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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Er liebte es. Erzählte es jedem, den er kennenlernte. Zog die Jacke aus und zeigte ihnen das Loch. «Ist glatt durchgegangen», sagte er dann. «Hätte mich gottverdammt um ein Haar umgebracht.»
    Abgesehen von dem Einschußloch war es eine schöne Jacke, die irgendwo von einem Schneider, der seinen Job verstand, maßangefertigt worden war. Sie war nicht für Geordie gemacht worden, paßte ihm aber besser als dem ursprünglichen Besitzer. Weiches braunes Leder, oberschenkellang, saß einfach perfekt. Geordie trug sie mit aufgestelltem Kragen, die Hände tief in den Taschen vergraben, und er ging in ihr mit einem leicht wiegenden Gang, Kopf und Schultern bewegten sich rhythmisch von einer Seite auf die andere, wie ein cooler Sänger.
    Geordie legte den ersten Gang ein und fuhr ruckelnd los. Er warf Sam einen kurzen Blick zu und lächelte ihn beruhigend an, dann sah er schnell wieder auf die Straße. Er saß kerzengerade, sein Kinn berührte beinahe das Lenkrad, und sah in den Spiegel, schaltete dann schnell in den zweiten und dritten Gang und brauste los. Sam hatte das Beten bereits vor vielen Jahren aufgegeben - außer in Notfällen. Jetzt begann er mit dem Wort Bitte. Falls es ein Eingreifen übernatürlicher Kräfte gab, dann wollte er es jetzt erleben.
    Es war nur eine kurze Fahrt zum Büro, und auf den Straßen herrschte bemerkenswert wenig Verkehr. Geordie hielt die Geschwindigkeit auf den geraden Streckenabschnitten irgendwo zwischen fünfundvierzig und fünfzig Stundenkilometern, scheuchte den Volvo aber ordentlich vor Kreuzungen und Ampeln. Sinn und Bedeutung von Fußgängerüberwegen mußte sich ihm erst noch erschließen, und heute war er zum erstenmal auf die Idee gekommen, sich diesen mit lärmender Hupe zu nähern. Touristen und Leute auf dem Weg zu ihren Arbeitsplätzen klebten förmlich am Straßenrand und versuchten, sich unsichtbar zu machen, nur um an Statur und Kühnheit über sich hinauszuwachsen, sobald der Volvo vorbei war. Dann tauchten sie im Rückspiegel auf, schüttelten die Fäuste und stießen Obszönitäten aus.
    Sam dachte, das Auto mit dem aufleuchtenden Blaulicht wollte an ihnen vorbei, also setzte er sich aufrechter hin und sagte: «Geordie.»
    «Ist schon okay», erwiderte Geordie und blinkte links. «Ich mach ihm Platz.»
    «Nein», sagte Sam, aber es war zu spät. Jetzt hing Geordie auf der Linksabbiegerspur. Das Auto mit dem Blaulicht setzte sich dicht hinter den Volvo und bog ebenfalls links ab.
    «Mein Gott», sagte Sam. «Fahr rüber. Halt einfach an.»
    «Nein», sagte Geordie. «Er will vorbei.»
    Sam berührte seinen Arm. «Halt an», sagte er.
    Geordie trat auf die Bremse.
    Das Auto mit dem Blaulicht fuhr auf den Volvo auf.
    Sam donnerte gegen die Windschutzscheibe.
     
    Es folgte ein Moment, während dem sich Sam und Geordie die Nasen rieben. Beide bluteten. Es mußte nur ein paar Sekunden gedauert haben, bis dieser Zeitraum vorüber war, denn als nächstes erinnerte sich Sam an ein Klopfen gegen die Windschutzscheibe. Er schaute auf und entdeckte einen Teigkloß in Polizeiuniform vor dem Wagen. Ein zweiter stand seitlich neben dem Auto, und sie wollten, daß Sam und Geordie ausstiegen. Keiner der Polizisten sah besonders glücklich aus.
    Sam suchte in seiner Tasche nach Tabak. Dann fiel ihm wieder ein, daß er es ja aufgegeben hatte. Es war nicht die beste aller Zeiten, mit dem Rauchen aufzuhören. Er kurbelte die Seitenscheibe herunter, und der Polizist vor der Windschutzscheibe forderte ihn auf auszusteigen. Als Sam seinem Wunsch folgte, hörte er den anderen Polizisten Geordie fragen, ob er Sam Turner sei. «Nein», sagte Geordie. «Ich bin nur der Fahrer. Das da ist Mr. Turner.»
    «Ich hoffe, Sie haben einen Führerschein und sind versichert», sagte der Polizist.
    «Ich bin Anfänger», klärte Geordie ihn auf. «Deshalb hab ich ja auch die Ls vorne und hinten am Auto.»
    «Tun Sie sich einen Gefallen», sagte der Polizist. «Melden Sie sich nicht zur Fahrprüfung an. Sie werden durchfallen.»
    «Jetzt muß ich aber auch mal was über Ihre Fahrkünste sagen», meinte Geordie. «Denn immerhin sind Sie ja uns hinten draufgefahren.»
    Der andere Bulle verlangte Sams Papiere, und als er sie kontrolliert hatte, bat er Sam, ihn aufs Revier zu begleiten.
    Sie trennten sich, und Sam fuhr mit dem Teigkloß im Streifenwagen, während Geordie und der andere Bulle mit dem Volvo folgten. Sobald sie im Revier eintrafen, wurde Sam in ein kleines Vernehmungszimmer geführt, wo er

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