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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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war sie sich nicht mehr so sicher. Manche dieser Waffen fühlte sich in der Hand gut an, als wären sie dafür gemacht worden, einer Hand zu schmeicheln. Und sie waren so blank, so glatt, und die einzelnen Teile waren so gut aufeinander abgestimmt, zum Beispiel wenn man sie zerlegte oder lud oder entlud. Eine Waffe hatte etwas absolut Nettes. Nicht die Idee einer Waffe, das war alles andere als nett. Aber ihr Gewicht, wie sie sich einem in die Hand schmiegte, das war nett.
    Oh, und sie würde sagen, später, wenn sie erfuhren, daß er Waffenhändler war. Falls sie es erfuhren. Angenommen, wenn sie sagte, er sei Verkaufsleiter, und dann sagte derjenige, mit dem sie sich gerade unterhielt: «Wirklich. Was verkauft er denn?» Dann würde sie sagen, daß es Waffen waren. Und sie würde sagen: «O ja, die meisten Kunden hat Norman in der Landwirtschaft.»
    Denn das waren sie tatsächlich, Landwirte. Genau das waren Landwirte doch, Angehörige der Landwirtschaft.
    Als sie mit der Petersilie zurückkehrte, schälte und schnitt sie eine Zwiebel. Schnitt sie ganz fein. Dann briet Janet sie behutsam in etwas Butter an. Sie rührte immer wieder mit einer Messerspitze darin herum. Laut Rezept sollte sie sie glasig werden lassen. Sie gab den Reis sowie die Linsen und Tomaten dazu und stellte alles zusammen in den Backofen, bevor Norman die Augen aufschlug.
    Als er in die Küche gestolpert kam, überreichte Janet ihm eine Zeichnung, die sie gemacht hatte.
    «Riecht gut», sagte er und hielt die Zeichnung in der Hand. «Was ist das?»
    «Fürs Geschäft», erklärte Janet..« Es ist eine Waffe.»
    «Das sehe ich auch», sagte er. «Du kannst gut zeichnen. Sieht genau aus wie ’ne Kanone.»
    Die Zeichnung der Waffe war mit einer doppelten Linie eingekreist, und um den Kreis standen die Worte: «Kauft Waffen und macht das Leben zu einem Knaller.»
    «So was wie ’ne Annonce?»
    «Ja», sagte sie. «Ist aber nicht von mir. Ist so was wie ’ne echte Annonce. Mark Chapman, das ist der Mann, der John Lennon erschossen hat. Er hat in Honolulu gelebt, und die Kanone, die er benutzt hat, die hat er in einem Geschäft gekauft, über dessen Tür dieses Schild gehangen hat.»
    «Ist das wahr?» fragte Norman.
    «Ja. Es ist die Wahrheit. Ich hab alles darüber gelesen. Er hat sich einen fünfschüssigen Charter Arms Undercover .38er Special Revolver mit einem Zwei-Zöller-Lauf gekauft, aber keine Munition. Und er hat John Lennon am 8. Dezember 1980 vor dem Eingang des Dakota in New York ermordet. Er hat auf ihn gewartet, und als John Lennon mit seiner Frau eintraf, da hat er ihn erschossen.»
    «Ein fünfschüssiger Charter Arms...» Norman mühte sich ab zu wiederholen, was sie gesagt hatte.
    «Ein Charter Arms Undercover .38er Special Revolver. Das hat er benutzt», sagte sie.
    «Nicht gerade die beste Kanone der Welt», meinte Norman. «Einfach nur eine billige Kanone.»
    «Aber klein», sagte Janet. «Eine gute Waffe für einen Mörder.»
    «Vielleicht», meinte Norman. «Und Munition hat er keine gekauft, sagst du?»
    «Nein.»
    Norman lachte. «Und womit hat er dann geschossen? Mit Erdnüssen vielleicht?»
    «Nein», sagte Janet. «Er hat von einem Polizisten ein paar Dumdums bekommen.»
    «Willst du mich verarschen?»
    «Das ist wahr», versicherte Janet. «Er kannte diesen Typen bei der Polizei. Und von dem hat er die Dumdums bekommen, damit er John Lennon erschießen konnte.»
    Norman schüttelte den Kopf und drehte sich auf einem Fuß einmal um die eigene Achse. Woher wußte sie das alles?
    «Jedenfalls», sagte Janet, «hab ich diese Zeichnung, diese Annonce, wegen dem Doppelmord von neulich gemacht. Im Radio haben sie gesagt, jeder hätte jetzt Angst, das Haus zu verlassen. Und wenn die Leute Angst haben rauszugehen, dann ist das doch wunderbar für dein Geschäft. Die ganzen Bauern werden doch bei dir anrufen, weil sie mehr Waffen kaufen wollen, denn sie haben Angst rauszugehen, und auch ihre Frauen haben Angst rauszugehen. Verstehst du, was ich meine. Das bedeutet, du wirst alle Hände voll zu tun haben.»
    «Was gibt’s zu essen?» fragte Norman. «Und wann ist es fertig?»
    «Es ist eine Überraschung», sagte Janet. «Und fertig ist es in exakt» - sie warf einen Blick auf die Uhr - «fünfundvierzig Minuten.»
    «So lange noch? Bis dahin bin ich längst tot. Ich werde verhungert sein.»
    «Hast du Lust, dir ein paar Songs von John Lennon anzuhören?» Sie führte ihn ins Wohnzimmer und drückte ihn sanft auf die Couch.

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