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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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antwortete Sam Thomson. «Ich habe sie noch nie zuvor gesehen. Sie ist hübsch. Ich würde mich an sie erinnern.»
    «Wie steht’s mit dem Mann, dem das Waffengeschäft gehörte?» fragte Delany. «Und seine Frau. Kannten Sie die?»
    «Das Ehepaar, das ermordet wurde?» fragte Sam. «Das Ehepaar aus Haxby? Was ist los, Delany? Was hat Gus damit zu tun? Was versuchen Sie hier abzuziehen?»
    Delany lächelte Sam an und zählte an seinen Fingern ab. «Fünf Fragen», sagte er. «Und alle hintereinander.» Das Lächeln verkümmerte. «Wir fragen», sagte er. «Und Sie antworten. Okay?»
    «Ihr Zählen war der reinste Genuß», sagte Sam. «Machen Sie weiter so, und ehe Sie sich versehen, sind Sie schon bei zweistelligen Zahlen.»
    Delany ignorierte ihn. «Ihr Partner», sagte er. «Angus Scott. Woran arbeitet er im Augenblick?»
    «Ohne meinen Anwalt werde ich keine weiteren Fragen mehr beantworten», sagte Sam. «Sie haben irgendwas Schleimiges im Ärmel, und solange ich nicht weiß, was das ist, werden Sie von mir gar nichts mehr hören.»
    «Ganz wie Sie wollen», sagte Delany. «Sergeant Thomson, begleiten Sie Mr. Turner zum Telefon und lassen Sie ihn seinen Anruf erledigen, wären Sie so nett?»
    Sam wählte Celias Nummer und atmete erleichtert auf, als sie sich meldete. «Sehen Sie eine Möglichkeit, mir etwas Tabak aufs Polizeirevier zu bringen?» fragte er.
    «Ich glaube kaum, daß ich Sie auch noch darin unterstützen sollte zu rauchen, Sam», erwiderte Celia.
    «Okay, vergessen Sie’s. Aber ich scheine hier trotzdem ein kleines Problem zu haben, Celia», sagte er. «Haben Sie einen Moment Zeit?»
    «Ich gehe nirgendwo hin», sagte sie.
    Dieses Gefühl kannte Sam nur zu gut.
     

Kapitel 22
     
    Marie Dickens hatte ihre Runde beendet und die Medikamente verteilt. Bei sieben Patienten auf der Station mußte noch Blutdruck und Temperatur gemessen werden. Mit dem ersten war sie gerade fertig, als sie die Polizei bemerkte. Zwei Uniformierte, ein großer Mann und eine kleinere Frau, schritten mit diesem typischen Polizistengang den Korridor entlang, als wären sie permanent im Dienst.
    Das Stethoskop funktionierte wieder nicht richtig, und Marie hatte Schwierigkeiten, bei einem ihrer männlichen Patienten den Blutdruck zu messen. Im gesamten Gesundheitswesen ging alles den Bach runter. Es gab kein Geld, irgendwas zu ersetzen. Kacheln fielen von der Wand, wurden zusammengekehrt und fortgeworfen. Das Loch in der Wand blieb. Geräte gingen kaputt und verschwanden. Kamen in den Himmel. Irgendwo landete das Zeug ganz sicher. Wurde nie wieder gesehen. Nie ersetzt. Im Moment fehlten ihnen vor allem Decken, und sie waren dankbar für das heiße Wetter. Aber im Winter würde es richtig übel werden. Ein ständiger Kampf gegen Unterkühlung. Im Erziehungswesen sollte es angeblich noch schlimmer aussehen. Marie konnte sich kaum vorstellen, wie das gehen sollte. Sie verstand einfach nicht, warum diese Regierung immer noch an der Macht war. Marie begegnete nie jemandem, der sie unterstützte. Jeder hielt sie für mies und schäbig. Trotzdem waren sie immer noch da.
    Marie klopfte gegen das Stethoskop und versuchte es erneut, dann warf sie das Instrument beiseite. Sie lächelte ihren Patienten an, einen Mann, der schon bessere Tage gesehen hatte, aber nie mehr Wiedersehen würde. «Sinnlos», sagte sie zu ihm. «Ich werde mal sehen, ob ich irgendwo ein anderes auftreiben kann. Bin gleich zurück.» Sie verließ das Zimmer und ging zur Schwesternstation, um ein anderes Stethoskop zu holen, das ebenfalls nur gelegentlich funktionierte.
    Als sie den Korridor hinunterging, drehte die uniformierte Polizistin leicht den Kopf, und irgendwie wußte Marie, daß sie wegen ihr gekommen waren. Die Kopfbewegung der Polizistin war so geringfügig, daß es den meisten Menschen völlig entgangen wäre, und doch lag eine ganze Welt darin. Es hinterließ bei Marie keinerlei Zweifel mehr. In Gedanken wiederholte sie die letzten Worte, die sie zu ihrem Patienten gesagt hatte, Bin gleich zurück , und noch als diese Worte ihr durch den Kopf gingen, wußte sie, daß sie ganz bestimmt nicht gleich zurück sein würde. Sie wußte nicht, wann sie überhaupt wieder zurück sein würde.
    Genau in dem Augenblick, als die Polizistin diese minimale Kopfbewegung machte, begann die Zeit wegzukippen. Es gab gewisse Schlüsselworte, die es ihr ermöglichten, sich noch an einen letzten Rest von Realität zu klammern. Sie erkannte nicht einmal den Namen Angus

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