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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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waren. Als Norman die Ecke erreichte, waren die Schwarzen spurlos verschwunden.
    Im Schutz der Gasse konnte Norman den ersten Zaun sehen, zwar noch ziemlich weit weg, aber das war er. Aus allen Richtungen rannten Knackis dorthin, während die ausgeflippten Typen auf dem Dach weiter Pfannen und Stücke der Regenrinne herunterprasseln ließen. Sirenen jaulten wie im Krieg. Einige Knackis kletterten über den Zaun und wurden auf der anderen Seite von Schließern empfangen, die sofort Jagd auf sie machten und ihnen mit Gummiknüppeln blutige Köpfe verpaßten. Norman erkannte glasklar, daß dies kein normaler Tag im Gefängnis werden würde. Vielleicht nicht mal eine normale Woche. Er hatte nicht vor, sich auch nur ein bißchen von dem Spaß entgehen zu lassen. Das Messer hatte er sich ursprünglich zum Schutz gebastelt, als Verteidigungswaffe gegen einen durchgeknallten Bastard, der ihm immer wieder an den Arsch wollte; jetzt aber würde er es als Waffe benutzen, die ihm über den ersten Zaun, vielleicht sogar über den äußeren Zaun und raus in die Welt helfen würde. Scheiße, tu’s einfach, sagte sich Norman. Falls einer von denen versucht, dich aufzuhalten, stech den Bastard ab.
    Als er die Gasse verlassen hatte, sah er die drei brothers wieder. Sie hatten inzwischen die halbe Strecke zum Zaun zurückgelegt und hielten auf eine Stelle zu, hinter der keine Schließer zu sein schienen. Norman gab Gas und folgte ihnen. Bislang hatten ihm die drei Glück gebracht. Konnte genausogut bei ihnen bleiben, bis die Strähne zu Ende ging; dann schüttelte er sie ab.
    Eine Dachpfanne rauschte so dicht an seinem Kopf vorbei, daß sie ihm beinahe die oberste Hautschicht abrasierte. Aber Norman blieb nicht stehen. Blieb nicht stehen, bis er über den Zaun war und ihm einer der Schließer mit einem Gummiknüppel ein volles Pfund verplättete. Dann blieb er allerdings stehen. Wachte erst im Krankenrevier wieder auf und verpaßte glatt den Rest von dem Scheißaufstand.
     
    An der Anschlußstelle 21 verließ Norman die M 6 und erreichte über Salford das Zentrum von Manchester. Er saß am Steuer eines weißen Escort Diesel, das Beste, was Birmingham auf die schnelle bieten konnte. Er parkte in zweiter Reihe hinter dem Royal Exchange Theatre, schnappte sich die Reisetasche und ließ den Wagen mit den Schlüsseln in der Zündung stehen. Irgendwer würde sie benutzen.
    Es war heiß und trocken. Manchester, Scheiße, es müßte regnen. Aber die Luft war trocken, viel zu trocken. Also atmete man flach durch den Mund. Die Frauen trugen ärmellose Kleider, und die Männer hatten ihre Jacken über die Schulter geworfen. Norman lehnte sich ans Schaufenster eines Geschäfts und sah sich einige der Frauen etwas genauer an. Beine, Haare, ab und zu zog ihm der Duft ihres Parfüms in die Nase, wenn die eine oder andere ganz dicht an ihm vorüberging. Die taten alle so, als wäre er gar nicht da. Aber sie wußten es sehr wohl.
    Ein völlig neues Territorium, aber es fühlte sich gut an. Norman war in Southampton geboren und als Teenager nach London gezogen. Vor dem heutigen Tag war er nie weiter im Norden gewesen als bis nach Watford und hatte schon fast damit gerechnet, hier oben nur Bauern und wilden Tieren zu begegnen. Bei dem Gedanken lächelte er leise. Manchester sah genauso aus wie manche Stadtteile Londons, eigentlich gab’s kaum einen Unterschied, sogar ein paar von den Geschäften hatten die gleichen Namen. Gut so. Wenn er’s mit Bauern und Wölfen zu tun bekommen hätte, Scheiße, wahrscheinlich wäre er dann schon längst wieder unterwegs in den Süden.
    Er ging in einen Hamburgerladen und bestellte sich einen doppelten Cheeseburger und zwei Becher Kaffee. Zwinkerte der Kellnerin zu, die mit einem spöttischen Grinsen antwortete und wissen wollte, ob er ein Problem mit seinen Augen hätte. Norman fragte, ob sie mit so einer Einstellung viel Trinkgeld kassiere. Sie konterte mit einer weiteren Ladung Müll, aber Norman nahm sein Tablett und suchte sich einen Tisch am Fenster. Scheiße, die erste Frau, mit der er seit Jahren redete, quatschte ihn gleich blöd von der Seite an. Hatte genau so einen Scheißakzent wie in Coronation Street. Konnte ja sein, daß sie abends im Rovers Return arbeitete, aber Norman würde ihr nicht mal einen Job als Tellerwäscherin geben. Ein Gesicht wie ein Hund. Scheiße, überhaupt kein Body. Schmierige Schürze. Dicke, fette Stampfer. Wie ein Bauerntrampel. Selbst wenn man die auf den Strich schickte,

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