sache im Raum.
    Am unteren Ende der Theke saß ein brother, der locker zwei Meter zehn groß gewesen sein mußte. Sein Hals hatte den Umfang eines Eimers. Überall Ringe: an den Ohren, in der Nase und an den Fingern. Sein Hemd stand offen, und durch den linken Nippel hatte er ebenfalls einen Ring gezogen. Die Zehen von dem Typen konnte Norman zwar nicht sehen, machte aber

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