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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Löcher ins Fell brennen. Vielleicht hatte er dann eine Chance. Schon möglich, daß so etwas wie Mitleid oder was immer es nun war, das einfach nicht durch seine Haut gelangen konnte, vielleicht durch die Einschußlöcher eindringen könnte.
     

Kapitel 34
     
    «War das Norman?» fragte sie.
    «Ja», antwortete Geordie. Als sie das Haus erreichten, bemerkte er, daß die Haustür immer noch offenstand. Das Mädchen ging schnell hinein, und Geordie folgte ihr.
    «Wie heißt du?» fragte er.
    «Janet», sagte sie und lächelte ihn an. Es war ein flüchtiges Lächeln. Ihr Gesicht war schmutzverschmiert vom Bach. «Und du?»
    «Man nennt mich Geordie», sagte er. Dann fiel ihm etwas anderes ein, und er fügte hinzu: «Es gibt so ’ne Krankheit, die man in Flüssen und Bächen kriegen kann. Verursacht wird das durch Rattenpisse.»
    Da war es wieder. Dieses flüchtige Lächeln, das offensichtlich typisch für sie war. Bis man dazu kam, es zu erwidern, war es längst schon wieder weg. «Ich spring kurz unter die Dusche», sagte sie. «Zieh mich um. Du kannst nach mir rein.»
    Sie ging die Treppe hinauf nach oben, und Geordie warf einen Blick auf ihre Plattensammlung. Viel von John Lennon, das meiste davon kannte er nicht. Sam würde alles kennen; er liebte John Lennon, das ganze alte Zeug. Geordie mochte es auch, besonders wenn Sam darüber redete und die Geschichten hinter den Songs erzählte. Er konnte ein Stück auflegen, das man noch nie gehört hatte, und man hörte nur mit einem Ohr zu, und dann sagte er: «An den erinnere ich mich noch genau. Als dieser Song rauskam, war ich gerade in San Francisco...» Oder so was in der Richtung. Und dann erzählte er, was er damals in San Francisco gemacht hatte, oder wo immer er war, und auch über all die Typen, die er kannte, Hippies und Verrückte im allgemeinen, Freaks und Perverse, und wenn er schließlich fertig war, glaubte man, den Song zu kennen, und bat ihn vielleicht sogar, ihn noch einmal vorzuspielen.
    Geordie verließ die Plattensammlung und sah sich einige andere Sachen im Wohnzimmer an. Hauptsächlich Mädchenkram, aber auch das eine oder andere von Norman. Etwas sah wie ein Schalldämpfer für eine Pistole aus, und dann die größte Überraschung an einem an Überraschungen ohnehin reichen Tag: Gus’ Diktiergerät.
    Was bewies, daß der Typ Gus ermordet hatte. Es gab keine andere Möglichkeit, wie er das Ding sonst in die Finger hätte bekommen können. Geordie nahm es in die Hand und drückte auf den Wiedergabe-Knopf. Nichts. Also spulte er es an den Anfang des Bandes zurück. Als er erneut auf den Wiedergabe-Knopf drückte, hörte er Gus’ Stimme: «Im Augenblick sitzt Norman Brown vor Celias Haus. Er weiß, daß es Celias Haus ist. Er weiß, daß das Haus irgend etwas mit uns zu tun hat. Woher? Warum?» Dann nur noch Rauschen.
    Geordie spulte zurück und hörte es sich noch einmal an.
    Als er das Gerät ausschaltete, kam ihm das Haus im Hintergrund von Gus’ Stimme merkwürdig still vor. Geordie starrte das Diktiergerät an und versuchte zu verstehen, was er gerade gehört hatte. Dann hörte er Schritte im Hausflur, vor der Wohnungstür. Geordie spürte, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten. Sie machten das ganz von sich allein. Er konnte sie auch nicht sehen, weil sie ja hinter seinem Kopf waren. Aber dafür spürte er sie nur zu deutlich abstehen wie die Stacheln bei einem Igel. Da war’s wieder. Noch ein Schritt.
    Als nächstes drehte sich der Türknauf mit einem leisen Quietschen, und wer immer draußen gewesen war, stand jetzt in der Wohnung. Jemand bewegte sich verstohlen. Jemand bewegte sich leise. Geordie nahm das Diktiergerät. Lieber wäre ihm etwas Schwereres gewesen. Lieber hätte er eine Kanone gehabt. Eine? sehr große Kanone. Aber in Ermangelung von etwas Soliderem müßte es das Diktiergerät eben auch tun.
    Schnell und lautlos glitt er zu einer Stelle hinter der Tür. Er schaute sich fieberhaft nach einer wirkungsvolleren Waffe um, " aber da war nichts. Er hob das Diktiergerät über seinen Kopf, war bereit, es auf den Schädel des Psychos niederkrachen zu lassen, sobald er durch die Tür kam. Geordie hielt die Luft an, als der Türknauf sich drehte und die Tür langsam und leise aufgedrückt wurde. Er wartete und rechnet damit, den Lauf einer Kanone im Spalt der Tür zu sehen. Doch statt dessen kam ein Geräusch, daß dem Balzruf eines Pfaus verdammt nahe kam.
    «Juuuhuuu.» Es war eine schrille Frauenstimme, und sie war sehr nah

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