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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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der Ecke rührte sich, aber sie war mit den Gardinen gut eingepackt, und Norman hatte ihr außerdem die Bluse runtergerissen und in den Mund gestopft. Die ging bestimmt nirgends hin, und viel mitzureden hatte sie auch nicht. Als er ihr den Fummel in den Mund stopfte, hatte sie ihn gebissen. Es blutete, wahrscheinlich hatte sie ihm Aids verpaßt. Norman hatte seine Hand fassungslos angestarrt, die Abdrücke der Zähne und den dünnen roten Blutfaden, und sich gefragt, was er nun tun sollte.
    Ein Biß war ein Biß, und wenn’s nur das war, dann wußte er genau, was zu tun war, sollte ihr wahrscheinlich ein paar reinhauen, vielleicht ein neues Gesicht schnitzen, damit sie sich beim nächstenmal daran erinnerte. Aber Aids? Was machte man mit jemandem, der einen mit Aids infiziert hatte? Norman hatte nicht den blässesten Schimmer. Er wußte nicht mal, wie er auf die Frage überhaupt kam. Es war höchstwahrscheinlich was Metaphysisches, so was in der Richtung. Der Name Aristoteles schoß ihm durch den Kopf, dicht gefolgt von Freud.
    In der obersten Schreibtischschublade fand er einen Verbandskasten und stillte die Blutung mit einem Pflaster. Die Hippiefrau trat die Gardine weg. Ihr Rock war bis zur Taille aufgerissen, und auf einer Wade traten dunkel und deutlich Venen hervor. Norman durchquerte den Raum zu ihr. Sie hatte Schwielen unter den Füßen. Und auf ihrem Oberschenkel, ganz weit oben, fast schon auf der Hüfte, war ein kaffeebraunes Muttermal, das sich bis zu ihrem Knie zog. Oder war es eine Prellung?
    Norman schob ihr die Kanone ins Ohr. Er suchte Blickkontakt zu ihr. Dann zog er die Kanone wieder zurück und faßte mit der freien Hand die Krampfadern auf ihrer Wade an. Er hatte die diffuse Idee, ihr die Adern einfach rauszureißen, sie irgendwie zu entwirren und der Frau so Schmerz zuzufügen. Aber er konnte nicht. Durch den Biß in die Hand war ihm bereits übel, und er fand es ekelhaft, wie sich die Krampfadern anfühlten. Er ließ ab und drückte die Kanone unter ihr Kinn. Erneut stellte er Blickkontakt her. Sah die panische Angst. Lächelte, damit sie seine Zähne sehen konnte.
    Dann drückte er langsam den Abzug und jagte ihr ein Loch in den Schädel.
     
    Er beobachtete Janet am Tisch in der winzigen Küche. Sie besaß eine altmodische Waage mit einzelnen Gewichten, und sie war gerade damit beschäftigt, die Zutaten für das Abendessen abzuwiegen. Man erkannte sofort, daß sie ein hoffnungsloser Fall war, sie war eine Köchin, die eine Ewigkeit für die Zubereitung einer Mahlzeit benötigt, die jede Katze verschmähen würde. Nur daß ihre Katzen absolut nichts verschmähten. Man klatschte irgendwas in ihre Schüsseln, und augenblicklich war es verschwunden.
    Sie hatte ein Paket Linsen, eine Zwiebel, zwei Tomaten, ein Ei, ein Päckchen Butter und etwas Salz. Den Reis hatte sie bereits mit Wasser in einen Topf gegeben, und sie stand dauernd vom Tisch auf, um zum Herd zu gehen und den Reis umzurühren. Norman konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, aus welchem Grund sie den Reis umrührte. Er hatte noch nie jemanden gesehen, der Reis umrührte. Aber irgendeinen Grund mußte es ja geben. Vielleicht hatte sie Rührreis gekauft.
    «Was gibt’s denn Gutes?» fragte er.
    «Linsenrisotto», erwiderte Janet.
    Norman mischte sich nicht ein. Er schaute ihr zu. Sie war seine Frau, und sie tat ihr Bestes. Mehr konnte man nicht verlangen. Er stellte sich vor, wie sie schließlich das Essen servierte, mit Kerzen und ein paar Flaschen noblem Bier. Sie warf ihm einen ängstlichen Blick zu und erwartete nach dem ersten Happen sein Urteil. Er kostete es, kaute es langsam durch, ließ den Gaumen die Säfte aufsaugen. Schließlich schluckte er und sagte, einfach köstlich, und Janet würde verschämt lächeln, kurz fortschauen, den Blick auf ihren Teller senken, und wenn sie die Augen wieder zu ihm hob, dann würden sie strahlen.
    Norman schüttelte den Kopf. Er sah Janet inmitten ihrer Zutaten an. Tja, dachte er, so könnte es sein, aber wahrscheinlich wird’s so laufen, daß sie hier nur eine unmögliche Schweinerei veranstaltete und sie am Ende was vom Chinesen holen würden.
    Er ließ sie allein und schlenderte ins Wohnzimmer. Er zog die Kanone aus seinem Hosenbund, schraubte den Schalldämpfer ab, entlud sie und begann, die Waffe zu zerlegen und zu reinigen.
    Orchid kam herübergeschlendert und sprang auf sein Knie. Norman schubste sie auf den Boden zurück. Sie sprang auf die Lehne des Sessels und versuchte,

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